SOLID 07 / 2014 : Managementfehler: Was tun, wenn der Chef schuld ist?
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Anfang Mai brachte es der Kreditschutzverband 1870 in seiner Jahresbilanz vollmundig auf den Punkt: „Insolvenzursachen 2013: Der Chef ist schuld!“ Die Hauptverantwortung für viele Crashes liegen demzufolge im Unternehmen selbst, denn 71 Prozent der Firmenpleiten beruhen auf Managementfehlern, so Hans-Georg Kantner, Leiter KSV1870 Insolvenz, im Rückblick auf 3.266 Insolvenzfälle im Vorjahr.Natürlich gibt es auch andere Ursachen, die nicht kleinzureden sind – doch auch die führen letztlich auf die Eigentümer- und Geschäftsführerebene: 20 Prozent der Insolvenzen entstehen aus „externen Gründen“ wie geänderter Marktlage, aus- und inländischer Konkurrenzsituation, Kreditrestriktionen, Lohn- und Steuererhöhungen, aber auch Insolvenz von Abnehmern oder Ausfall von Lieferanten.
Und ein Zehntel der Firmen scheitern am Kapitalmangel – laut Statement des KSV-Experten „eher ein Gründerproblem“, das aber auch für reife Firmen leidvolle Realität wird, wenn Banken den Geldhahn Basel-3-konform zudrehen, weil Verlustproduktion nicht mit neuen Krediten u¨ber Wasser gehalten wird.Frühe Selbsterkenntnis: der einzige Weg zur BesserungDoch wie gesagt: am Ende werden die Dinge „oben“ entschieden, die Weichen in den Chefetagen gestellt (oder die Züge sich selbst überlassen). Dabei – und jetzt kommen wir langsam zu den guten Nachrichten – ist es nicht so, dass diese Krisen über Nacht kommen und es keinen Weg gibt, ihnen zu entkommen: Die Experten des Beratungsportals www.sanierungsportal.de (einem Netzwerk von Creditreform, Invep, Sächsische Aufbaubank, FH Kiel, IFM Bonn, RKW Thüringen und TMA Deutschland) kommen in einer gemeinsamen, aktuellen Krisenanalyse zu folgenden interessanten Schlüssen:Liquiditätskrisen werden 1 bis 2 Jahre vor einer Insolvenz aktiv, Erfolgskrisen 2 bis 3 und strategische Krisen gar 3 bis 5 (!) Jahre vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch. Eigentlich bietet sich damit sogar viel Zeit zum Handeln an, vorausgesetzt, die Krisen werden rechtzeitig erkannt.Gefragt sind also Managerkompetenz, Weitblick und Führungsqualität, und genau das fehlt den Verlierern am Markt, denn sie scheitern an mangelnder Erfahrung, ein Unternehmen rational zu führen, und an zu wenig Beschäftigung mit den Fragen der Zukunft.Diesen Fehlern gegensteuern kann man aber nur, wenn man sie auch erkennt. Für Unternehmen der Bauwirtschaft gilt dies in besonderem Maß, weil sie in einem ständig sich verändernden Markt ebenso ständig unter starkem Druck stehen.Gegensteuern – aber wie?Managementfehler und fehlende Frühwarnsysteme in Kostenrechnung und Controlling“ sind auch nach den Erfahrungen von Erich Kremsmair, dem MBALehrgangsleiter an der BAU Akademie Österreich, die Hauptgründe für die Crashes. Doch der Trainingsprofi für die Baubranche kennt die Gegenstrategien: Es ist nachweisbar, dass Bauunternehmen erfolgreicher sind, wenn sie ihr Geschäft strategisch planen, ihr Personal fördern und fordern, die Kundenbedürfnisse im Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns sehen und ihre Kosten ständig hinterfragen.?Vor allem seit dem Krisenjahr 2008 hat sich, so Kremsmair, die Bauwirtschaft verändert. Ihr Anteil am heimischen BIP nimmt kontinuierlich ab und nähert sich dem EU-Durchschnitt von zuletzt 10,2 Prozent (laut Hauptverband der Deutschen Bauindustrie 2013). Das führt zu einem beinharten Verdrängungswettbewerb mit massiven Umwälzungen in der Baubranche.Verschärft wird die Drehung der Krisenspirale noch durch Leerläufe, so Kremsmair: Ein Drittel der Zeit, die Mitarbeiter im Unternehmen verbringen, ist unproduktiv.?So weit, so schlecht, aber wer trägt die Verantwortung? Kremsmair legt zu den 71 Prozent des KSV noch was drauf: 90 Prozent dieser unproduktiven Zeit entsteht durch Führungsfehler!?Anwendungspotenzial und die Grenzen der SchulungGegensteuern ist branchenweit gefragt. Erich