Dämmstoffmarkt : Wirtschaftskammer fordert bei Thermischer Sanierung Unterstützung
Die Wirtschaftskammer Wien fordert eine massive Förderung der thermischen Gebäudesanierung. Um die Sanierung voranzutreiben, brauche es ein Maßnahmenpaket, sagte Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Immobilientreuhänder in der WK Wien. So müsse die Abschreibungsdauer für Sanierungsmaßnahmen auf 15 Jahre verkürzt werden.
Weiters fordert die WKW den Ökozuschlag von 15 Prozent für die thermische Sanierung von Wohngebäuden entweder als Betriebsausgabe oder als Werbungskosten.
Die Wirtschaftskammer Wien sieht Handlungsbedarf: Denn die Sanierungsrate der 950.000 Wiener Haushalte liege noch immer unter 2 Prozent. Vor allem bei Eigentumswohnungen, die rund 18 Prozent der Haushalte ausmachen, sei die Sanierungsrate gering, so die WKW. "Das Argument der Eigentümer ist oft, dass es sich für sie nicht rechnet", so Pisecky.
Minus am Dämmstoffmarkt
Nach einem Absatzhoch 2021, in dem über 6,3 Mio. m3 an Dämmstoffprodukten verkauft werden konnten, kündigte sich im Jahr 2022 für die Mitglieder der GDI 2050 bereits ein Minus von über 6 % an und nahm im Laufe des Jahres 2023 über alle Dämmstoffprodukte noch an Fahrt auf. 2023 erreichte der Mengenabsatz mit insgesamt 5,2 Millionen m3 einen negativen Höhepunkt.
"Obwohl sich die Rahmenbedingungen mit der Verdreifachung der Fördersummen im Bereich Sanierung und dem Wohn- und Baupaket klar verbessert haben, ist die Situation weiterhin herausfordernd. Bis der Wirtschaftsmotor Bau wieder in die Gänge kommt, werden leider noch einige Monate vergehen“, analysiert Roland Hebbel, Vorstand der GDI 2050 (Die Gebäudehülle+Dämmstoff Industrie 2050), die aktuelle Situation in der Branche.
„Jetzt braucht es Tempo bei der Umsetzung, insbesondere auch in den einzelnen Bundesländern, um u.a. die Zinsstützung für Wohnbaudarlehen bereitzustellen und positive Stimmung für die Notwendigkeit der Sanierung zu generieren“.
Allein in den letzten beiden Jahren hat die Branche durch das geringere Bauvolumen rund 1,1 Millionen m3 weniger an Dämmstoffen verkauft und verbaut. Eine Trendumkehr ist aktuell noch nicht erkennbar.
Die Rückgänge der Dämmstoffvolumina treffen alle Dämmstoffarten in fast gleicher Härte: So mussten im vergangenen Jahr die Schaumstoffe ein Minus von 14,33 Prozent und die alternativen Dämmstoffe (Zellulose, Schafwolle, Hanf etc.) ein Minus von 14,29 Prozent verkraften. Die Mineralwolle weist einen Rückgang von 12,64 Prozent aus.
Aktuelle Daten einer Marktstudie des Marktforschungsinstituts Branchenradar.com Marktanalyse zeigen: Der Rückgang bei Dämmstoffen waren schlimmer als gedacht: Der Umsatz sank auf rund 351 Millionen Euro. Mit nur mehr 4,7 Millionen m3 fiel die Nachfrage auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2004.
Verantwortlich dafür war allerdings nicht alleine der bekanntermaßen schwächelnde Neubau. Rund 60 Prozent des Rückgangs waren auf fehlende Investitionen in der Gebäudesanierung zurückzuführen. Insbesondere im Wohnbau war die Sanierungsbereitschaft gering. So verkürzte sich etwa bei Einfamilienhäusern der Umsatz mit Baumaßnahmen im Gebäudebestand im Jahresvergleich um mehr als 30 Prozent, nicht zuletzt weil speziell vielen privaten Haushalten eine thermische Gebäudesanierung mittlerweile einfach zu teuer war.
Im Vorjahr kosteten Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle oder den Geschoßdecken im Schnitt um mehr als dreißig Prozent mehr als noch drei Jahre davor. Vor dem Hintergrund einer anhaltend hohen Inflation, einer pessimistischen Stimmungslage und der Verlagerung der Haushaltsausgaben in den Konsum wurden Investitionen im Gebäudebestand daher vielerorts aufgeschoben.
„Im Vorjahr hat sich Österreich von den selbst gesteckten Zielen hinsichtlich der Dekarbonisierung des Gebäudebestands weit entfernt“, stellt Andreas Kreutzer, Geschäftsführer von Branchenradar Marktanalyse fest. „Es ist zu hoffen, dass die Nachjustierungen in der Förderlandlandschaft im heurigen Jahr zu einer Trendwende führen.“
Die Kontraktion des Marktes erfasste alle Dämmstoffmaterialien. Der Umsatz mit Mineralwolle und Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen sank im Jahr 2023 um zirka 15 Prozent. Mit Schaumstoffen wurde um 28 Prozent weniger umgesetzt als noch ein Jahr davor.