Großprojekte : Kosten für neuen Megaflughafen Istanbul explodieren
Die Bauarbeiten für die Realisierung des größten Flughafens der Welt in der türkischen Metropole Istanbul laufen auf Hochtouren. Die Kosten sind mittlerweile auf 32 Mrd. Euro um fast ein Drittel explodiert. Mit der Inbetriebnahme des neuen Airports am 29. Oktober 2017 ist der bisherige Istanbuler Airport Atatürk, benannt nach dem laizistischen Staatsgründer der Türkei, Makulatur.
Flughafen Atatürk soll weg
Der Vorsitzende der staatlichen Fluggesellschaft Turkish Airlines, Hamdi Topcu, erklärte Anfang dieser Woche, dass der jetzige Flughafen Atatürk im europäischen Teil der Stadt mit der Eröffnung des neuen Istanbuler Flughafens ausgedient habe. "Der Atatürk Flughafen wird zunehmend unzureichend", so Topcu.
Die Türkei habe sich zum Ziel gesetzt, künftig ein Umschlagsplatz für Exporte im Volumen von 500 Mrd. Dollar (gut 450 Mrd. Euro) zu werden. Dabei sei der Atatürk Flughafen nur von Nachteil. "Wenn der neue Flughafen gebaut ist, wird Atatürk geschlossen. Es ist zu gefährlich, wenn zwei Flughäfen denselben Luftraum verwenden", verkündete der Airline-Chef. Der Atatürk-Flughafen stößt mit im Vorjahr knapp 57 Millionen Fluggästen an seine Kapazitätsgrenzen.
Spekulationen um Grundstücke laufen bereits
Die Grundstückspekulationen um den knapp zwölf Millionen Quadratmeter großen Standort des Flughafens Atatürk auf der europäischen Seite Istanbuls haben bereits begonnen. Das Gelände befindet sich in Yesilköy nahe der Küste des Marmarameeres und zählt zu einem der begehrtesten Gebiete für neue Bauprojekte in der Millionenmetropole. Kritiker befürchten, dass wieder einmal Luxusresidenzen und Shoppingmalls statt Grünflächen für die Stadtbewohner der Vorzug gegeben wird.
Bisher folgten auf Gerüchte über die Schließung des aus allen Nähten platzenden Flughafens Atatürk aus höchsten Regierungskreisen regelmäßig Dementis. Der Flughafen Atatürk werde auf keinen Fall geschlossen, stellten sowohl der türkische Verkehrsminister Lütfi Elvan als auch Ministerpräsident Ahmet Davutoglu in der Vergangenheit klar. Davutoglu zufolge hätte der Atatürk-Flughafen künftig weiter für Kleinflugzeuge zur Verfügung stehen sollen.
Eckdaten zum Projekt
Der neue, höchst umstrittene Großflughafen im Norden der Stadt wird auf einem Gelände von rund 77 Millionen Quadratmetern errichtet. Offiziell läuft das Projekt noch unter "Neuer Flughafen Istanbul". Hinter den Kulissen soll sein endgültiger Name seit dem Vorjahr feststehen: RTE Airport, "Recep Tayyip Erdogan Flughafen". Er soll nach seiner endgültigen Fertigstellung Drehscheibe für jährlich 150 Millionen Passagiere sein.
Umweltschützer laufen weiter Sturm gegen die Baupläne auf dem ausgewählten Areal, das nicht nur Istanbuls grüne Lunge darstellt, sondern auch ein Teil der Trinkwasserreservoirs für die Stadt bereithält. Aber Erdogan hat den Flughafen zur Chefsache erklärt. Alle Klagen gegen das Vorhaben wurden abgeschmettert. Die Gegner seien vom Ausland gelenkte Ignoranten, die den wirtschaftlichen Aufschwung der Türkei verhindern wollten, so der Staatspräsident.
Seit dem Spatenstich sind in der ersten Bauphase für den Flughafen bisher rund 10 Mrd. Euro investiert worden. Weitere 22 Mrd. Euro werden für die nachfolgenden Bauphasen veranschlagt, gab Ministerpräsident Davutoglu Mitte Februar bei einer Besichtigung der Großbaustelle bekannt. Bisher war immer nur von 22 Mrd. Euro Baukosten die Rede.
Weitere Megaprojekte warten
Vergeben wurde der Auftrag an ein türkisches Baukonsortium, ein Joint Venture mit Namen Limak-Kolin-Cengiz-Mapa-Kalyon. Gegen zwei der Unternehmen wurden im Zuge der Korruptionsaffäre gegen die Regierung Erdogan Untersuchungen eingeleitet.
Am Gründungstag der Republik, dem 29. Oktober 2017, soll die Eröffnung stattfinden. Der symbolträchtige Tag ist der höchste Feiertag der laizistischen Türkei. Bereits ein früheres Megaprojekt, der Marmaray-Tunnel, der unter der Meerenge des Bosporus verläuft und die am europäischen und asiatischen Kontinent liegende Stadt verbindet, hatte seine Weihen am 29. Oktober 2013 durch Erdogan erhalten. (apa/pm)