SOLID 11 / 2014 : Menschen am Bau: „Dafür bin ich ja da!“
Heute arbeitet er im südlichen Niederösterreich, gestern war er im Waldviertel und morgen ist er in der Steiermark. Der Maurer Franz Gölles kennt viele Baustellen in ganz Österreich. Seit acht Jahren ist er wieder Mitglied des Baustellen- Service-Teams von Wienerberger. 1985 kam er das erste Mal zum Ziegelriesen aus der Hauptstadt.Seine Laufbahn begann der gebürtige Ebenfurther in Niederösterreich, doch bald, so erzählt er, zog es ihn nach Wien – „Hier war einfach die Bezahlung besser“. Irgendwann suchte Wienerberger jemanden, der sich mit Klinkermauerwerken auskennt, und fragte beim Dienstgeber von Franz Gölles nach.Leihweise mauerte er dann für den Produzenten, bis schließlich eine Fixanstellung daraus wurde.
Damals lernte Gölles auch Siegmund Szigeti kennen, mit dem zusammen er die Baustellen- Service-Mannschaft bildet. Das allerdings nur mehr kurz, denn „Siegi“ hat am 14. November seinen letzten Einsatz vor Ort. „Unser Team wird mir fehlen, das war schon etwas Besonderes“, sagt der angehende Ruheständler. „Es gibt ein blindes Verstehen zwischen uns“, meint er, während er weiter einen Ziegel neben den anderen legt.Mauern bis zur PensionAuch Franz könnte in drei Jahren in Pension gehen. Darüber denkt er noch nicht nach, er lässt es auf sich zukommen. Seine Gesundheit und der Spaß an seiner Arbeit sollen entscheiden, ob er 2017 aufhören wird. „Ich habe den Beruf ja auch erlernt, weil er mir Freude macht“, so Gölles. Einfach war das nicht immer, denn „es gibt schon auch schwierige Bauherren“. Der Maurer hat gelernt, dass man hier die Wünsche realisieren muss und nicht viel dagegenreden darf. Außer es ist technisch nicht durchführbar.
Der Niederösterreicher hat so einige große Baustellen geleitet, als er noch bei Baufirmen beschäftigt war. Seine größte war ein Projekt für die Lebenshilfe in Bad Vöslau. Dieses wurde von Spenden aus "Licht ins Dunkel" gesponsert und mit einem ORF-Spot dokumentiert. Das Haus, in dem er mit seiner Familie lebt, ist natürlich auch selbst gebaut und bildet den Hintergrund einer österreich- typischen Anekdote.
Kaum zu glauben: keine Schwarzarbeit
Hilfe bekam Franz Gölles dabei aus der ganzen Verwandtschaft, denn: der Schwiegervater war Polier, der Schwager Maurer und auch andere konnten bauen. So schnell habe er gar nicht schauen können, erzählt er, wäre auch schon die Polizei mit einer Anzeige wegen Schwarzarbeit auf seinem Grund gestanden. „Es hat einen Tag gedauert, bis ich alle Dokumente beisammen gehabt hab und beweisen hab können, dass alle zu meiner Familie gehören!“Während seines Berufslebens hat er schon viel erlebt. Wenn er von lustigen Vorfällen erzählt, muss er manchmal unterbrechen, weil er vor Lachen nicht weiterreden kann. Etwa bei der Geschichte von einem Helfer, der gerne Kirsch-Rum getrunken hat. „Einmal war es dann zu viel und er hat auf der Baustelle Durchfall bekommen“. Franz Gölles steckte ihn in einen gelben Regenoverall und schickte ihn mit der Straßenbahn heim.Aber die Worte stocken auch, wenn er sich an ein tragisches Unglück erinnert: Ein Helfer, der fix zum Team gehörte und aus derselben Ortschaft stammte, wurde tot daheim aufgefunden. Die Frage nach dem Warum bleibt auch heute noch.Vier Stunden pro SchulungDie Kollegen sind Franz Gölles wichtig, das merkt man sofort. Um 8 Uhr morgens herrscht geschäftiges Treiben auf der Baustelle der Firma Pfnier & Co GmbH, alle Maurer packen fleißig an. Der erfahrene Gölles hilft einem jungen Kollegen und verrät ihm dabei auch gleich einige Tricks. „Dafür bin ich ja da. Ich bin schon so lange am Bau, da weiß ich, wie man was macht oder kleine Hoppalas ausbessern kann.“ Eine Schulung vor Ort dauert rund vier Stunden, dann müssen die Arbeiter der Baufirma es können. Heute soll die Berührungsangst vor einem neuen Produkt, wie dem Wärmedämmung-Inside- Plan-Ziegel, genommen werden. Das gelingt Franz Gölles. Er packt selbst mit an und steht allen hilfreich zur Seite. Wenn ein Lehrling nicht gleich den notwendigen Mundschutz zur Verfügung hat, ruft Franz selbst den Polier herbei.Seinem jungen Mitarbeiter Philipp Javorics, der seit August dieses Jahres dabei ist und als Nachfolger von Siegi angelernt wird, steht er mit viel Rat zur Seite. Der Junge lernt gleich, wie wichtig es ist, alles korrekt zu machen und sich immer abzusichern. Die Männer vom Baustellen-Service müssen vor Ort einen Bericht verfassen, in dem sie genau festhalten, was gemacht wurde, und diesen vom Polier unterschreiben lassen. Geduld ist ebenfalls notwendig, manchmal dauert es eben länger, bis alles verstanden wird. „Ich bleibe so lange, bis es alle können, auch wenn es mehr als vier Stunden sind“, informiert Franz Gölles.Hilfe an vielen OrtenDas Baustellen-Service-Team ist nicht nur auf Baustellen unterwegs. Es ist auch bei Messevorbereitungen und Prüfversuchen aktiv. Im Vorfeld wird besprochen, was auf der jeweiligen Messe gezeigt werden soll, und dann werden die entsprechenden Schauwände aufgestellt. An der TU Wien, der TU Graz oder dem BTI Linz helfen sie bei diversen Untersuchungen an den Wienerberger-Ziegeln. Auch am Lehrbauhof Ost oder im Schloss Haindorf der NÖ Bauinnung kommt es vor, dass man einen von ihnen antrifft.Menschenscheu darf man bei diesem Beruf nicht sein, ist man doch jeden Tag mit neuen Leuten zusammen. Sieht man Franz Gölles bei der Arbeit zu, wirkt es so, als würde er schon lange mit den Kollegen von Pfnier zusammenarbeiten. Dabei sind es gerade einmal zwei Stunden.(SOLID 11 / 2014) _______________BAUSTELLEN-SERVICEEinsatz vorrangig direkt auf Baustellen: Schulung der Mitarbeiter von Baufirmen für eine optimale Handhabung der Wienerberger-Produkte und Systemlösungen; auch Vorführungen und Verarbeitungsdemonstrationen vor Fachleuten und in Ausbildungseinrichtungen wie Berufsschulen oder bei der Produktentwicklung und bei laufendem: Aufbau von Bauteilen, etwa in Materialprüfanstalten. Angefragt werden kann das Wienerberger Baustellen- Service österreichweit über die Wienerberger- Außendienstmitarbeiter in den Regionen.www.wienerberger.at(SOLID 11 / 2014)