War das größte Stadion auch das teuerste? Warum wurde eine wiederverwendbare Halle nicht wiederverwendet? Und welche war die teuerste Sportstätte der aktuellen Spiele? Die Rekordbrecher unter den Olympiabauten.
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Abfahrt statt Bäume
Die derzeit laufenden olympischen Winterspiele in Pyeongchang zählen alles in allem sicherlich zu den teuersten Spielen der Sportgeschichte. 8,3 Milliarden Euro Gesamtkosen wurden zuletzt aus Südkorea gemeldet. Am teuersten von allen Neubauten kamen die 23. Winterspiele die Abfahrtsstrecke in Jeongseon. Ganze 160 Millionen Euro kostete die und war auch kein leichtes Unterfangen. Der ehemalige Schweizer Skirennfahrer Bernhard Russi, der für die Planung dieser wie vieler anderer Abfahrtspisten auf der Welt zuständig war, erklärte die Herausforderung: Die Berge in Asien sind eher rundlich und eignen sich damit weniger für schnelle Abfahrten. Lange wurde nach dem geeigneten Hang gesucht, mit Jeongseon schließlich gefunden. Die Umwandlung zur Skipiste ließ aber viele Umweltschützer aufschreien: Zwischen 50.000 und 120.000 Birken – Organisatoren und Gegner sind sich bei den Zahlen uneinig – mussten für die heurigen Spiele weichen.
Über 100.000 live vor Ort
Dass das größte Stadion nicht unbedingt das teuerste sein muss, erweist sich mit einem Blick zurück auf die Spiele in Sydney im Jahr 2000. Das Stadium Australia, auch bekannt als ANZ Stadium, fasste unglaubliche 114,714 Zuschauer. Seither wurde das Venue um 30.000 Sitze verkleinert, genutzt wird es aber immer noch fleißig – für Australian Football, Rugby, Cricket und Konzerte. Mit umgerechnet 560 Millionen Euro liegt es auf einem abgeschlagenen zweiten Platz der teuersten Sommerstadien aller Zeiten.
Billiger als gedacht
Das teuerste Sommerstadion – und damals teuerste Olympiastadion überhaupt – stampfte London von 2008 bis 2011 aus dem Boden. Das 2012 eröffnete Stadion im Queen Elizabeth Olympic Park fasste damals 80.000 Zuschauer und kostete 622 Millionen Euro. Das war zwar eine große Summe, lag aber immer noch unter dem kolportierten Budget. Das Stadion wurde damals ebenso bewundert wie heftig kritisiert. Viele fanden es für die hohen Ausgaben nicht spektakulär genug. Heute ist es die Heimstätte des Fußballvereins West Ham United und Austragungsort für andere Sportgroßevents.
Recycelbar, aber nicht recycelt
Die Olympischen Spiele in London 2012 hatten auch eine andere Superlative zu bieten. Mit einem Fassungsvermögen von 12.000 Zusehern war die Basketballhalle die größte temporäre Halle in der Geschichte der Spiele. Sie wurde als voll recycelbar designt, weshalb angedacht war, sie für die darauffolgenden Sommerspiele in Rio wiederzuverwenden. Dieses Vorhaben erfüllte sich nicht, stellte sich doch heraus, dass ein Ab- und Aufbau horrende Kosten bringen würde. 2013 wurde die Halle zum Verkauf ausgeschrieben.
Mehrfachnutzen
Auf die teuerste Infrastruktur kamen wohl die Sommerspiele 2008 in Peking. Von den schwindelerregenden Gesamtkosten in der Höhe von 40 Milliarden Euro fielen etwa 23 Milliarden auf die Infrastruktur. Unter anderem wurde ein neues öffentliches Transportsystem geschaffen, das natürlich heute noch genutzt wird. Von den damals 14 neu errichteten Stätten soll Peking außerdem profitieren, wenn es 2022 die Winterspiele austrägt.
Verschwundenes Geld
Die wahrhaftig teuersten olympischen Spiele in der Geschichte des Sports hielt Sotchi im Winter 2014 ab. Das kolportierte Budget von nicht ganz zehn Milliarden Euro explodierte auf über 43 Milliarden. Unter anderem sollen korrupte Machenschaften die Kosten mehr als vervierfacht haben -wovon angeblich bis zu 24 Millionen Euro einfach spurlos verschwanden. Das Eröffnungsstadion allein kam auf gut 630 Millionen Euro und war damit noch teurer als das Venue in London.
Teuerstes schlechtes Hotel der Welt
Ausgerechnet die teuersten Olympischen Spiele hatten auch die wohl schlechtesten Hotels zu bieten. Als die Sportler 2014 in Sochi ankamen, waren die Bauarbeiten zu großen Teilen noch gar nicht abgeschlossen. Wasserrohre fehlten oder waren in desolatem Zustand, in den Zimmern fielen die Lampen von den Decken, so manche Tür hatte nicht einmal eine Türklinke. Von Athleten gepostete Fotos der Hotelzimmer amüsierten und schockierten damals die ganze Welt.