Kredite für Baumaschinen : Vergleich macht reich
Da hat in Zeiten wie diesen doch noch jemand Optimismus und er könnte mit seinen Ansichten sogar Recht behalten: Josef Fleischhacker, Leiter Absatzkooperationen bei Raiffeisen-Leasing, meint dass sich der Baumaschinenhandel bald über steigende Nachfrage freuen wird: „Das Potential an Maschinen, die erneuert werden müssen ist sehr groß, viele Firmen haben sich lange Zeit mit Neuinvestitionen lange zurückgehalten“, nennt er als einen Grund.
Der zweite Punkt für ein Anziehen des Baumaschinenabsatzes sind seiner Meinung nach positiven Signale am Konjunkturhimmel - wenn auch vorerst noch nicht in Österreich. Raiffeisen erwartet für Osteuropa im kommenden Jahr ein Anspringen der Baukonjunktur. Und die Bankengruppe steht mit dieser Meinung nicht alleine dar. Die Anfang Dezember in Budapest stattgefundene Euroconstruct rechnet für das kommende Jahr ebenfalls mit teilweise stolzen Wachstumszahlen der osteuropäischen Baubranche.
Günstig - nicht mehr lange
Das wird für Umsätze bei den großen heimischen Bauunternehmen sorgen. Starten sie mit Investitionen könnten auch kleinere Unternehmen wieder Mut fassen, um längst fällige Anschaffungen zu tätigen, meint Fleischhacker. So gesehen klingt sein Optimismus für die Entwicklung am Baumaschinenmarkt nicht unlogisch. Und auch seine Schlussfolgerung nicht, wenn er meint: „So ein günstiges Preis- und Finanzierungsniveau wie jetzt wird es bei Baumaschinen nicht mehr lange geben.“
Allerdings: So leicht wie vor der Krise lassen sich Finanzierungen für die derzeit günstigen Baumaschinen nicht mehr auf die Beine stellen. Banken nehmen heute mit von Unternehmen oftmals als unverschämt empfundener Gründlichkeit die Bonität eines Leasing- oder Kreditnehmers unter die Lupe. Nur wer gute Zahlen vorlegt bekommt einen Kauf finanziert. Und vor allem: Die beste Finanzierung bekommt, wer die besten Zahlen vorlegt - Risikoaufschläge aufgrund aus Sicht der Bank schlechter Bonität können eine Finanzierung schmerzhaft verteuern.
Bessere Unterlagen, bessere Möglichkeiten
Experten raten deshalb vor allem kleineren Unternehmen ihr Rechnungswesen auf Vordermann zu bringen und sich bei der Bank möglichst gut zu präsentieren (Tipps siehe Kasten). „Je besser die Unterlagen aufbereitet sind, desto besser sind die Möglichkeiten einer positiven Beurteilung durch die Bank“, sagt Michael Müllner, Vertriebsleiter Österreich Ost bei der Bawag P.S.K. Leasing. Keinesfalls vergessen werden darf vor einem Finanzierungsgespräch auf den Kreditschutzverband. Dessen Angaben spielen bei der Einstufung der Bonität durch die Bank eine wichtige Rolle. „Gerade für kleineren Firmen ist es sinnvoll, aktiv mit dem KSV in Kontakt zu treten und ihn auf veraltete Recherchedaten hinzuweisen.“
Überlegt werden sollte im Gespräch mit dem Steuerberater außerdem, welche Finanzierungsform in der aktuellen Situation des Unternehmens am günstigsten ist. Grundsätzlich stehen für die Maschinenfinanzierung Leasing in mehreren Varianten, Ratenkauf, der klassische Investitionskredit und verschiedene Mietmodelle über Finanzierungsgesellschaften zur Verfügung.
