Immobilien : Verkaufsargument Nachhaltigkeit

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Das Thema Nachhaltigkeitt wurde ein weiteres Mal in der Umfrage "Nachhaltigkeit im Immobilienmanagement" der Roland Berger Strategy Consultants bestätigt. Noch nicht geklärt ist dagegen, inwieweit Nachhaltigkeits-Zertifikate für Immobilien Sinn machen.

Das zentrale Ergebnis der Studie lautet jedenfalls, dass auf "allen Stufen der Wertschöpfungskette enorme ökologische und finanzielle Potenziale für sämtliche Akteure verborgen liegen".

Auf Österreichs Immo-Markt ortet Roland Berger-Partner Rupert Petry einen deutlichen Trend in Richtung Nachhaltigkeit. 73 Prozent der befragten Bauherren und Investoren gaben an, für nachhaltige Immobilien einen Aufschlag von durchschnittlich neun Prozent in Kauf zu nehmen.

"Daraus ergibt sich für Österreich ein zusätzliches Investitionspotenzial von rund 1,3 Milliarden Euro", so Petry. Für die Schweiz sind es 1,4 Milliarden Euro und in Deutschland sogar rund 13 Milliarden Euro. Für die Studie wurden 40 Akteure im Immobilienmanagement in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.

Die Tendenz auf dem Mietmarkt sei ähnlich. Die Befragten würden einen Aufschlag von durchschnittlich 4,5 Prozent akzeptieren. Ein Viertel der Studienteilnehmer wäre sogar dann bereit, mehr zu bezahlen, wenn der "Nachhaltigkeitszuschlag" höher als die Einsparungen durch den niedrigeren Energiebedarf wäre.

Hauptkriterium bei Immobilienprojekten sind aber nach wie vor die Produktionskosten, doch das Umdenken beginnt schön langsam. Immerhin die Hälfte der Studienteilnehmer rechnet laut der Umfrage damit, dass Immobilien in den kommenden Jahren zunehmend als strategische Ressource wahrgenommen werden.Zertifikaten fehlt noch die AkzeptanzNachhaltigkeits-Zertifikate für Immobilien sind bereits am Markt. Die meist verwendeten in Europa sind BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) und LEED (Leadership in Energy and Environmental Design). Im deutschsprachigen Raum hat die deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) eine ähnliche Bewertungsmethode entwickelt. Bei Roland Berger bezweifelt man die Sinnhaftigkeit jedoch. Die große Vielfalt mindert die Transparenz und damit die Akzeptanz in der Branche, heißt es.LEED und das Gütesiegel der DGNB hätten aber laut Umfrageteilnehmern noch einige Nachteile. Sie seien noch zu sehr an der Ökologie ausgerichtet, die ökonomische Dimension trete in den Hintergrund. Zudem würden Aufwand und Kosten des Zertifizierungsprozesses den Bedürfnissen des Nachfragers nicht gerecht. Weiters ließe sich durch eine Kennzahl wie dem Energieverbrauch ohnehin Rückschlüsse über die Nachhaltigkeit ziehen. Trotzdem erwartet die Mehrzahl, dass Nachhaltigkeitszertifikate mittelfristig ein Wertreiber von Immobilien werden.In Österreich kommen derartige Bewertungen derzeit noch nicht zur Anwendung. Bereits mehrfach vergeben wurde dagegen das EU-Zertifikat GreenBuilding, das ähnliche Anforderungen stellt wie die erwähnten Siegel.

Der internationale Immobilienvermarkter CB Richard Ellis (CBRE) spricht sich bereits für einen verstärkten Einsatz von Nachhaltigkeits-Siegeln ein. Laut CBRE-Untersuchungen erzielen energieeffiziente Büroflächen höhere Mietpreise und auch ein größeres Mietpreiswachstum als herkömmliche Flächen. "Neben dem Marketing- und Imageeffekt eines nachhaltigen Investments in nachhaltig erstellte und zertifizierte Gebäude kann davon ausgegangen werden, dass solche Immobilien mittelfristig einen stabilen Zahlungsstrom infolge eines verringerten Vermietungsrisikos generieren und sich somit zukünftig auch höhere Verkaufspreise am Markt erzielen lassen", plädierte bereits im Vorjahr CBRE Österreich-Chef Andreas Ridder für eine breitere Anwendung von Nachhaltigkeitszertifikaten. (APA/pm)