Infrastruktur : Schafft Brasilien WM und Olympia?

Der Bau der zwölf Stadien für die Fußballweltmeisterschaft 2014 wird der erwartete Wettlauf gegen die Zeit. Den weniger als ein Jahr entfernten Konföderationen-Cup im Juni 2013 will Brasilien dennoch weiterhin in sechs Stadien austragen (Rio de Janeiro, Fortaleza, Belo Horizonte, Brasilia, Recife und Salvador), allerdings arbeitet der Fußballweltverband FIFA schon mit einem Plan mit nur vier Spielorten - ohne Recife und Salvador. Fortaleza und Brasilia sind am weitesten fortgeschritten, eng wird der Zeitplan bis 2013 in Rio de Janeiro. Hinsichtlich der WM 2014 hinkt der Stadionbau in Natal am meisten hinterher. Mindestens vier Stadien werden mit Solarzellen bestückt.

In Sao Paulo hat der Bau der Einschienenbahn (Monorail) zwischen dem Flughafen Congonhas und der S-Bahn-Station Morumbi sowie der U-Bahnhaltestelle Jabaquara begonnen. Die Monorail in Manaus ist zwar an das Konsortium um den malaysischen Konzern Scomi vergeben, der Bau wird aber wohl erst im 2. Halbjahr 2012 beginnen. In Fortaleza startete der Bau der elektrischen Straßenbahn im April 2012 mit vier Monaten Verspätung. In Cuiabá wird das Projekt der Straßenbahn ins benachbarte Várzea Grande voraussichtlich im August 2012 beginnen und mit 1,5 Mrd. brasilianischen Real (R$, 1 R$ = 0,39 Euro; rund 585 Mio. Euro) deutlich teurer als geplant. Eine Bahnstrecke in Brasília wird nach mehrfacher Verzögerung hingegen nicht mehr bis zur WM startklar sein können. In Rio de Janeiro war der Buskorridor Transcarioca Mitte Mai 2012 etwa zu einem Viertel fertiggestellt. Der 39 km lange Korridor soll 45 Haltestellen und 3 Terminals enthalten und den internationalen Flughafen mit dem Olympiazentrum Barra da Tijuca verbinden. Die U-Bahn zwischen Ipanema und Barra da Tijuca ist im Bau und soll bis zur Olympiade eingeweiht werden. Die geplanten Buskorridore in Porto Alegre und Belo Horizonte sind deutlich verspätet, in Recife laufen die beiden Buskorridor-Projekte hingegen nach Plan. Bushaltestellen und -korridore werden landesweit elektronisch aufgerüstet und von Verkehrsleitsystemen gelenkt.

Die Nachfrage nach Kommunikation und schnellem Datentransfer steigt exponentiell. Um auch dem Spitzenaufkommen während der Megaevents 2014 und 2016 gerecht zu werden, müssen Städte und Unternehmen früher als geplant aufrüsten. Laut Prognosen muss Brasilien 2014 rund 90 Mio. Internetzugänge bedienen und ein Vielfaches des heutigen Datenvolumens bewältigen. Hauptmedium der Spiele wird das Internet sein. HD und 3D sehen viele Experten bis 2014 als Standard an. Die große Distanz zwischen den Spielorten verstärkt den Anspruch an das Übertragungsnetz zusätzlich. Die Übertragung der Spiele wird über Glasfaserkabel erfolgen, mit Satelliten als Back-Up. Entscheidend ist die vielfach redundante Anbindung der Stadien und des International Broadcast Center, das in Rio de Janeiro entsteht.

Die Stadien sollen Hightech-Tempel werden, die eine reibungslose Interaktion zwischen Organisatoren, Zuschauern und Dienstleistern gewährleisten. Im Stadion sollen Online-Informationen über Verpflegung, Transport und sonstige Dienstleistungen den Zuschauern angeboten werden. Sportmarketing-Riese Traffic wird den Zuschauern über einen "Virtual Concierge" Informationen über Verpflegung, Transport etc. bereitstellen. Zahlung per Handy über Near Field Communication sollen die in Brasilien üblichen Warteschlangen verkürzen. Zudem sollen die Zuschauer über ausreichende Bandbreiten im Stadion verfügen, um Videos hochzuladen sowie Bildgespräche zu führen.

Ein konkretes landesweites Konzept zur Gewährleistung von Sicherheit in den kriminalitätsgeplagten brasilianischen Großstädten ist bislang nicht bekannt geworden. Experten gehen davon aus, dass eine hohe Polizei- und Militärpräsenz während der Sportevents einen konsequenten Ausbau der elektronischen Überwachungssysteme zum Teil ersetzen wird. Zumindest der Einsatz von Feuerwehr, Polizei und Notärzten dürfte mit Hilfe von Hightech vernetzt und zentral gesteuert werden. Dazu sollen Monitore mit intelligenter Filter- und Erkennungssoftware an sensiblen Punkten in den Ballungsräumen für Sicherheit sorgen. Einen unkomplizierten und gleichzeitig kontrollierten Einlass in die Stadien sollen biometrische Identifikations- und Zugangsmechanismen ermöglichen.