SOLID 06/2019 : Schalung: die Schmiede des Schlüssels zur Produktivität am Bau
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SOLID: Wir stehen relativ knapp nach der bauma 2019. Was hat sich aus Ihrer Sicht dort besonders getan?
Harald Zulehner: Es war die erfolgreichste bauma unserer Geschichte, sowohl von der Besucherzahl als auch von unserem Angebot und der Resonanz her.
Was war ihr Hauptthema?
Zulehner: Wir haben einen Innovationsschub gebracht, der sich sehr stark um das Thema Produktivitätssteigerung auf der Baustelle gedreht hat. Diese Inputs gab es sowohl im digitalen Bereich – Stichwort upbeat construction – als auch bei Produkten.
Was stellt man sich unter upbeat construction genauer vor?
Zulehner: Lassen Sie mich zu Beginn kurz den Begriff „upbeat“ erklären. Wenn Sie für einen Moment an Ihren Lieblingssong denken, werden Sie feststellen, dass Ihre Stimmung automatisch besser wird, vielleicht wippen Ihre Füße sogar im Takt mit. Solche Songs werden als „upbeat“ beschrieben und mit dieser Dynamik und der Digitalisierung als Werkzeug wollen wir Taktgeber für produktiveres Bauen sein. Wir haben auf der bauma und auch in den darauffolgenden Wochen unglaublich viel positives Feedback zu diesem Mindset und unseren neuesten digitalen Lösungen bekommen. Einige unserer Services sind unmittelbar verfügbar, andere befinden sich noch in Ausarbeitung. Alle haben sie aber das Ziel, die Produktivität am Bau zu steigern.
Können Sie uns Beispiele geben?
Zulehner: Doka Contakt beispielsweise liefert dank eigens entwickelter Sensorik Live-Daten von der Baustelle und ermöglicht so die Optimierung von Bauprozessen. Smart Pouring hat die Optimierung der Bestell- und Lieferprozesse von Ortbeton zum Ziel und mit dem Remote Instructor hilft Ihnen der Doka-Richtmeister, vereinfacht gesagt, über Video aus der Ferne. Es geht aber auch ganz pragmatisch um Bauhofmanagement, wo wir als Doka in Österreich Kunden betreuen, die über Jahre sehr viel Eigenmaterial angeschafft haben und wo es jetzt um effiziente Verwaltung dieser Bestände geht.
Wie weit betrifft das die Frage Kauf oder Miete?
Zulehner: Am Ende des Tages ist die gekaufte Schalung immer die wirtschaftlichste Schalung für den Kunden – vorausgesetzt ich habe das für mich passende System in der richtigen Qualität und richtigen Mengen vorliegen. Die Frage ist: Wie gut habe ich als Bauunternehmen diese Parameter im Griff?
Wie sinnvoll ist da ein Leasing-Modell?
Zulehner: Das gibt es natürlich auch. Das Thema muss meiner Meinung nach mit einer Standortbestimmung durch unsere Mitarbeiter beim Kunden beginnen. Der erste Schritt ist die Optimierung der Eigengerätbestände. Dabei kann durchaus ein Schwesterunternehmen von uns, die Form-on, ins Spiel kommen, die sich international mit dem Rück- und Verkauf von Gebrauchtgerät beschäftigt. Danach werden zur operativen Verwaltung der Schalungssysteme sämtliche Bestände in das Bauhofmanagement-System eingebucht, damit unsere Kunden wirkliche Transparenz bekommen, wo welche Schalung in welcher Quantität gerade ist. Auf dieser Basis können sie somit einen Teil oder auch alle ihre Lagerplatzprozesse zu uns outsourcen. Wie z.B. Aus- und Rücklieferung oder Reinigung und Sanierung – denn dafür sind wir mit unseren sieben Standorten in Österreich bestens aufgestellt.
Außer den Services gibt es aber auch Produkte, was gibt es da Neues?
Zulehner: Eines der Highlights ist sicher unsere neue, universelle Leichtschalung, die DokaXlight. Das ist eine Rahmenschalung aus Alu, die mittlerweile unter 20 kg pro Quadratmeter wiegt. Es werden noch immer in vielen Bereichen Handschalungen eingesetzt und da haben wir mit der neuen DokaXlight sicher neue Maßstäbe gesetzt.
Ist Kunststoff ein Thema?
Zulehner: Kunststoff, disruptive Technologien – das alles hat meiner Meinung nach seinen Zweck. Aufgrund der Langlebigkeit und Nachhaltigkeit setzen wir weiterhin stark auf den Werkstoff Metall, denn auch hier lässt sich über Qualität und Verarbeitungstechnologie noch sehr viel optimieren. Das haben wir zum Beispiel bei der neuen Deckenstütze Eurex 20 LW gemacht, wo wir das Gewicht durch den Einsatz von hochfesten Stählen um ca. 20 % reduziert haben.
