Nach der Insolvenz : Heuschrecken wollen Praktiker
Eine Gruppe von Hedgefonds liebäugelt mit der Übernahme des insolventen deutschen Baumarktkonzerns Praktiker, unter dessen Großaktionären die österreichische Donau Invest von Alain de Krassny ist. Sie haben sich in die 250 Millionen Euro schwere Praktiker-Anleihe eingekauft und wollen diese nun in Aktien umtauschen, wie der offizielle Vertreter der Anleihegläubiger, Ingo Scholz, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters sagte."Zurzeit formiert sich eine Gruppe von vier bis fünf Investoren, die einen Tausch von Schulden in Eigenkapital initiieren wollen", sagte er. "Sie sind bereit, das Unternehmen aus der Krise zu führen." Bedingung sei aber, dass die Banken darauf verzichteten, die profitable - und nicht insolvente - Baumarkt-Tochter Max Bahr separat zu verkaufen, die an sie verpfändet ist."Wir wollen erreichen, dass Max Bahr in der Gruppe bleibt und nicht von den Gläubigern verwertet wird", sagte Scholz. "Das liegt im Interesse aller und ist allemal besser, als jetzt - zum ungünstigsten Zeitpunkt - zu verkaufen." Das Unternehmen soll nach den Vorstellungen der Hedgefonds mit rund 200 Märkten unter dem Namen Max Bahr weitergeführt werden. "Die Marke Praktiker ist verbrannt."Ein Sprecher des Insolvenzverwalters der Praktiker AG, Udo Gröner, sagte, es seien zahlreiche Interessenbekundungen für Teile des Konzerns eingegangen. Darunter seien Konkurrenten und Finanzinvestoren. Ziel sei es aber, Praktiker als Ganzes zu verkaufen. "Niemand soll sich nur die Filetstücke herauspicken können", betonte er.Möglichst ein Komplettverkauf Praktiker soll möglichst als Ganzes an einen Investor verkauft werden. Das sagte ein Vertreter des Insolvenzverwalters für die Muttergesellschaft Praktiker AG, Udo Gröner, am Donnerstag der dpa in Saarbrücken. Dieses Ziel sei mit dem zweiten Insolvenzverwalter Christopher Seagon abgestimmt. Dieser ist für acht insolvente Praktiker-Firmen und somit für die Praktiker-Märkte zuständig, insgesamt arbeiten für sie rund 8.600 Menschen. Die Firmenzentrale war erst im Herbst 2012 aus dem saarländischen Kirkel nach Hamburg umgezogen.Insolvenzverwalter Gröner hatte den verbliebenen 243 Beschäftigten in Kirkel bei einer Betriebsversammlung am Mittwoch mitgeteilt, dass sie für die Monate Juli, August und September Insolvenzgeld bekommen. Ein Unternehmenssprecher in Hamburg bestätigte, dass es diverse Interessenten für Praktiker gebe. Das seien bisher unverbindliche Investorenbekundungen. Namen nannte der Sprecher nicht. Im Rahmen des beantragten Insolvenzverfahrens werde derzeit ein Investorenprozess angeschoben. In dessen Verlauf erhalten Interessenten Einblick in die Unternehmensdaten und können dann ihre Angebote abgeben. (reuters/dpa/apa/pm)