Österreich/Iran : Palfinger: "Haben nichts mit Iran-Kranhinrichtungen zu tun"

Der Sprecher des Bündnisses "Stop the Bomb", Stefan Schaden, hatte Aussagen von Palfinger-Chef Herbert Ortner heftig kritisiert, der den Iran gegenüber der APA als "Hoffnungsmarkt" bezeichnet und von einem großen Bedarf an Kränen dort gesprochen hatte. Palfinger habe offenbar nichts aus der eigenen Firmengeschichte gelernt. Obwohl die Verwendung mindestens eines seiner Kräne im Iran für Hinrichtungen dokumentiert sei, scheine der Bedarf Teherans an Kränen, "der offenbar besonders den laut Amnesty International derzeit stattfindenden Massenhinrichtungen geschuldet" sei, für die Salzburger Firma kein Problem darzustellen, meinte Schaden in einer Aussendung. Palfinger-Sprecher Hannes Roither wies gegenüber der APA die Kritik zurück und betonte, ein 2011 aufgenommenes Foto einer Hinrichtung in der Stadt Qazvin zeige einen 35 bis 40 Jahre alten Palfinger-Kran. Der Sprecher verwies zudem auf eine 2013 veröffentlichte Erklärung des Unternehmens, wonach es seine Iran-Geschäfte beendet habe. Vorangegangen war dem eine Kampagne der Organisation "United Against Nuclear Iran" (UANI), die die geschäftlichen Beziehungen westlicher und asiatischer Kranfirmen mit dem Iran unter Hinweis auf die dortige Hinrichtungspraxis angeprangert hatte. Neben Palfinger hatte UANI auch deutsche Firmen wie Liebherr oder Gottwald aufgefordert, ihre Geschäfte mit dem Teheraner Regime zu beenden. Ein großer Teil der Verurteilten werde öffentlich auf Baukränen gehängt, was eine besonders langsame und schmerzhafte Hinrichtungsmethode darstelle, so UANI. Konzernchef Ortner schrieb laut "meconstructionnews.com" im Juli 2013 an UANI, die Produkte von Palfinger würden über ein Netzwerk unabhängiger Händler weltweit verbreitet. Daher könne man nicht ausschließen, dass diese Produkte über Sekundärmärkte, auf denen Palfinger nicht aktiv sei, im Iran erhältlich sein könnten. Zudem gebe es eine Reihe älterer Produkte Palfingers im Iran, "was wir nicht ändern können". Der Iran hat einem Bericht von Amnesty International zufolge in der ersten Jahreshälfte fast 700 Menschen hinrichten lassen. 694 Todesurteile seien zwischen Jänner und Mitte Juli vollstreckt worden, meldete die Menschenrechtsorganisation vorige Woche in London. Im Iran werden unter anderem Mord, Drogenhandel, Vergewaltigung, Homosexualität und "Feindschaft gegen Gott" mit dem Tode bestraft. "Bereits im Jahr 2013 wurden falsche Vorwürfe gegen Palfinger erhoben, unter Verwendung des gleichen Bildes wie heute", heißt es in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Der Konzern verurteile die "Stimmungsmache mit alten Bildern": "Wir haben auch im Februar 2013 sofort reagiert. Wir haben damals - und heute unverändert - die menschenverachtende Verhaltensweise des Regimes in Teheran verurteilt. Wir haben die Hinrichtungen verurteilt und tun dies auch heute. Wir waren und sind betroffen, dass man dafür unter anderem auch Lizenzprodukte von Palfinger verwendet", wird in der Stellungnahme des Kranerzeugers betont. "Wir haben im Einklang mit UANI (United Against Nuclear Iran) vor rund fünf Jahren den Vertrag mit einem iranischen Händler gekündigt und machen seit damals keinen Umsatz mit iranischen Unternehmen", heißt es darin weiter. "Wenn jetzt von der internationalen Staatengemeinschaft möglicherweise die Sanktionen aufgehoben werden, sehen wir in der Tat zukünftiges Geschäftspotenzial im Iran. In diesem Sinn hat auch unser CEO Herbert Ortner Journalistenanfragen beantwortet, dass aufgrund seiner Größe und der Zahl der Menschen der Iran sich zu einem interessanten Markt entwickeln könnte", betonte Palfinger-Sprecher Hannes Roither gegenüber der APA. (apa)