Pay as you earn
„Für Unternehmen in einer Gewinnsituation ist Leasing aus steuerlicher Sicht meist die interessanteste Finanzierung“, meint Gregor Deix, Bereichsleiter Firmenkundengeschäft der Erste Bank. Es wirkt sich positiv auf alle Kennzahlen wie Eigenkapitalquote und Verschuldungsgrad aus. Unternehmen wahren sich bessere Chancen auf künftige projektbezogene Kredite oder Zwischenfinanzierungen: „Mit Leasing hält man sich die Kreditlinie bei der Hausbank frei für Finanzierungen des täglichen Betriebs“, sagt Josef Fleischhacker. Außerdem kann die vereinbarte Laufzeit zwischen 40 und 90 Prozent der Abschreibungsdauer liegen. Das ermöglicht eine beschleunigten Abschreibung und somit höhere steuerlichen Aufwendungen im Kalenderjahr als bei einer Eigenfinanzierung.
Bauunternehmen können Leasing außerdem auf die schwankende Auslastung abstimmen. „Beim Kapazitätsleasing wird der Gedanke „pay as you earn“ in den Vordergrund gestellt“, erklärt Gregor Deix. Die Erste bietet etwa das sogenannte "Saisonale Leasing". Dabei werden die Leasingzahlungen im Winter, wo die Baumaschine meist kaum Erträge erwirtschaftet, reduziert. Für große Geräte gibt es ein reines Kapazitätsleasing. Hier wird das Leasingentgelt in Abhängigkeit von Maschinenstunden vorgeschrieben, die Kosten fallen somit linear zur Nutzung an.
Mobilien all incluxive
Ist ein Verkauf der Maschine am Ende der Leasinglaufzeit geplant - Vermieter machen das etwa häufig - bietet sich das Restwertleasing als ideale Variante an, sagt Michael Müller von der Bawag P.S.K.: „Werden die voll ausfinanzierten Maschinen ausgetauscht, sind beim normalen Leasing hohe stille Reserven aufzudecken“, sagt er. Das Restwertleasing wird in Abstimmung mit den Lieferanten so gestaltet, dass am Ende der Leasingzeit durch den Verkauf kein hoher, die steuerlichen Vorteile auffressender Gewinn entsteht.
Zusätzlich locken Leasingfirmen mit speziellen Leistungen. Raiffeisen-Leasing weist etwa auf das Bündelprodukt „Mobilien all inclusive“ hin, das neben der Finanzierung einer besonders interessanten Versicherung enthält. „Sie umfasst neben den klassischen Deckungen einer Maschinenbruch- und Vollkaskoversicherung auch selbst verursachte Schäden, Totalverlust des Objektes oder Diebstahl“, erzählt Josef Fleischhacker. Abschleppkosten sind ebenfalls inkludiert und wenn das Gerät länger als fünf Tage ausfällt übernimmt der Versicherer die Mietkosten einer Ersatzmaschine.
750 Euro Selbstbehalt
Außerdem soll der Selbstbehalt, so Fleischhacker, weit unter ähnlichen Produkten liegen: „Er beträgt generell 750 Euro, einzig bei Abhandenkommen der Baumaschine durch Entwendung, Diebstahl, Einbruchdiebstahl, Raub, Unterschlagung oder Veruntreuung gelten zehn Prozent des Maschinenwertes“. Als Beispiel für die Attraktivität des Bündel-Angebotes nennt er die Finanzierung einer 19.000 Euro teuren Maschine: Bei einer 60monatigen Laufzeit beträgt die Leasingrate 371 Euro inklusive aller Versicherungsleistungen.
Der Mietkauf über Leasinggesellschaften kommt vor allem für Kunden in Frage, die das wirtschaftliche Eigentum in der Bilanz ausweisen wollen. Das kann etwa beim Nutzen von Förderungen erforderlich sein, wo eine Aktivierung der Wirtschaftsgüter beim Unternehmen oft eine Bedingung der Förderstelle ist. Diese Finanzierungsvariante Mietkauf ist dem Kredit ähnlich: „Es ist quasi ein Kauf auf Raten, das Objekt wird an den Kunden verkauft, die Mehrwertsteuer ist komplett fällig, der Nettokaufpreis wird in Raten bezahlt, die Bank hat nur einen Eigentumsvorbehalt auf das Objekt“, erklärt Michael Müller von der Bawag P.S.K. Für gebrauchte Maschinen, wo keine Leasinglaufzeit mehr darstellbar ist, bietet sich der Mietkauf ebenfalls an.
