„Und am Ende der Straße steht ein Haus am See. Orangenbaumblätter liegen auf dem Weg. Ich hab’ zwanzig Kinder, meine Frau ist schön. Alle komm’n vorbei, ich brauch nie rauszugehen.“ Sieben Jahre ist es schon wieder her, dass Peter Fox mit seinem „Haus am See“ die Charts stürmte. Der Berliner beschreibt in seinem Lied das süße Leben in einer – um es branchenspezifisch auszudrücken - Wohnimmobilie in Seelage. Der Ohrwurm spiegelt die Tatsache wieder, dass Wasser immer stärker zu einer Art architektonischem Element wird. Schließlich gilt beim Lebensgefühl, das das moderne Wohnen propagiert, die unmittelbare Nähe zu stehendem oder fließendem H2O als der ultimative Trend. Dem war nicht immer so - im Gegenteil. So mied die Wiener Bevölkerung jahrhundertelang die unberechenbare Donau. Regelmäßige Hochwasser sowie großräumige Überschwemmungen inklusive Epidemien prägten das negative Bild des Stroms. Stadtentwicklung gab es nur abseits der Wasserstraße. Erst mit der Donauregulierung 1875 änderte sich das angespannte Verhältnis der Wiener zu „ihrem“ Fluss allmählich. Die endgültige Trendwende leitete die 1988 abgeschlossene Errichtung der Donauinsel als Hochwasserschutzgebiet ein. Bis zu 45 Geschoßflächen an der DonauUnd dort am Donauufer, auf der Wagramer Straße im 22. Bezirk, plant die S+B Gruppe aktuell eines der spektakulärsten Projekte an einem österreichischen Gewässer: die nicht unumstrittenen Danube Flats. Auf bis zu 45 Geschoßflächen sollen rund 500 Appartements entstehen. Wolfdieter Jarisch, Vorstand der S+B Gruppe, erklärt: „Zweifellos ist die große Stärke der Liegenschaft der Standort direkt am Wasser. Wir wollen hier gemeinsam mit der Soravia Gruppe ein Projekt realisieren, auf das die Stadt und die zukünftigen Bewohner stolz sind.“ (siehe dazu auch unser Interview auf der Folgeseite) Mit 25 Eigentumswohnungen größenmäßig um einiges weniger spektakulär als die Danube Flats ist die Wohnoase Seepark am niederösterreichischen Felser See, die gerade errichtet wird. Ihr Pluspunkt: „Bei Kleinteichanlagen verändert sich die Wasserqualität in den meisten Fällen bis zum Ende der Badesaison. Das kann bei unserem rund 100.000 Quadratmeter großen Grundwassersee mit ständigem Wasseraustausch nicht passieren“, erläutert Kurt Graf, Geschäftsführer der für die Projektentwicklung verantwortlichen Vier D Immobilien. Und noch ein Zuckerl: Käufer von Appartements erwerben automatisch auch Anteile am Felser See. Mehr HauptwohnsitznutzerFür die Wohnoase Seepark, die Inselwelt Jois am Neusiedler See, die einer dritten Ausbaustufe harrt, sowie generell für ähnliche Anlagen an heimischen Seen spricht, dass sie sinnbildlich für Erholung stehen. Wobei laut Kurt Graf Architektur und Qualität den Interessenten sehr wichtig sind – und honoriert werden. Der Geschäftsführer von Vier D Immobilien holt weiter aus: „Die Nachfrage wandelte sich hin zu mehrheitlich Hauptwohnsitznutzern. Im Unterschied zu vor zehn Jahren, als Seeliegenschaften vornehmlich als Zweitwohnsitze erworben wurden. Wichtig ist, bereits bei der Konzeption für einen ausgewogenen Altersmix zu sorgen. Das spricht das Publikum eher an, als wenn es sich primär um Seniorenresidenzen handelt.“ Bautechnisches Problem GrundwasserDoch wo Licht ist, ist auch Schatten – beispielsweise in Form sich auftuender bautechnischer Herausforderungen. Denn Immobilien in der Nähe von Flüssen oder Seen werden von einem besonderen Phänomen bedroht: dem unerwünschten Auftrieb. Nach unten drückendes Grundwasser hebt das Gebäude an. Risse entstehen, im schlimmsten Fall stürzen Wände ein. Deswegen wird vor dem Ausheben der Baugrube häufig eine Grundwasserabsenkung vorgenommen und während der Bauphase wird der Grundwasserspiegel permanent kontrolliert. Weiters trotzt man dem unerwünschten Auftrieb mit wasserundurchlässigem Beton. Er sorgt für dauerhafte Dichtigkeit. Der Preis ist heißDerartiger Mehraufwand geht selbstverständlich ins Geld. Neben der in der Regel wesentlich höheren Grundstückspreise fallen bei Bauarbeiten direkt an Gewässern durchschnittlich zwanzigprozentige Mehrkosten an. Auch vermeintliche Kleinigkeiten wie das Faktum, dass Bagger oder Lieferfahrzeuge an Ufern gelegene Baustellen von der Wasserseite aus nicht ansteuern können, schlagen hier zu Buche. Wer aber wie Peter Fox in seinem Song das idyllische Leben an einem See in vollen Zügen genießen will, der wird nicht umhin kommen, tiefer als bei einer herkömmlichen Wohnimmobilie in die Tasche zu greifen.
Erstmals erschienen in SOLID 7+8/2015, Autorin: Claudia Aigner