Welche Rolle spielt Sicherheit?
Zulehner: Eine sehr große. Zum einen geht es um die Sicherheit in der Anwendung. Hier haben wir beispielsweise auf der bauma den „Verification Buddy“ vorgestellt. Dabei halten Sie das Handy oder das Tablet auf die zusammengebaute Schalung und die App überprüft, ob alles richtig montiert ist. Zum anderen geht es aber auch um die persönliche Sicherheit. Unsere neue, mobile Absturzsicherung FreeFalcon liefert hier einen wichtigen Beitrag, wenn es darum geht, die Baustellenmannschaft bei Arbeiten an der Absturzkante zu sichern.
In den letzten Monaten wurde Doka auch im B2C-Bereich wahrgenommen. Was ist Ihr Interesse hinter diesem Engagement?
Zulehner: Mit der Kellerbaumethode DokaBase sprechen wir natürlich ein Stück weit auch den Endkunden bei Ein- und Mehrfamilienhäusern an. Wir haben begonnen diesen B2C-Bereich über Social Media und Endverbrauchermessen stärker zu bespielen, haben aber gemerkt, dass wir den Baumeister als wichtige und vertrauensvolle Ansprechperson für den privaten Bauherrn ebenso im Boot haben müssen.
Wenn wir wieder zu B2B zurückgehen: Die Betone ändern sich ja ständig und werden weiter entwickelt. Welche Konsequenzen hat das für sie?
Zulehner: Wir beschäftigen uns im Sinne der Produktivitätssteigerung in der Tat intensiv mit Betontechnologie. Unser Concremote-System ermittelt den Reifegrad des Betons, woraus sich wiederum der frühestmögliche Zeitpunkt des Ausschalens ableiten lässt. Das ist aber nur einer der Vorteile dieser Methode. Mit Concremote lässt sich auch die optimale Betonrezeptur bestimmen: Habe ich beispielsweise ausreichend Zeit, kann ich einen anderen Beton nehmen als bei einem straffen Zeitplan. Oder anders ausgedrückt: es reicht ein „langsamerer“, sprich günstigerer Beton.
Stimmt der Eindruck, dass die Konzernmutter Umdasch jetzt ein bisschen mehr in der Außendarstellung vorkommt?
Zulehner: Es hat sich insofern geändert, dass wir unter dem Dach der Umdasch Group AG ein neues Mitglied bekommen haben, die Umdasch Group Ventures …
… die hieß aber einmal Doka Ventures?
Zulehner: Ja, anfänglich. Man hat aber nach kurzer Zeit festgestellt, dass sich die großen Zukunftsthemen nicht auf das Doka Geschäftsfeld beschränken. Es geht unter anderem um die Megatrends der Globalisierung, die auch für unser Schwesterunternehmen ‘umdasch The Store Makers‘ interessant sind. Daher die Umbenennung. Ich werde sehr oft auf die Ventures angesprochen und bin wirklich stolz darauf, dass wir uns im Konzern mit diesen wichtigen Zukunftsthemen befassen. Auf der bauma haben mir viele spannende Gespräche gezeigt, dass Themen wie 3D-Druck oder ein mobiles Fertigteilwerk auch bei österreichischen Kunden auf Interesse stoßen – selbst wenn bei letzterem der Schwerpunkt auf leistbarem Wohnen in Schwellenländern liegt.
Wie zufrieden sind Sie mit Doka Österreich wirtschaftlich?
Zulehner: Es läuft sehr gut, Volumen und Projekte sind vorhanden. Von der Organisation sind wir jedoch gefordert, dieses Volumen zu bewältigen, sei es im Bereich der technischen Ausarbeitung oder in der Logistik. Zudem sind wir mit unseren Mietparks in einem sehr kapitalintensiven Geschäft, da brauchen wir viel Augenmaß, was die Investitionen betrifft. In Summe sind wir für 2019 und 2020 aber sehr positiv gestimmt.
Die zwei größten Baufirmen Österreichs, Strabag und Porr, haben bei ihren Bilanzpressekonferenzen vor wenigen Wochen beide von einer Orientierung hin zu „Ergebnis statt Umsatz“ gesprochen. Wie ist das für Doka?
Zulehner: Wir sehen uns in Österreich als Marktführer und leben eine sehr starke, jahrzehntelange partnerschaftliche Vernetzung mit unseren Kunden. Ich möchte da gar kein „Projekt-Rosinenpicken“ machen oder mit unverschämten Preiserhöhungen eine Situation ausnützen, die sich auch wieder ändern kann und wird. So wie unsere Kunden auch, arbeiten wir laufend daran, unsere Produktivität zu steigern – sprich über die Verbesserung unserer Prozesse, innovative Logistikkonzepte und Digitalisierung. Das alles hilft uns, in der aktuellen Situation ergebnisorientierte Skaleneffekte zu erzielen.