Zuckerl vom Lieferanten
Zu sprechen über die beste Finanzierung lohnt sich auch mit dem Baumaschinen-Lieferanten. Sie wollen schließlich ihre Maschine an den Mann bringen und ein Zuckerl dabei ist zweifellos eine gute Finanzierung. Viele Händler prüfen selbst die aktuellen Marktangebote nach den interessantesten Möglichkeiten. Das bestätigt etwa Stephan Kuhn von Kuhn Baumaschinen: „Wir versuchen die besten Konditionen für unseren Kunden am Markt zu finden, insbesondere da dieser momentan sehr volatil ist.“ Auch bei Liebherr gibt es auf Wunsch ein Gesamtpaket erklärt Johann Kreuzberger, Marketingleiter Bischofshofen: „Wir bieten je nach Kundenanforderung ein maßgeschneidertes, wirtschaftliches Gesamtkonzept bestehend aus Baumaschinen, Dienstleistungen und der passenden Finanzierungs- oder Nutzungsvariante.“
Einen etwas anderen Weg geht Zeppelin Österreich. Das Unternehmen arbeitet vorwiegend mit Cat Financial zusammen. Als Beweis für die guten Konditionen der Finanzierungsgesellschaft des Caterpillar Konzerns nennt Zeppelin-Österreich-Chef Friedrich Mozelt den Zuspruch dieses Angebotes: „Rund 70 bis 80 Prozent unserer Kunden nützen diese Finanzierung“. Ein Vorteil neben den Konditionen ist, so Mozelt, dass die Abwicklung unkompliziert läuft: „Natürlich muss die Bonität stimmen, aber grundsätzlich ist es bei uns sehr viel einfacher eine Finanzierung zu bekommen als bei einer Bank.“
Den Puls am Markt
Eine Rolle dabei spielt zweifellos, dass die Besicherung der Finanzierung sozusagen im Haus bleibt. Zeppelin tut sich wesentlich leichter, eine aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten zurückgenommene Cat-Maschine zu verwerten als eine Bank. Wobei Mozelt die Unabhängigkeit von Zeppelin Österreich gegenüber Cat Financial betont: „Wir haben natürlich auch den Puls am österreichischen Markt, um unseren Kunden die günstigste Alternativen anzubieten.“ Das sollten sich auch Baumaschinenkäufer zu Herzen nehmen: Um die beste Finanzierung zu finden, lohnt es sich allemal, Angebot vom Händler, der Hausbank und zwei oder drei anderen Finanzierungsinstituten einzuholen und diese genau zu vergleichen. Das meint sogar Georg Deix von der Erste Bank: „Der Vergleich macht den Kunden sicher, die richtige Entscheidung zu treffen“, sagt er.
1. Je besser die Unterlagen, desto größer sind die Chancen auf eine gute Finanzierung.
2. Neben dem letzten Jahresabschluss unbedingt aktuelle Saldenlisten oder Quartalsbilanzen mitbringen.
3. Zusätzlich Strategien für die Zukunft präsentieren: Wie mit der neuen Maschine neue Aufträge gewonnen werden. Wie die Organisation verbessert wird. Wie der Bekanntheitsgrad gesteigert wird.
4. Einen guten Eindruck machen Informationen über geplante Weiterbildungsmöglichkeiten von Chefs und Mitarbeitern oder Regelungen für Krankheitsvertretung der Chefetage.
5. Hilfe holen für die richtige Präsentation beim Finanzierungsinstitut bei der Wirtschaftskammer. Die CD „Das erfolgreiche Kreditgespräch“ führt alle Punkte an, die Banken wissen wollen und enthält Beispiele für Präsentationen.