Hotelentwicklung : Kasachen schnappen sich Ritz-Carlton am Schubertring

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BAI-Geschäftsführer Thomas Jakoubek hat doch einen Betreiber und neuen Gebäudeeigentümers des bisher leerstehenden Hotels am Schubertring gefunden und ist zufrieden: "Für alle Beteiligten war es ein gutes Geschäft." Insgesamt hätten sich mehr als 60 Betreiber und Investoren für die Immobilie interessiert. "Es war ein massives Interesse da", berichtete er. Es sei keine Woche ohne zwei bis drei Besichtigungen vergangen. Den Zuschlag bekamen Verny Capital als Käufer und die US-amerikanische Gruppe Ritz-Carlton als Betreiber. Der Managementvertrag wurde laut Ervin Carlton, Chief Development Officer bei Ritz-Carlton, auf 50 Jahre abgeschlossen. Die Ritz-Carlton-Gruppe befindet sich im Besitz von Marriott International und betreibt weltweit 77 Luxushotels. Die Herberge in Wien wird die erste in Österreich sein - weitere seien jedoch vorerst nicht geplant, so Carlton.

Das Gebäude am Schubertring verfügt über rund 19.800 m2 Nutzfläche. Es gibt 202 Zimmer, einen Wellnessbereich, ein Restaurant, eine Bar, Konferenz- und Veranstaltungsräume sowie einen Ballsaal. Bis zur Eröffnung soll ein "überschaubarer" Umbau vorgenommen werden, berichtete Jakoubek. Die Kosten dafür - 3 bis 4 Mio. Euro - trage der neue Eigentümer. Konkret sollen im Restaurant wie auch bei der Bar Adaptierungsarbeiten vorgenommen werden. Zudem sollen vier Zimmer zusammengelegt und zu einer Businesslounge umgewandelt werden. Am Interieur werde "kaum etwas verändert", so der BAI-Geschäftsführer.

Der neue Eigentümer des Hotelgebäudes, Verny Capital, ist ein kasachisches Unternehmen, das 2006 gegründet wurde. Es ist auf Private Equity spezialisiert und verwaltet rund 3,5 Mrd. US-Dollar an Vermögenswerten. Bei dem Hotel am Schubertring handelt es sich nicht nur um die zweite Herberge im Portfolio, sondern auch um die erste Investition im Westen, berichtete Firmenchef Timur Issatayev. "Die Gelegenheit war fantastisch. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ein Hotel am Ring zum Verkauf steht." Beim zweiten Hotel handelt es sich um das Ritz-Carlton in Moskau.

Die BAI hatte die Anlage Ende 2005 erworben und ursprünglich mit Shangri-La einen Pachtvertrag auf 30 Jahre unterzeichnet. Zum historischen Gebäudekomplex, der im Zuge der Bauarbeiten teilweise abgerissen wurde, gehört auch die 1866 errichtete einstige Girozentrale, die zuvor adliges Casino und zwischen 1938 und 1945 NSDAP-Parteigebäude gewesen war. Ursprünglich wollte die Flick Privatstiftung das umgebaute Hotelgebäude kaufen. Doch als Shangri-La im Februar auf die Übernahme der fertigen Nobelherberge verzichtete - als Grund wurde verspätete Fertigstellung des Objekts genannt - trat in weiterer Folge im Oktober auch die Stiftung vom Kaufvertrag zurück. Laut Jakoubek wird gerichtlich gegen Shangri-La vorgegangen. Die Klage auf Schadenersatz soll Anfang 2012 eingebracht werden. Die Höhe der Summe, um die es gehen soll, wollte Jakoubek nicht nennen. Auch die bisher für das leerstehende Hotel angefallen Kosten solle Shangri-La übernehmen. Diese würden zwischen 300.000 und 350.000 Euro pro Monat liegen.