Wien : Trendwende am Wiener Immobilienmarkt?

Wien, zum achten Mal in Folge die lebenswerteste Stadt, ist gekennzeichnet von einem untypisch lang anhaltenden Bevölkerungszuwachs und einer stetigen Verjüngung. Das führt zu Herausforderungen und Änderungen am Immobilienmarkt. Die Wiener Privatbank-Gruppe hielt zu diesen Themen ein Pressegespräch ab.

Für Investoren sind bei Immobilientransaktionen die Megatrends Bevölkerungswachstum und niedriges Zinsniveau zu spüren. 2016 war mit rund 26,9 Milliarden Euro Immobilientransaktionsvolumen ein Rekordjahr. Helmut Dietler, Vorstand ViennaEstate Immobilien AG, sagt, "dass das knappe Angebot am Wiener Zinshausmarkt Preistreiber Nr. 1 ist und der Trend weg von großen Immobiliendeals zu kleineren Deals geht. Das Comeback der Gewerbeimmobilie und die Tendenz, dass Käufer mehr Risiko aufgrund der Knappheit in Kauf nehmen sind ebenfalls ersichtlich."

Im europäischen Vergleich gehen die Preise für Wohnungen sehr stark auseinander. Für 200.000 Euro bekommt man in Russland 276 Quadratmeter Wohnfläche bekommt wohingegen man in Großbritannien nur etwa 39 Quadratmeter erhält. Österreich liegt mit 80 Quadratmeter im unteren Mittelfeld. Thomas Gell, Msc., Msc, Vorstand ViennaEstate Immobilien AG, "obwohl die Preise in Österreich in den letzten Jahren ständig gestiegen sind - im letzten Jahr durchschnittlich um 4,4 Prozent - gibt es im europäischen Vergleich noch Platz nach oben und wir haben noch lange nicht das Preisniveau anderer Hauptstädte erreicht."

Günstiger Wohnraum ist stark nachgefragt und die Lage für Wohnungssuchende ein wichtiges Kriterium. "Klein ist chic" und "städtische Lage in hippen Grätzeln mit guter Verkehrsanbindung und Infrastruktur" ist gesucht. Das sind die Merkmale, die Wohnungssuchende laut Elisabeth Rist, Geschäftsführerin Wiener Privatbank Immobilienmakler GmbH, vermehrt nachfragen. Ebenso ist der Trend zu Mikro- & Smartwohnungen erkennbar, die sich vorrangig an junge und flexible Mieter orientiert – somit kann man hier von der „Lebensabschnittswohnung“ sprechen.

Betrachtet man die einzelnen Bezirke in Wien lässt sich erkennen, dass es in den Bezirken I bis IX eine homogene Entwicklung gab und nur mehr vereinzelt Potential für neue Grätzeln vorhanden ist. Einzige Ausnahme ist hier der 5. Bezirk, der noch etwas Nachholbedarf hat. Georg Aichelburg-Rumerskirch zeigt auch auf, dass die Entwicklung in der Stadtplanung, bspw. der U-Bahn Bau auch Auswirkungen auf die Entwicklung von Gräzeln in den Bezirken hat. Gerade der X. Bezirk profitiert vom Ausbau der U1 (Oberlaa) und U2 (Wienerberg). Seestadt Aspern & Donaucity sind Beispiele, die bereits umgesetzt werden und die zeigen, wie einzelne Hotspots von der Infrastruktur profitieren.

Die Diskussion in welchem Bezirk man wohnen möchte, geht auch einher mit der Frage, ob Alt- oder Neubau. Grundsätzlich ist das eine Entscheidung des Lebensstils. Möchte ich in einer unverwechselbaren Wohnung mit hohen Räumen in guter Lage wohnen oder eher in einem Neubau, bei dem der Grundriss meistens flexibel gestaltet werden kann und der in einem der neuen Trendviertel steht. Auch die Frage des Mietzinses spielt bei der Wahl eine Rolle (Altbau: reguliert durch Mietrechtsgesetz, Neubau: freie Mietzinsbildung). "Die Wiener Privatbank favorisiert den revitalisierten Altbau und spürt vermehrt eine steigende Nachfrage, da nur hier leistbares und citynahes Wohnen möglich ist. In diesem Segment sind wir Marktführer bei Vorsorgewohnungen, mit Renditen zwischen 3 und 3,5 Prozent", sagt MMag. Dr. Hardt, Vorstand Wiener Privatbank SE.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Immobilienmarkt in Österreich von weltweiten Trends geprägt wird und sich derzeit gerade im Wandel befindet. Angebot und Nachfrage sind nach wie vor vorhanden, die Bedürfnisse und Ansprüche ändern sich. Die Herausforderung ist, aktuelle Trends hinsichtlich Wohnbedürfnis & Anforderung an die Wohnimmobilie zu erkennen und frühzeitig drauf zu reagieren. (APA/OTS)