Österreich/Italien : Strabag geht in Mailand vor Gericht
Die Strabag geht wegen des milliardenschweren Autobahnprojekts "Pedemontana Lombarda" in Norditalien, das aufgrund massiver Kostenüberschreitungen und zahlreicher Gerichtsstreitigkeiten stillsteht, vor Gericht. Das Konsortium um die Strabag hat bei einem Mailänder Gericht einen Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung eingereicht, teilte der Baukonzern am Donnerstag mit.
Hintergrund ist der Beschluss der von der Region Lombardei kontrollierten Autobahnbaugesellschaft Autostrada Pedemontana S.p.A., den Vertrag mit dem Strabag-Konsortium für das zweite Los der Autobahn aufzulösen. Dabei hatte Strabag der lombardischen Regierung eine Eindämmung der Kosten versprochen. Der Baukonzern hatte technische Varianten vorgeschlagen, um das Projekt im Rahmen des Budgets umsetzen zu können.
2012 war ein Konsortium unter Federführung der Strabag mit der Errichtung der Abschnitte der Nordumfahrung Mailand sowie einer Verbindung zwischen dem Flughafen Mailand Malpensa mit der Stadt Bergamo der norditalienischen Autobahn Pedemontana beauftragt worden. Vor kurzem nahm die Auftraggeberseite - aus Sicht der Strabag "ungerechtfertigt" - eine Sicherheit in Anspruch, die von einem Versicherungsunternehmen begeben worden war. Daher stellte das Strabag-Konsortium am gestrigen Mittwoch einen Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung gegen die Inanspruchnahme beim zuständigen Gericht in Mailand.
Damit hätten die Auseinandersetzungen rund um das Pedemontana-Projekt ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. "Das Konsortium ist - im Vertrauen auf die italienische Gerichtsbarkeit - zuversichtlich, dass sein Antrag erfolgreich sein wird. Der Vorstand der Strabag geht aus heutiger Sicht nicht von einem wesentlichen Ergebnisrisiko aus dem Projekt Pedemontana aus und hält vor diesem Hintergrund auch am Ausblick für 2018 fest", hieß es in einer Presseaussendung der Strabag.
An dem Konsortium hält die Strabag 60 Prozent - der Rest entfällt auf die italienischen Firmen Grandi Lavori Fincosit (26 Prozent) und Impresa Costruzioni Giuseppe Maltauro (14 Prozent). Den ursprünglichen Plänen zufolge hätte die Verbindung zwischen dem Mailänder Flughafen Malpensa und Bergamo bereits im Jahr 2015 - rechtzeitig für die Expo in Mailand - fertig sein sollen. Das Auftragsvolumen für die vier Baulose des Konsortiums lag damals der Strabag zufolge bei 1,7 Mrd. Euro.
Der Auftrag des Konsortiums umfasste laut Strabag die Errichtung von 50 Kilometer Autobahn, 50 Kilometer Zubringerstraßen sowie 50 Tunnelbauwerke, Brücken und einen Radweg. 17 Kilometer der insgesamt 86 Kilometer langen Autobahn A36 gibt es bereits. Der Abschnitt hat Medienberichten zufolge 1,3 Mrd. Euro gekostet. Die hohen Baukosten wurden öfters kritisiert. (APA)