Infrastruktur : Vietnam will Stadtbahnen bauen
Hanoi und Ho-Chi-Minh-City haben jeweils Masterpläne für den Aufbau von Stadtbahnen vorgelegt. Am weitesten fortgeschritten sind die Planungen für zwei Strecken in Hanoi sowie die von der KfW teilfinanzierte Linie 2 in Ho-Chi-Minh-City. Bisher wurden noch keine Schienen verlegt. Gute Auftragschancen bieten Machbarkeitsstudien, vorbereitende Ingenieurleistungen und später die Lieferung von Bahntechnik.
Die Pläne für Stadtbahnen liegen in Vietnam seit 2001 in den Schubladen. Ho-Chi-Minh-City möchte sechs Metrolinien mit einer Gesamtlänge von 124 km bauen lassen. Hanoi visiert 267 km für acht Metrolinien an. Die Umsetzung obliegt den Stadtverwaltungen. Diese können allerdings die anspruchsvollen Projekte alleine technisch und finanziell nicht schultern. Konkrete Ausführungsplanungen und erste Ausschreibungen liegen für die Vorhaben mittlerweile vor, die bilaterale und multilaterale Entwicklungsorganisationen unterstützen wollen. Japan, Deutschland, Frankreich und Spanien teilfinanzieren jeweils unabhängig voneinander Stadtbahnlinien.
Ebenfalls für die übrigen vorgeschlagenen Strecken sind die Städte auf ausländische Geldgeber angewiesen. Sie suchen private Investoren, die sich in Form von PPP-Modellen ("Public Private Partnership") beteiligen möchten, oder Kapitalgeber, die weitere Zuschüsse und zinsgünstige Kredite im Rahmen ihrer "Official Development Assistance (ODA)" vergeben möchten.
Die Planungen in den Metropolen werfen einige Schwierigkeiten auf. Ho-Chi-Minh-City mit 7,5 Mio. und Hanoi mit 6,7 Mio. offiziellen Einwohnern sind äußerst dicht besiedelt. Zwar gehören Grund und Boden grundsätzlich Volk und Staat, aber die Nutzungsrechte der Grundstücke sind oft nicht geklärt. Enteignungsfragen können die Infrastrukturprojekte um Jahre verzögern. Auch die Stadtbahnprojekte liegen hinter den ursprünglichen Zeitplänen zurück. Bei einigen Projekten erfolgen die ersten Ausschreibungen.
Japan unterstützt in Hanoi den Bau der Linien 1 und 2. Die Linie 2A finanziert die VR China. Die "Agence Francaise de Developpement (AFD)" bezuschusst die Baumaßnahmen sowie die Anschaffungen von Systemtechnik für die Linie 3. Die Pläne für diese Linie entwarf das französische Ingenieurbüro Systra. Die Linien 4 bis 8 befinden sich in der Planungsphase. Die Japan International Cooperation Agency (JICA) stellt Kapital für den Bau der Route 1 in Ho-Chi-Minh-City bereit. Erste Bauaufträge wurden ausgeschrieben. Die deutsche Entwicklungsbank KfW, die Asian Development Bank (ADB) und die European Investment Bank (EIB) finanzieren den ersten 9,5 km langen Abschnitt der circa 1,4 Mrd. US$ teuren Linie 2. Die KfW bezahlt unter anderem Beratungsleistungen und die Systemtechnik. Ein Konsortium aus Pöyry Infra, ILF Beratende Ingenieure, Obermeyer und dem vietnamesischen Planungsbüro Tedi South erhielt im Jänner 2012 den Vertrag als Durchführungsconsultant für die Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung des Vorhabens. Vietnam hat bereits ODA-Mittel für den zweiten Abschnitt dieser Linie bei der ADB beantragt.
An der Linie 5 hat Spanien Interesse. Die Consultingfirma Idom Ingenieria erstellte 2009 eine Machbarkeitsstudie, welche die Baukosten auf 900 Mio. US$ schätzt. Davon sagte Spanien 500 Mio. Euro an Mitteln zu. Auch für die übrigen Metro-Linien, den Bau von Monorail-Systemen und Straßenbahnen sucht die in Ho-Chi-Minh-City zuständige Behörde "Management Authority for Urban Railways" noch Geber von ODA-Mitteln oder private Investoren, die sich in Form von Betreibermodellen beteiligen möchten.
Langsam erreicht der Individualverkehr in beiden Metropolen seine Kapazitätsgrenzen. Das Hauptverkehrsmittel ist bislang das Motorrad. Die 35 Mio. Motorräder und die 1,7 Mio. Autos, die landesweit zugelassen sind, verstopfen in den "Rush-hours" bereits die Straßen der Großstädte. Mit ihren Kleinkrafträdern kommen die Vietnamesen allerdings am leichtesten durch. Ein Grund für die Beliebtheit der Zweiräder sind die günstigen Anschaffungskosten, niedrige Kraftstoffpreise und die sehr engen Gassen, genannt "Hems", die sich durch die Wohnviertel der Städte ziehen. Autos kommen hier nicht weit - Busse erst recht nicht. Die Stadtbahnen können somit zur Lösung drängender Verkehrs- und Umweltprobleme beitragen. Die Abgase der Kfz verschmutzen die Luft. Hanoi und Ho-Chi-Minh-City weisen höchste Feinstaubbelastungen in Asien auf. Bei der Luftverschmutzung liegt Vietnam an trauriger neunter Stelle unter 132 Ländern, die 2012 in einer Studie von den Universitäten Yale und Columbia untersucht wurden.