Österreich : Konjunktur: gute Auftragslage sorgt für steigende Umsätze
Insbesondere im Wohnbau sorgt die gute Auftragslage der letzten Jahre für rege Bautätigkeit – vor allem in den Ballungsräumen. Auch der Industrie- und Gewerbebau blieb stabil. Gleichzeitig reagiert die Branche auf eine mögliche Abschwächung der Baukonjunktur in diesem Jahr durch Aufnahme von weniger Personal. Bei den Unternehmen der Branche wurde erstmals das Thema Beton und Recycling abgefragt: Ein überwältigender Teil der Befragten sieht hier eindeutige Potenziale für eine bessere Nutzung. Die Schaffung attraktiverer Arbeitsplätze in der Branche ist ein wesentlicher Faktor in der Bekämpfung des aktuellen Fachkräftemangels.
Auftragslage bleibt stabil
„Die Wirtschaftslage in der Baubranche hat sich 2019 insgesamt zufriedenstellend entwickelt“, kommentiert Franz Josef Eder, Präsident des Verbands Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB), die Ergebnisse des aktuellen VÖB Konjunkturbarometers. Der Wohnbau blieb auch in der zweiten Hälfte 2019 die Lokomotive der Branche mit den höchsten Umsatzsteigerungen, auch im Industrie- und Gewerbebau sind die Investitionsvolumina nach wie vor stabil. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen gab an, dass ihre Umsätze im zweiten Halbjahr 2019 gestiegen sind. Die Umsatzsteigerungen sind in erster Linie auf den Zugewinn neuer Kunden, den Ausbau des Leistungs- und Produktportfolios sowie den Ausbau der eigenen Kapazitäten zurückzuführen. Auf das Jahr 2020 blickt die Baubranche vorsichtig optimistisch: Alle Befragten gehen davon aus, dass das Jahr 2020 für das eigene Unternehmen „eher zufriedenstellend“ verlaufen wird. 40 Prozent der Unternehmen rechnen dieses Jahr mit einem steigenden Umsatz in der gesamten Branche, vor allem aufgrund der guten Auftrags- und Wirtschaftslage sowie einer immer noch günstigen Ausschreibungssituation.
Fertigteilbauweisen im Aufwind
Die Fertigteilbauweisen sind für eine überwältigende Mehrheit der befragten Unternehmen die Treiber der zukünftigen Entwicklung der Baubranche. 74 Prozent der Befragten denken, dass die Marktanteile von Betonfertigteilen in Zukunft steigen werden. „Wir sehen, dass sich die Fertigteilbauweisen durch eine kürzere Bauzeit, einen hohen Vorfertigungsgrad sowie eine qualitativ hochwertige Ausführung immer mehr behaupten können. Gleichzeitig stellt eine solche Entwicklung höhere Anforderungen an die Planungsabteilungen in den Fertigteilwerken“, stellt Franz Josef Eder fest. Seitens der Regierung müssten laut VÖB Präsident mehr Unterstützung und Förderungen für Innovationen und moderne Technologien im Fertigteilbau fließen.
Recycling und CO2-Reduktion als Zukunftstrends
Im aktuellen VÖB Konjunkturbarometer wurde zum ersten Mal das Thema Beton und Recycling abgefragt. Fast alle Befragten (96 Prozent) denken, dass die Potenziale des Recycling-Betons in Österreich besser genutzt werden sollen. 44 Prozent der befragten Betriebe haben schon Beton mit Recycling-Material genutzt. „Rund 80 Prozent der Unternehmen sieht Recycling-Potenziale von Beton aus eigener Produktion. Einige Betriebe wünschen sich eine Erleichterung von normativen Voraussetzungen für den Einsatz von recyceltem Beton. Verpflichtende Quoten für den Einsatz von recyceltem Beton in der Produktion vorgefertigter Betonprodukte lehnen wir jedoch ab“, kommentiert Eder. Auch das Thema der CO2-Reduktion bei der Zementproduktion sowie eine Fokussierung auf klimafreundliche Lösungen beschäftigt die Branche zunehmend.
Betriebe spüren den Fachkräftemangel
„Die gute Auftragslage und die stabile Wirtschaftssituation bestimmen immer noch die aktuelle Lage in der Branche“, fasst VÖB Präsident Eder zusammen. „Natürlich sind unsere Mitglieder nach wie vor mit einem Fachkräftemangel konfrontiert. Die Betriebe sind hier aufgefordert, ihre Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten – auch mit Hilfe von Digitalisierung und modernen Technologien“, so Eder. Im Bereich der Lehrlingsausbildung wünscht er sich mehr Flexibilität seitens des Gesetzgebers. „In unserem föderal organisierten Bildungssystem können Lehrlinge nicht die nächstgelegene Berufsschule besuchen, sondern müssen in die ihnen zugeteilte Schule gehen. So ist z. B. für einen Lehrling aus dem Waldviertel die Berufsschule in Murau in der Steiermark und nicht die nahegelegene Schule in Freistadt in Oberösterreich zuständig. Diese Wege sind oft unzumutbar und führen unter anderem dazu, dass viele Lehrlinge andere Berufe wählen“, sagt der VÖB Präsident.