Wer die Möglichkeit zu großzügigem Wohnraum hat, wird diese sehr wahrscheinlich nutzen und gerne zeigen. Doch dass kleine Wohnungen nicht schamvoll versteckt werden müssen, zeigt der Trend zur Mikrowohnung. Aus der Not eine Tugend gemacht, geht es bei Mikrowohnungen um die maximale Nutzung minimalsten Raumes. In Zeiten des schrumpfenden Platzangebotes in Städten sind solche gut durchdachten Mini-Homes vielleicht die rettende Lösung – speziell für Niedrigverdiener und Single-Haushalte.
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Optimierte Platznutzung beginnt natürlich in der Einrichtung: Jeder Quadratmeter muss doppelt genutzt werden. Das geht über Rollboxen als Stauraum unter dem Sofa bis zu ausklappbaren Schrankbetten. Doch ob eine Wohnung einfach nur unpraktisch winzig oder ein trendig mikrobisches Zuhause wird, hängt bereits von der Raumplanung ab. Mit unnötigen Korridoren und Vorräumen kann hier kein Platz verschwendet werden. Die Küche wird optimalerweise bereits in den Wohnraum integriert.
Auf diese Weise funktionieren auch die Mini-Apartments im Frankfurter „Studio Eins“, einem Wohnheim für Studenten und Pendler. Hier haben Bewohner auf 23 Quadratmetern angeblich alles, was es zum Leben braucht. Jedoch können sie, sollte ihnen die Mikro-Decke auf den Kopf fallen, auf die Gemeinschaftsräume des Studio Eins ausweichen: Fitnessstudio, Lesesaal und Fernsehraum.
Studio Eins ist auf dem Markt nicht alleine. In Deutschland gibt es etwa 25.000 solcher Mikrowohnungen. Und die Bau-Investoren haben angesichts des hart umkämpften Mietwohnungsmarktes in den Städten keinen Grund, dem Trend ein Ende zu bereiten. Aber nicht nur Platzmangel mag ein Grund für die Menschen sein, zur Mikrowohnung zu tendieren; auch hohe Energiekosten oder das Gefühl, wegen der vielen Stunden am Arbeitsplatz die teure große Wohnung sowieso nicht nutzen zu können, spielen hier als Entscheidungsfaktoren mit.
Das Architektenbüro bfs d Flachsbarth Schulz designte im Rahmen eines Wettbewerbs des Berliner Einrichtungsplaners Minimum vor wenigen Jahren eine Mikrowohnung, in der die Schlafkoje über dem Boden und auch das Bad zwei Stufen höher liegt. Wenn allerdings die deutschen Städte bei ihren Neubauvorhaben tatsächlich vermehrt auf Barrierefreiheit achten wollen, scheidet dieser Lösungsansatz aus.
Beim selben Wettbewerb stellte das Büro Sinestezia sein „Expansive Home“ vor. Der Trick hierbei ist, nicht nur die tatsächliche Wohnung zu nutzen, sondern so weit als möglich auszubauen. So soll der Raum durch einen gläsernen Erker auf Schienen etwas vergrößert werden.
Woanders auf der Welt ist man mit den Mikro-Überlegungen schon etwas weiter als in Europa. In Tokio liegt der einem Menschen durchschnittlich zur Verfügung stehende Wohnraum bei gerade einmal 15 Quadratmetern – in Wien sind es 33. Da sind Space-Savers wie erhabene Schlafkojen schon lange keine ungewöhnliche Neuheit mehr. Und im seit jeher wohnraumumkämpften New York werden Mikrowohnungen von großen Architekturbüros gekonnt luxuriös vermarktet. So locken die maximal 32 Quadratmeter großen Apartments in Modulbauweise von nArchitects mit intelligent arrangierten Küchenecken, bereits vorhandener Kombi-Möblierung und vielen Gemeinschaftsräumen im Komplex.