Ökostrom : Neue Ökostrom-Tarife erlassen

not found
© Industriemagazin Verlag GmbH

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) hat im Einvernehmen mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer (S) und Umweltminister Nikolaus Berlakovich (V) die neue Ökostrom-Tarifverordnung erlassen. Die Minister wollen damit "wirtschaftlich sinnvolle Projekte auf dem Weg zur Marktreife" unterstützen und den Anteil Erneuerbarer Energien in Österreich weiter ausbauen und "behalten dabei auch die Kostenbelastung für Haushalte, Gewerbe und Industrie im Auge", schreibt Mitterlehner in einer Aussendung am Dienstag.Kontinuierliche Verflachung des ZuwachsesDie Förderungen für Neuanlagen starten mit 50 Millionen Euro im ersten Jahr und sinken um jährlich eine Million Euro auf letztlich 40 Millionen Euro im Jahr. Die Förderungen werden über einen Zuschlag auf die Stromrechnung vor allen von Haushalten finanziert. Während ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland heuer rund 144 Euro an Ökostromkosten zahlt, sind es in Österreich zirka 36 Euro. In Österreich nehmen die Kosten bis 2015 noch zu, der Zuwachs werde sich aber danach aufgrund des Ablaufes der Förderfrist für viele ältere Anlagen kontinuierlich verflachen, rechnet Mitterlehner vor.Hier geht´s weiter

Die IG Windkraft freut sich über "stabile Rahmenbedingungen", die damit geschaffen worden seien. "Damit können in Österreich Windräder an den besten Windstandorten umgesetzt werden" heißt es in einer Aussendung der Interessensvertretung. Für schlechtere Standorte werde der Ausbau hingegen schwierig, weil die Tarife abgesenkt wurden.Freude gibt es beim Biomasse-Verband über die Erhöhung der Einspeistarife für feste Biomasse. Damit hätten innovative, heimische Technologiehersteller die Möglichkeit, ihre neuen Produkte am Markt zu platzieren. Für einen "Ausbau-Boom" seien die Tarife aber nach wie vor zu knapp bemessen."Hart an der Grenze"Der Bundesverband Photovoltaic Austria (PVA) sieht die Tarife "grundsätzlich positiv", auch wenn die Festlegung der Tarife für 2013 eine Kürzung von bis zu 34 Prozent gegenüber den Tarifen des ersten Halbjahres 2012 bedeutet. "Die Tarife für Photovoltaikstrom sind durch die Absenkung hart an der Grenze der Wirtschaftlichkeit. Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass die Österreicher in erster Linie aus Gründen der Versorgungssicherheit und des ökologischen Grundgedankens in Photovoltaikanlagen investieren", schreibt Hans Kronberger, Präsident des Bundesverbandes in einer Aussendung.Hier geht´s weiter

Josef Plank, Präsident des Dachverbandes "Erneuerbare Energie Österreich" (EEÖ), freut sich über 350 Millionen Euro an Investitionen, die durch die Förderung ausgelöst würden und die den weiteren Ökostromausbau ermöglichten. Zugleich finde die Branche aber die stufenweise Verringerung der Förderung ab 2013 "willkürlich und sachlich nicht gerechtfertigt"."Verstromung von Nahrungsmittel-Rohstoffen belohnt"Die Arbeiterkammer kritisiert hingegen Förderungen für Biogas-Anlagen. Damit werde "die Verstromung von Nahrungsmittel-Rohstoffen mit steigenden Förderungen belohnt". Das treibe die Preisschraube für Lebensmittel und Futtermittel in die Höhe und heize Spekulationen weiter an. Die Konsumenten würden so doppelt zahlen: Für die Förderungen und für höhere Lebensmittelpreise. Die AK fordert einen Stopp der Förderung von Biogas-Anlagen, die mit Mais Ökostrom erzeugen.Der Umweltdachverband wiederum kritisiert, dass Kleinstwasserkraftwerke gefördert werden. Dies sei "aufgrund der etablierten Technologie nicht mehr notwendig und macht diese zu einer marktverzerrenden und umweltschädlichen Subvention", meint Gerhard Heilingbrunner, ehrenamtlicher Präsident des Umweltdachverbandes.Windkraft (neue Anlagen) wird für das 2. Halbjahr 2012 mit 9,5 Cent pro Kilowattstunde (kWh) gefördert. 2013 sind 9,45 Cent pro kWh vorgesehen (minus 0,5 Prozent). Mit dem Windkontingent von jährlich 11,5 Millionen Euro können zusätzlich 70.000 Haushalte mit grünem Strom versorgt werden.