Kremsmair definiert die für den Erfolg eines Unternehmers in der Bauwirtschaft nötigen Faktoren kurz und bündig:Planen, fördern, hinterfragen. Für ihn ist der Wirkungsgrad von Schulungen einzig und allein nach deren Anwendungspotenzial zu bewerten: „Zum Erfolgsfaktor werden Informationsangebote nur dann, wenn sie für den Empfänger einen Nutzen bei der Arbeit bieten, wenn ihr Zustandekommen nachvollziehbar ist und ihnen Aussagekraft zugeschrieben wird.Für die Buchautorin und Managercoachin Marion Lemper-Pychlau („Führung mit natürlicher Autorität“) ist konkrete projektbezogene Schulung allerdings nicht alles. Man kann viele Skills lernen, meint sie, aber: „Es gibt keine Alternative zu natürlicher Autorität.“ Diese wiederum lässt sich weder durch brillante Fachkompetenz noch durch das Aneignen verschiedener Führungstechniken ersetzen.Eine Verbesserung ist aber auch für „Spätberufene“ im Bereich der natürlichen Autorität möglich, denn, so relativiert die Expertin: „Auch natürliche Autorität lässt sich lernen und trainieren. Genau hier setzen gezielte Programme von Human-Resource-Akademien wie der ARS (Akademie für Recht, Steuern und Wirtschaft) an, etwa mit der Ausbildung zum zertifizierten HR-Business-Partner.Das erste Modul „Management-Development als Gesamtprozess“ stärkt die Qualifikation im operativen, strategischen und personellen Controlling inklusive Umgang mit Kennzahlen. Modul Nummer 2 schult den Umgang mit Veränderung und seinen Folgen für Unternehmen und Mitarbeiter beim Thema „Change-Prozess & Organisationsentwicklung“. Ergänzt werden die Kernthemen durch Zusatz-Know-how mit Führungsrelevanz, wie Arbeitsrecht, Personalwesen, Recruiting, Marketing und Kommunikation in eigenen Modulen.Magisches Viereck am BauÜber 90 Prozent der Führungskräfte am Bau haben laut Analyse der BAU Akademie eine solide und umfassende technische Ausbildung. Um einen Betrieb richtig zu führen, ist aber umfassendes Knowhow notwendig. Das „Magische Viereck“ aus technischen, kaufmännischen, rechtlichen und zeitlichen Parametern bestimmt den Erfolg der Führungskräfte der Bauwirtschaft. In diesem dynamischen Wirtschaftssektor entscheiden die Qualifikationen der Führungskräfte über Erfolg oder Misserfolg von Bauunternehmen. Das Studium MBA Bauwirtschaft der BAU Akademie Österreich vermittelt berufsbegleitend betriebswirtschaftliche Zusammenhänge für die Baubranche mit drei Modulen in vier Semestern. Im Schwerpunkt „Commercial Fitness“ stehen Rechnungswesen, Kostenrechnung, Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsrecht am Programm. Danach geht die Reise in Richtung Strategie mit „Business- Fitness“ mit den Themen Investition und Finanzierung, Strategische Führung im Bauwesen sowie strategisches und operatives Controlling. Endstation der Ausbildung ist „Management-Fitness“? mit Spezialthemen wie Vertiefung von Bau- und Immobilien-Wirtschaftsrecht, Internationalisierung von Bauunternehmen, Unternehmensführung inkl. Risikomanagement sowie Personalentwicklung und -führung. Nach erfolgreicher Ablegung der Abschlussprüfung wird dem Studierenden ein Diplom ausgestellt und der akademische Grad „Master of Business Administration (MBA-BauW)“ verliehen. ////
(SOLID 07 / 2014)__________________________KURZSEMINAR: 7 PUNKTE FÜR DEN ERFOLG1: Agieren Sie rasch, statt verspätet zu reagierenErste Krisenzeichen erfordern sofortiges Handeln und Gegensteuern. Fährt das Schiff erst einmal in die falsche Richtung, wird eine Kurskorrektur schwerer – und teurer.2: Setzen Sie eindeutige Ziele – und kontrollieren Sie am WegWas logisch klingt, wird in der Praxis oft vernachlässigt. Nur eindeutig definierte Unternehmensziele ermöglichen konkrete Strategie- und Maßnahmenpakete. Gleichzeitig ist ein ausreichendes, effektives Controllingsystem notwendig, um die Zielerreichung quantitativ und qualitativ zu überprüfen.3: Sehen Sie Ihre Kunden als Ihren ErfolgsmaßstabDie Stabilität der Stammkundenanteile, aber auch deren Zahlungsmoral sind