Mehr als 1700 Jobs wackeln : Polnischer Bauriese Polimex-Mostostal verhandelt über Umschuldung

Der polnische Baukonzern Polimex-Mostostal mit derzeit rund 14.000 Mitarbeitern hat nur noch wenige Tage, um seine Gläubiger von einer Umstrukturierung der Schulden zu überzeugen und das Unternehmen zu retten. Sollte dies scheitern, müsste der Konzern schon in der kommenden Woche Insolvenz anmelden.
"Es ist ein Wettlauf mit der Zeit", sagte der Interims-Vorstandsvorsitzende Robert Oppenheim zur Zeitung "Parkiet", ohne ein konkretes Datum zu nennen. Laut dem Blatt forderten die Raiffeisen Bank Polska und die Royal Bank of Scotland eine Garantie, dass ihre Schulden im Fall einer Insolvenz zuerst reguliert werden. "Diese Banken wollen sich nicht an der Rettung der Gesellschaft beteiligen, verlangen aber, dass die anderen, die Polimex weiter finanzieren, ihre eventuellen Ansprüche befriedigen", zitiert die Zeitung einen ihrer Informanten. Die Raiffeisen Bank International, der die Raiffeisen Bank Polska zu 100 Prozent gehört, erklärte gegenüber der APA, sie wolle den Bericht mit Hinblick auf die laufenden Verhandlungen derzeit nicht kommentieren.
Es gebe inzwischen ein Übereinkommen mit der "entschiedenen Mehrheit der Gläubiger", erklärte Firmenchef Oppenheim. Ende Oktober hatte Polimex-Mostostal bekannt gegeben, 24 von 42 Gläubigern hätten eine Vereinbarung zur Umschuldung unterschrieben, darunter die beiden größten Gläubiger PKO BP und Pekao. Der Plan des Unternehmen sieht vor, Firmenanleihen im Wert von 250 Mio. Zloty (61 Mio. Euro) in Aktien umzuwandeln, davon 150 Mio. Zloty bis 31. Jänner. Im Gegenzug verpflichtet sich der Konzern, bis Ende 2015 Vermögen im Wert von 900 Mio. Zloty zu verkaufen und die Kosten zu senken. Über 1.700 Stellen sollen abgebaut werden. Im September hatte ein Konsortium von Gläubigerbanken, darunter die Raiffeisen Bank Polska, dem Unternehmen einen Kreditaufschub bis Ende März 2013 gewährt. Die staatlich kontrollierte PKO BP erteilte Polimex-Mostostal im November eine Bürgschaft über 268 Mio. Zloty bis September 2017, Voraussetzung ist allerdings eine Einigung mit den Gläubigern.
Polimex-Mostostal schloss das dritte Quartal mit einem Verlust von 232,2 Mio. Zloty ab, im Vorjahreszeitraum hatte es einen Gewinn von 15 Mio. Zloty erzielt. Das Unternehmen blieb damit weit unter den Erwartungen von Experten, die im Durchschnitt mit einem Verlust von weniger als 100 Mio. Zloty gerechnet hatten. In den ersten drei Quartalen insgesamt belief sich der Verlust auf 433,5 Mio. Zloty gegenüber einem Gewinn von 41,3 Mio. Zloty im Vorjahr. Das Management verweist bei den Verhandlungen jedoch auf ein Auftragsvolumen für die kommenden Jahre von 15,2 Mrd. Zloty. U. a. soll es die Kohlekraftwerke in Opole (Oppeln)und Kozienice ausbauen.
Die Gruppe Polimex-Mostostal beschäftigt rund 9.000 Mitarbeiter im Bauunternehmen und etwa 5.000 Mitarbeiter in Tochterfirmen. Zu ihnen gehören u. a. eine Heizkesselfabrik in Sedziszow und ein Röhrenwerk in Sochaczew. (APA/red)