SOLID: Worauf bauen Sie?Johann Feldbacher: Auf Ehrlichkeit, Fairness und Leistungsbereitschaft. Man muss sich im Team aufeinander verlassen können. Es ist wichtig, sich einzusetzen, aber auch sich durchzusetzen. Besonders baue ich auf Kompromissbereitschaft.Wie kamen Sie zur Bauakademie?Feldbacher: 1973 habe ich bei der Baufirma Thurnberger mit der Maurer- und Zimmererlehre begonnen, nach der Polierausbildung habe ich als Polier und dann als Bauleiter gearbeitet. Da ich bei der Firma Thurnberger auch für die Lehrlingsausbildung zuständig war und dies gern getan habe, habe ich mich für den Posten des Werkmeisters der Bauakademie Salzburg beworben.
Was ist Ihnen persönlich bei der Ausbildung der Lehrlinge wichtig?Feldbacher: Mir ist es ein großes Anliegen, auf die Lehrlinge einzugehen und dabei auch zu versuchen, das Lernziel zu erreichen. Jedes Jahr bilden wir hier rund 100 Lehrlinge aus, bei zehn Prozent von ihnen merke ich eine große Bereitschaft, sich weiterzubilden. Acht bis zehn Lehrlinge treffe ich später bei den Baumeisterkursen wieder.Worauf können die Lehrlinge bei Ihnen bauen?Feldbacher: Wenn sie Bereitschaft zeigen, sich weiterzuentwickeln, unterstütze ich sie nach bestem Wissen und Gewissen.Sie setzen sich sehr für die jungen Menschen ein. Wie ist das bei Ihren eigenen Kindern?Feldbacher: Ich pflege einen offenen und ehrlichen Umgang mit meinen beiden Töchtern. Auch wenn sie schon beide erwachsen sind, fühle ich mich nach wie vor für sie verantwortlich und bin da, wenn sie mich brauchen. Sandra (35) hat ein abgeschlossenes Wirtschaftsstudium und arbeitet in einem Großbetrieb. Christina (25) wird Anfang 2015 das Wirtschaftsstudium abschließen. Bereits jetzt arbeitet sie geringfügig bei einem Großunternehmen.Was heißt für Sie Erfolg?Feldbacher: Erfolg ist für mich, wenn man sich Ziele setzt und diese erfolgreich umsetzt. Hier verfolge ich die Step-by-step-Taktik. Jedes Ziel sollte erreichbar sein. Mit meinen 1,70 Metern wird aus mir nie ein Hochspringer werden, auch wenn ich noch so hart trainiere.Stichwort Sport: Was ist Ihre Lieblingssportart?Feldbacher: Eindeutig Fußball, weil es ein Mannschaftssport ist, das Spiel auf einer relativ großen Fläche ausgetragen wird und dementsprechend lange dauert. Ich habe selbst in der Unterklasse gespielt, aber heute nicht mehr. Beim Fußball spürt man den Teamgeist und die Kameradschaft.Ist das auch im Baubereich so?Feldbacher: Ja, ich denke schon. Es gibt hier einen starken Zusammenhalt, jeder muss Verständnis für den anderen haben. Nur so kann es reibungslos funktionieren.Was machen Sie sonst gern, nachdem Sie kein Fußballer mehr sind?Feldbacher: Altersbedingt habe ich mich auf das Wandern in der Natur und in den Bergen verlegt.Was ist Ihnen wichtig im Leben?Feldbacher: Meine Familie, Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit.Worauf sollten Lehrlinge und junge Menschen in diesem Land bauen können?Feldbacher: Ich wünsche mir, dass die Lehrlinge den Stellenwert und die Anerkennung erhalten, die ihnen durch ihre Ausbildung zustehen. Schließlich leisten sie viel für den Wohlstand und die Allgemeinheit.Was wünschen Sie sich seitens der Politik für die Lehrlinge?Feldbacher: Jugendliche dürfen nicht oberflächlich beurteilt werden. Die „heutige Jugend“ sollte so genommen werden, wie sie ist. So haben es bereits unsere Vorfahren vor 100 oder 1.000 Jahren gemacht.Was bieten Sie an der Bauakademie an, was Betriebe und Berufsschule nicht haben?Feldbacher: In der Lehrlingsausbildung können bei uns Fertigkeiten erlernt werden, welche weder in der Berufsschule noch im Betrieb vermittelt werden. Die Bauakademie sieht sich auch als Plattform für den Erfahrungs- und Gedankenaustausch unter den Lehrlingen.Was bedeutet die Teilnahme an Berufswettbewerben für Sie und für die Lehrlinge?Feldbacher: Wettbewerbe sind eine Möglichkeit, die Leistungen des Berufes zu präsentieren. National und international. 2003 habe ich begonnen, mit Lehrlingen aus ganz Österreich für die Europa- und Weltmeisterschaft zu trainieren. Wir konnten drei Europameister, einen Vize-Europameister, einen Weltmeister und einen Vize- Weltmeister stellen.Wie hart müssen die Jugendlichen trainieren?Feldbacher: Ich gebe Ihnen das Beispiel meines vorigen Kandidaten Kevin Jaindl. Er ist aus dem Burgenland und hat sich fünf Wochen lang mit mir in Salzburg vorbereitet. In dieser Zeit gibt es nur den Kandidaten und mich. Von der Teilnahme bringen die jungen Leute viel Anerkennung und ein hohes Selbstwertgefühl mit. Diese Erfahrung nutzen sie auch später in ihrem Beruf, in dem sie sich laufend weiterbilden. Nächstes Jahr ist übrigens meine letzte Weltmeisterschaft in Brasilien._________________BAUMEISTER JOHANN FELDBACHER, 56ist seit 2013 Geschäftsführer der BAUAkademie Lehrbauhof Salzburg. Heuer hat er sein 25-Jahr-Jubiläum an der Bauakademie. 1989 begann er als Werkmeister, von 1992 bis 2013 machte er die Kursorganisation, die Lehrlingsausbildung und die Hausorganisation. Er ist verheiratet und Vater von 2 Töchtern, die beide ein Wirtschaftsstudium haben. Er hat einen Enkel, Phillip (5 Jahre). www.sbg.bauakademie.at(SOLID 12/2014 - 01/2015)