Kriterien für die Qualität des eigenen Unternehmens. Hohe Außenstände, Forderungsausfälle, aber auch gehäufte Kundenbeschwerden sind wichtige Krisensymptome, die es rasch zu analysieren gilt. Auftragsrückgänge und Insolvenzen von Kunden wirken sich ebenfalls als Minusfaktor auf den eigenen Unternehmenserfolg aus. 4: Checken Sie die LieferantenbeziehungenWerden die Lieferkonditionen schlechter, die Zahlungsziele gekürzt oder gar nur gegen Vorkasse geliefert, dann ist das ein schlechtes Zeichen für die eigene Liquidität. Harmonische Lieferantenbeziehungen zeichnen sich durch hohe Liefertreue und das Ausbleiben von Mahnungen durch Lieferanten aus.5: Beobachten Sie Ihre Bankbonität mit ArgusaugenWenn die Hausbank die Konditionen nicht verschlechtert, keine höheren Besicherungen verlangt und nicht ständig bei jeder Überweisung rückfragt, dann ist die Liquidität (noch) im grünen Bereich. Sinkendes Eigenkapital, mehr Ausgaben als Einnahmen, ständiges Überziehen der Kreditlinie gelten als Signale für Liquiditätsengpass par excellence.6: Kontrollieren Sie das rechtliche UmfeldGesetze, Normen und Richtlinien von Staat und Behörden bestimmen die Unternehmenstätigkeit direkt oder mittelbar. Da sie Geschäftsfelder verändern (erweitern, einengen oder gar beenden) können, sind sie als Indikator für erfolgreiche Unternehmen immer zu beachten.7: Sichern und fördern Sie PersonalWenn qualifizierte Mitarbeiter kündigen, die Personalfluktuation zunimmt und die Auslastung des Mitarbeiterbestands gering ist, ist im Unternehmen sofortiger Handlungsbedarf angesagt!_____________________Eigenkapital bremst ManagementfehlerAllheilmittel oder Mythos: Wie wichtig ist Eigenkapital wirklich für denErfolg einer Firma?Nur ein Zehntel der Insolvenzen passieren aus Kapitalmangel, sagt der KSV1870. Warum aber ist Eigenkapital trotzdem von so hoher Bedeutung?Eigenkapital gilt in Verbindung mit Businessplan und Marketingkonzept als positive Grundvoraussetzung einer Firmengründung, auch in Hinblick auf Sicherheit für zusätzliche Fremdfinanzierung aus der Kreditszene.Fremdkapital ist kein Eigenkapitalersatz: Banken stellen als Finanz- und Risikodienstleister keine neuen Kredite für gefährdete Unternehmen ohne ausreichende Eigenkapitaldecke bereit. Fazit: Fehlt Eigenkapital, gibt es kein Fremdkapital!Kapital sichert Marktpräsenz: Eigenkapital des Unternehmens ist Garant seiner Freiheit, ein geschäftliches Wagnis einzugehen und auf Basis von Strategien für die Zukunft umzusetzen.Kapital macht krisensicher: Eigenkapital senkt auch die Krisengefahr bei Fehlentscheidungen, weil es als Sicherheitsnetz auch Fehler – zumindest begrenzt – finanziell abfedern kann. Wenn Managementfehler zum Schrumpfen oder Killen von Eigenkapital führen, erhöht sich das Insolvenzrisiko drastisch.Last, but not least: Kapital bremst Managementfehler. Je mehr Eigenkapital in einer Firma ist, desto mutiger und mit langfristigerer Perspektive kann man sich bewegen. Und sich auch Zeit für die eine oder andere Schulung nehmen._________________________NÜTZLICHE ANLAUFSTELLEN IM INTERNETSchulungen speziell für die Bauwirtschaftwww.bauakademie.at – Ausbildungsspezialist Bauwirtschaftwww.wifiwien.at – Kursangebot Management & Bauwesenwww.ars.at – Unternehmensführung & Baukoordinationwww.sspbauconsult.at – Baubetriebwww.opwz.com – Bauwirtschaft, Immobilien, Hausverwaltungbw-b.at – Vergabe-, Vertrags-, RisikomanagementWeiterführend und themenübergreifendwww.donau-uni.ac.at – Weiterbildung Management & Unternehmensführungwww.managementexzellenz.com – Führungwww.dieberater.com – ManagementAllgemeines, Trends, Analysenwww.sanierungsportal.de – Studien, Checklisten, Insolvenzplanungwko.at – Budget, Steuern, Finanzierung: Infos, Analysen, Beratungwifo.ac.at – Studien & Analysenwww.creditreform.at – Bonitätsprüfung & Inkassowww.ksv.at – Kreditschutzverbandwww.tma-deutschland.org – Sanierungsmanagementwww.bauindustrie.de – Hauptverband, Statistiken & Analysen D & EU( SOLID 07 / 2014 )