SOLID: Herr Brustmann, wie geht es Ihnen als Eigentümer, wenn Ihr Unternehmen im Rahmen der AlpineInsolvenz mehr Geld in die Hand nimmt als jemals zuvor?Andreas Brustmann: Das war eine einmalige Gelegenheit, die genutzt werden musste. Wir hatten die Chance im Bereich Österreich um 30 Prozent zu wachsen. Und wir haben mit Karl Weidlinger einen Experten an Bord, der aufgrund seiner Alpine-Vergangenheit genau einschätzen konnte, wer und was zu Swietelsky passt und was nicht. Da war die Investitionsentscheidung nicht einfach, aber eindeutig. Mussten Sie Ihre Mitgesellschafter überzeugen?Brustmann: In derartigen Situationen spielen familiengeführte Unternehmen ihre Stärken aus. Die grundsätzliche Entscheidung, dass wir in Teile der Alpine übernehmen, war in wenigen Telefonaten getroffen. Dann hat es noch Strategiesitzungen gegeben, wo gegenüber den Familien die nötige Transparenz geschaffen wurde.
Natürlich musste dargestellt werden, wie die Investitionen finanziert werden und wie sie sich auf das Unternehmen auswirken. Aber das ist ohne Kontroversen abgelaufen.Hatte in der Eile niemand das Gefühl, überrollt zu werden?Brustmann: Da haben meine zwei Hüte als Geschäftsführer und Eigentümervertreter sicher einen Vorteil. Ich kann die Entscheidungsgrundlagen ungefiltert an meine Mitgesellschafter herantragen. Und wir verfügen über eine sehr solide Vertrauensbasis. Die ist auch notwendig, wenn man ein derartiges Geschäft durchpeitschen muss. Aber unmittelbar nach Bekanntwerden der Insolvenz mussten die Übernahmeentscheidungen sehr rasch getroffen werden. Es ging um die Fortführung von Baustellen, die entweder im Verkehr standen oder sonst wie betreut werden mussten. Es war allen klar, dass wir in Stunden und Tagen denken und nicht in Wochen.Sind die Verlockungen des Kapitalmarktes für Swietelsky nicht interessant? Sie könnten die Wachstumsgeschwindigkeit deutlich erhöhen.Brustmann: Swietelsky ist mit derzeit 3 Wertpapieren am Kapitalmarkt vertreten? Wir hatten für den Alpine-Deal ausreichende Liquidität in den Kassen und sind mit dem bisherigen Wachstum sehr zufrieden. Wenn sich gute Chancen bieten, sind wir stark genug, ohne große Kredite zuzugreifen. Das haben wir bewiesen. Und in Märkten zu wachsen, in denen wir andere verdrängen müssen, das hat sich noch immer als wenig lukrativ erwiesen.Eine AG stand nie zur Debatte? Brustmann: Natürlich werden diese Fragen von Zeit zu Zeit diskutiert. Aber wir sind uns einig, dass die Vorteile der Familien-GmbH überwiegen. Sie sind als jüngster Vorstand für das größte Einzelgeschäftsfeld verantwortlich. Der Gleisbau macht 20 Prozent des Swietelsky-Umsatzes.Soll das in Zukunft mehr werden?Brustmann: Wenn wir mit den anderen Geschäftsfeldern mitwachsen, passt das schon. Die Wachstumsraten waren in den letzten Jahren ja nicht schwach. Swietelsky hat in der gesamten Bahnwelt den Ruf, die kompliziertesten Bau- und Sanierungsaufgaben durch einen hochprofessionellen Maschinen und vor allem exzellente Mitarbeiter erledigen zu können. Wenn eine australische Mine ihren einzigen Gleiszubringer zum Hafen sperrt, weil die Gleiskörper zu sanierensind, ist das für die Minengesellschaft eine Katastrophe. Wir sind nicht die Einzigen, aber die schnellsten, die bei bestehendem Fahrbetrieb Bahngleise sanieren können. Unser Fuhrpark an Gleisbaumaschinen sucht weltweit seinesgleichen. Das ist für Baustellen, die nur per Schiene erreicht und versorgt werden können, eine ideale Wettbewerbsposition.