Übernahmegerüchte : Russische Firma an polnischem Bauriesen interessiert

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An der polnischen Baufirma Polimex-Mostostal, mit 14.000 Mitarbeitern eine der größten im Land, ist offenbar die russische Gesellschaft VIS Construction Group interessiert, berichtet die Zeitung "Parkiet". Der Aktienkurs des Unternehmens, das in finanziellen Schwierigkeiten ist, stieg wegen der nicht bestätigten Informationen am Mittwoch zeitweise um 10 Prozent. Die Börsenkapitalisierung der Baufirma beträgt derzeit rund 300 Mio. Zloty (73,6 Mio. Euro) - was nur mehr 30 Prozent des Wertes von vor einem Jahr entspricht. Grund sind laut der Zeitung "Gazeta Wyborcza" Schulden in der Höhe von 2,5 Mrd. Zloty. Während andere große polnische Baufirmen in den vergangenen Monaten Konkurs anmelden mussten, erreichte Polimex-Mostostal Ende Juli eine vorläufige Vereinbarung mit den Gläubigerbanken über einen Aufschub von Zahlungsverpflichtungen. Die Firma hat nun nach Medienangaben vier Monate Zeit, um mit den Gläubigern über neue Konditionen zu verhandeln.

Nach Ansicht von Experten ist Polimex-Mostostal für mögliche Investoren vor allem wegen seiner Aufträge in der Energiebranche interessant. So gewann das Unternehmen in einem Konsortium gemeinsam mit Hitachi Power Europe vor kurzem eine Ausschreibung für eine Erweiterung des größten polnischen Steinkohlekraftwerks in Kozienice. Der Investitionsrahmen dort beträgt 6,3 Mrd. Zloty. Das Unternehmen hat auch einen Vertrag für den Ausbau des Kraftwerks von PGE in Opole für 11,6 Mrd. Zloty.

"Diese Aufträge könnten für russische Unternehmen eine Möglichkeit darstellen, durch die Hintertüre in der polnischen Energiebranche Fuß zu fassen", zitiert die "Gazeta Wyborcza" einen Bauexperten. Denn ein Generalauftragnehmer für den Bau von Kraftwerksblöcken habe auch Einfluss auf die Auswahl der Technologie, so das Blatt. Derzeit sei es für einen Investor leicht, die Kontrolle über Polimex-Mostostal zu gewinnen, sagen Experten. Größter Aktionär mit einem Anteil von 16 Prozent ist die ING Bank. Der Rest der Aktien ist im Streubesitz.

Der gerade erfolgte Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation WTO befeuert in Polen die Spekulationen über die mögliche Übernahme heimischer Unternehmen durch russische Investoren. "Bald können wir Zeugen einer Jagd auf polnische Perlen, also unterbewertete Firmen werden", kommentierte "Parkiet" am Donnerstag. Als erstes Beispiel dafür gilt der Versuch des russischen Chemiekonzerns Akron vom Mai, durch eine feindlichen Übernahme die Mehrheit am Chemieunternehmen Azoty Tarnow zu erhalten. Letztendlich gelang Akron jedoch nur der Kauf eines Anteils von 12,02 Prozent. (APA)