Hier geht´s weiter

Bei Photovoltaik laufen Förderungen für neue Großanlagen mit einer Spitzenleistung über 500 Kilowatt peak (kWp) aus. Für gebäudeintegrierte Projekte gibt es eine Kombination aus Investitionszuschuss und Einspeisetarif. Für das zweite Halbjahr 2012 wird für gebäudeintegrierte Anlagen ein Kombinationstarif von 19,7 Cent pro kWh plus einem Zuschuss von 30 Prozent der Investkosten mit maximal 200 Euro pro kW gewährt (entspricht im Vergleich zum früheren System einer Einspeisetarif-Förderung von 21,96 Cent). 2013 liegt der Tarif bei 18,12 Cent pro kWh plus Investzuschuss (= 20,20 Cent Einspeisetarif-Förderung). Bei Anlagen auf Freiflächen werden für das zweite Halbjahr 2012 18,43 Cent und für 2013 16,59 Cent pro kWh (Abschlag von 10 Prozent) verordnet.Für neue oder revitalisierte Kleinwasserkraftanlagen besteht künftig die Wahlmöglichkeit zwischen einer Investitionsförderung von maximal 30 Prozent und einem gestaffelten Einspeisetarif über 13 Jahre. Dafür wird eine Staffelung der Tarife für 2012 beginnend mit 10,6 Cent pro kWh für die ersten 500.000 kWh produzierten Wasserkraftmengen (Kleinstanlagen) und bis zu 5 Cent pro kWh für Stromerzeugungsmengen über 7.500.000 kWh (Anlagen mit 2 MW) geschaffen. Dabei berücksichtigt das neue Zonentarifmodell, dass die Erzeugungskosten je Kilowattstunde mit zunehmender Leistungsklasse stetig sinken. Für 2013 werden die Tarife mit einem Abschlag von 0,5 Prozent versehen.Bei rohstoffabhängigen Ökostromtechnologien (Biomasse, Biogas) wird die Stromerzeugung nur dann mit Einspeisetarifen gefördert, wenn gleichzeitig auch Wärme erzeugt und genutzt wird. Bei der Biomasse (z.B. Hackschnitzel-Anlagen) liegen die Einspeisetarife für neue Anlagen im Jahr 2012 je nach Größe bzw. Leistungsstärke in einer Bandbreite von 11 (Erhöhung um 1 Cent) für große Anlagen bis 18 Cent pro kWh (Erhöhung um drei Cent) für kleine Anlagen. Rund ein Drittel des jährlich neu verfügbaren Förderkontingents ist für kleine, dezentrale, hocheffiziente KWK-Anlagen reserviert. Um die Weiterentwicklung innovativer Technologien zu unterstützen und neue Exportchancen zu nützen, wird für KWK-Anlagen bis 500 kW auf Basis fester Biomasse mit einem Brennstoffausnutzungsrad von mindestens 70 Prozent ein Bonus von 2 Cent pro kWh gewährt.Bei Biogas liegen die neuen Tarife je nach Anlagengröße zwischen 13 und 19,60 Cent pro kWh. Für die größte Anlagenkategorie bleibt der Tarif gleich, für kleinere Anlagen gibt es ein Plus von bis zu sechs Prozent. Für das Jahr 2013 werden die Tarife aller rohstoffabhängigen Anlagen um 0,5 Prozent reduziert. (APA)