Baustoffindustrie : Megafusion von Holcim und Lafarge
Die beiden weltweit führenden Zementhersteller Holcim und Lafarge fusionieren. Wie die beiden Unternehmen am Montag mitteilten, ist ein Zusammenschluss unter Gleichen geplant. Der neue Konzern soll LafargeHolcim heißen und seinen Hauptsitz in der Schweiz haben.
Geplant ist ein öffentliches Tauschangebot mit Holcim als Anbieterin. Das Umtauschverhältnis beträgt eine Holcim-Aktie für eine Lafarge-Aktie, teilten die Unternehmen mit. Angepeilt werden Synergien von 1,7 Mrd. Franken (1,39 Mrd. Euro).
Der Schweizer Weltmarktführer und die Nummer zwei aus Frankreich sind in 90 Ländern tätig und kommen operativ auf einen Gewinn von 6,5 Mrd. Euro. Über die Fusion war schon seit mehreren Tagen spekuliert worden.
140.000 Beschäftigte und 32 Milliarden Euro Umsatz
Gemeinsam beschäftigen die Unternehmen fast 140.000 Menschen und haben einen Umsatz von fast 32 Mrd. Euro. Bei Holcim sind derzeit rund 71.000 Menschen in 70 Ländern beschäftigt, bei Lafarge etwa 65.000 in 64 Staaten. Beide Konzerne blicken auf eine lange Tradition zurück: Als Holcim 1912 gegründet wurde, hatte Lafarge schon in den 1860er-Jahren den Zement zum Bau des Suez-Kanals geliefert.
Die Fusion des neuen Konzerns soll innerhalb der ersten Jahreshälfte 2015 abgeschlossen sein. LafargeHolcim soll seinen Sitz in der Schweiz haben. Oberstes Gremium des Megakonzerns wäre dann ein 14-köpfiger Verwaltungsrat, in den von beiden bisherigen Konzernen je sieben Mitglieder einziehen sollen.Holcim-Verwaltungsratspräsident Rolf Soiron und Lafarge-CEO Lafont wollen die Pläne am Montagnachmittag (15 Uhr) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Züricher Flughafen gemeinsam feststellen. Die beiden Unternehmen wollen zehn bis 15 Prozent ihres Geschäfts abstoßen, um Zweigleisigkeiten zu verhindern und den Anforderungen der Wettbewerbshüter gerecht zu werden.Nächste Seite: Wer wirklich hinter den Konzernen steht - und wer Chef werden dürfte >>
Hinter beiden Konzernen stehen milliardenschwere Investoren: So haben bei Holcim der aus der Gründerfamilie stammende Thomas Schmidheiny sowie der russische Zementmagnat Filaret Galtschew tragende Rollen.
Die beiden größten Aktionäre bei Lafarge sind die Holding des Belgiers Albert Frere, Groupe Bruxelles Lambert, und der ägyptische Hotel-Großinvestor Nassef Sawiris, der zuletzt in großem Stil beim deutschen Reiseanbieter FTI eingestiegen war. Es solle ein reiner Aktien-Deal werden, führte der Insider aus. Das hatte zuvor auch schon die Zeitung "Le Figaro" berichtet. Holcim will einen öffentlichen Aktientausch anbieten: Für eine Lafarge-Aktie bietet Holcim eine eigene Aktie an. Der avisierte Fusion wird als ein Zusammenschluss unter gleichen bezeichnet. Die Hauptaktionäre der beiden Unternehmen seien mit dem Vorhaben einverstanden, hieß es weiter.Lafarge-Chef Bruno Lafont soll CEO des fusionierten Konzerns werden, Holcim-Verwaltungsrat Wolfgang Reitzle, ein Schweizer, der künftige Verwaltungsrats-Präsident.
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Sowohl in den USA als auch in Europa würde das neue Zement-Imperium den Markt beherrschen. Die Franzosen und Schweizer wollen nach der Fusion gemeinsam Kosten sparen sowie Schulden abbauen. Aus einer gestärkten Position heraus wollen sie zudem auf steigende Energiekosten und eine sinkende Nachfrage reagieren, die die Branche seit 2008 gebeutelt hat. Neuer Schub für die Branche
Trotz der dominierenden Stellung in Europa und den USA könnte eine Fusion der Branche neuen Schub geben. Durch den Abbau von Überkapazitäten dürften auch Firmen wie die deutsche HeidelbergCement auf ein Ende des harten Preiskampfs hoffen. Zudem könnten Holcim und Lafarge von den Wettbewerbsbehörden gezwungen werden, Filetstücke aus den Geschäftsportfolios auf den Markt zu werfen.Branchenkennerin Elizabeth Collins vom Analysehaus Morningstar macht in Deutschland, Frankreich, Spanien, Tschechien, Rumänien und Serbien Überlappungen aus. Ein Verkauf von Produktionswerken und Verteilungszentren dürfte allerdings Zeit in Anspruch nehmen.
Selbst verschiedene kleinere Transaktionen in der Branche waren zuletzt auf Widerstand der Wettbewerbshüter gestoßen, warnte ein Analyst. So nehmen die Kartellwächter den geplanten Beteiligungstausch von Holcim und der mexikanischen Cemex in Europa unter die Lupe.
Holcim will in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden Geschäftsteile von Cemex übernehmen. Im Gegenzug soll die tschechische Holcim-Tochter Csesko an Cemex verkauft werden. (Reuters/sda/APA/pm)