Österreich : Porr rutscht durch Covid in den ersten drei Quartalen tief in die Verlustzone
Der Baukonzern Porr ist heuer in den ersten drei Quartalen tief in die Verlustzone gerutscht und rechnet auch für das Gesamtjahr 2020 mit einem negativen Ergebnis. Unter dem Strich stand per Ende September ein Fehlbetrag in Höhe von 46,8 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag bekanntgab. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war noch ein Gewinn von 9,8 Mio. Euro erzielt worden.
Die Coronapandemie und "eine Neubewertung von Projekten" habe sich massiv auf die Geschäftstätigkeit ausgewirkt, erklärte das Management. Die Porr beschäftigt knapp über 20.000 Mitarbeiter. Die Konzernleitung setzt auf intensives Kostenmanagement und will ab 2022 in der Verwaltung nachhaltig 40 bis 50 Mio. Euro einsparen.
Im Gesamtjahr 2020 erwartet der Konzern einen Jahresverlust zwischen 45 und 55 Mio. Euro. Schon vor der Coronakrise, 2019, hatte sich der Gewinn der Porr gegenüber 2018 von 66,2 auf 27,8 Mio. Euro halbiert. Die Produktionsleistung lag bei 5,6 Mrd. Euro, heuer soll diese "über 5 Mrd. Euro" erreichen und dann 2021 wieder zwischen 5,3 und 5,5 Mrd. Euro liegen. Nächstes Jahr wird eine positive EBT-Marge von 1,3 bis 1,5 Prozent angestrebt.
"Der Rückgang der Produktionsleistung durch direkte und indirekte Folgen aus Covid-19 wie z. B. Leistungsstörungen und Unterbrechungen durch Reisebeschränkungen, lokale Lockdowns, Ausfälle von Subunternehmen, nicht weiter verrechenbare Mehrkosten, erhöhte Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen und Projektverschiebungen führt einerseits zu einem deutlichen Rückgang des geplanten Jahresergebnisses. Andererseits haben wir alle Projekte einer umfassenden Neubewertung unterzogen. Insbesondere beim Ingenieurbau Deutschland, dem Tunnelbau und bei einzelnen Projekten in den meisten Ländern gibt es Korrekturen", erklärte Porr-Chef Karl-Heinz Strauss.
Jetzt bereits laufenden Sparmaßnahmen werden nun verschärft: "Das 'Zukunftsprogramm Porr 2025' ist das größte Transformationsprogramm in der Geschichte der Porr," kündigte der CEO an. Angestrebt wird eine "Effizienzoptimierung der Organisation". Führungsstrukturen werden laut Strauss verschlankt, das Geschäftsmodell geschärft und das Portfolio punktuell angepasst.
Heuer in den ersten drei Quartalen gingen die Umsatzerlöse um 4,4 Prozent zurück und damit etwas weniger stark als die Produktionsleistung (minus 7,4 Prozent). Grund sei der "überproportionale Leistungsrückgang" bei nicht im Umsatz enthaltenen Arbeitsgemeinschaften und Projekten, die über Joint Ventures abgewickelt werden. Österreich und Deutschland blieben mit einem Anteil von rund 70 Prozent an der Gesamtleistung die wichtigsten "Heimmärkte" der Porr.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) halbierte sich im Zeitraum Jänner bis September von 146 auf 74,3 Mio. Euro. Vor Steuern drehte das Ergebnis (EBT) von plus 14,4 Mio. Euro in der Vorjahresperiode auf minus 62,4 Mio. Euro. Die Produktionsleistung sank auf 3,8 Mrd. Euro, die Umsatzerlöse verringerten sich auf 3,4 Mrd. Euro. Der Auftragseingang brach um 6,9 Prozent auf 4 Mrd. Euro ein. Der Orderbestand stabilisierte sich bei 7,3 Mrd. Euro (minus 0,5 Prozent) - der bereinigte Auftragsbestand lag um 500 Mio. Euro darunter und bewege sich mit 6,8 Mrd. Euro "weiterhin auf sehr hohem Niveau" (plus 2,6 Prozent), so der Konzern.
Mit einem fast 1 Mrd. Euro schweren Konsortialauftrag, dem Brenner Basistunnel in Tirol, gibt es mittlerweile allerdings extreme Schwierigkeiten. Ende Oktober kündigte die Errichtergesellschaft BBT SE einem von der Porr angeführten Konsortium einen Teilauftrag im Volumen von 966 Mio. Euro. Eine Auseinandersetzung um die Bauausführung bzw. -ausschreibung gipfelte in der einseitigen Bauvertragsauflösung mit der ARGE H51 (bestehend aus einem Konsortium aus Porr Bau GmbH, G. Hinteregger & Söhne Bau GmbH, Condotte S.p.A. und Itinera S.p.A).
Seit kurz nach Auftragsvergabe würden große Auffassungsunterschiede im Zusammenhang mit der Leistungserbringung bestehen, so die BBT SE. Es sei ein Vertrauensverlust eingetreten. Gestritten wird um falsch konstruierte Außenringe des Tunnelschachts. Laut Porr wurden die technischen Anforderungen dafür schon bei der Ausschreibung falsch projektiert.(APA)