Start-Up : Häuser bauen, als wären sie Autos
Häuser wie am Fließband produzieren. Das ist die Idee hinter Katerra. Und damit meint das blutjunge kalifornische Unternehmen nicht einfach nur die Geschwindigkeit. Sie wollen im Grunde tatsächlich Häuser in Fabriken schaffen. Ihren eigenen Fabriken.
Woher kommt diese Idee? Katerra, genauer gesagt die beiden Gründer Michael Marks und Fritz H. Wolff, fragten sich: Ist in der Bauwirtschaft nicht noch ziemlich viel an Geld und Zeit einzusparen? Was, wenn die Bauprozesse so produktiv gestaltet würden wie in der Elektronik- und Automobilindustrie?
Aus dieser Grundidee entstand vor drei Jahren der Start-up, der diesen Januar in einer Series D-Finanzierungsrunde 865 Millionen US-Dollar von einer ganzen Reihe an Financiers erhielt, allen voran dem japanischen Medienkonzern Softbank. Die Investoren schätzten dabei den Wert von Katerra auf drei Milliarden. Nicht schlecht für ein blutjunges Unternehmen, das derzeit noch Verluste einfährt.
Was hat die Geldgeber wohl überzeugt? Die großen Namen der Co-Founders? – immerhin war Marks bereits CEO von Flextronics und Interims-CEO bei Tesla. Oder vielleicht doch die pragmatische Herangehensweise Katerras an die Baubranche? In vier grundlegenden Schritten sollen Neubauten billig und schnell entstehen:
1. Ein einziges Team übernimmt alles vom Blueprint bis zur Materiallieferung. Dafür müssen mit BIM und Computerdesign alle Stellen der globalen Lieferkette miteinander verbunden sein.
2. Fabriken und Baustellen werden ebenso verknüpft. Die Fabriken gehören natürlich Katerra selbst. Sie wissen, wann auf der Baustelle welche Bauteile benötigt werden und liefern sie just-in-time.
3. Stichwort Bauteile. Werden die Endprodukte standardisiert, gilt das auch für einzelne Elemente. Und ein möglichst standardisierter Ablauf spart an allen Enden Zeit und damit Geld.
4. Ist die Lieferkette digitalisiert und alle Stellen miteinander verknüpft, lassen sich Mittelsmänner aussparen. Ein weiteres großes Einsparpotential, das der Endkunde positiv zu spüren bekommen könnte.
Mit diesem Programm hat Katerra mittlerweile 1,3 Milliarden Dollar für Neubauten angesammelt. Mit dem im Bauprozess eingesparten Geld wollen sie weitere Fabriken aufmachen. Gerade erst hat das Startup aus dem kalifornischen Menlo Park - dort residiert auch Facebook - in den Bundesstaat Arizona expandiert. Sie glauben an ihren großen Erfolg. Ihre 1.300 Mitarbeiter, darunter 100 Architekten, glauben an den Erfolg. Laut Prognosen der Handelsorganisation Associated General Contractors of America ist 2018 mit steigenden Investitionen in Bauprojekte zu rechnen. Warum sollten diese Kunden nicht eine Firma wählen, die schnell, billig und dennoch gut arbeitet? „Es steckt keine Magie dahinter“, sagt Marks. Ganz amerikanisch-pragmatisch eben.