Streit nach der Pleite von R-Quadrat : Grüne verschärfen Vorwürfe gegen Wiener Wirtschaftskammer

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"Im günstigsten Fall wurde hier vollkommen naiv, extrem fahrlässig sowie unter Missachtung der gesetzlichen Bestimmungen gehandelt", sagte GW-Sprecher Volker Plass bei einer Pressekonferenz. Kammerpräsidentin Brigitte Jank, eine gerichtlich beeidete Immobilienexpertin, hätte spätestens ab Anfang 2007 "die Notbremse ziehen" und wenigstens den Nachkauf der Papiere verhindern müssen.Ab 2007 sei in Amerika die Subprime-Krise ausgebrochen und in Wien sei der Immofinanz-Skandal aufgeflogen, wurde argumentiert. Plass legte Informationen aus dem Emissionsprospekt einer der Anleihen durch R-Quaderat Capital Beta vor. Investitionen in osteuropäische Problemimmobilien Aus dem Prospekt geht hervor, dass der Fonds klargemacht hat, dass es sich dabei um antizyklische Investitionen in "problembehaftete Immobilien" in Osteuropa handle. Bonitätsauskunft sei vor dem Investment keine eingeholt worden, behauptete Plass. Die Angabe, dass eine Verflechtung zwischen der Beratungsfirma und der Emittentin nicht bekannt gewesen sei, bewertet er als unglaubwürdig.Die Grünen stellten die Frage nach "Provisionen", die im Zusammenhang mit den Deal geflossen seien - üblich seien bis zu sechs Prozent für den Vermittler. Auf die Frage, ob es weitere Provisionen gegeben habe, wollte sich Plass nicht festlegen. "Wir spekulieren jetzt nicht darüber. Uns ist nicht klar, ob es eine zusätzliche Motivation für dieses Investment gegeben hat."Am kommenden Mittwoch findet eine Finanzausschuss-Sitzung der Wirtschaftskammer Wien statt, zu der auch die Grünen eingeladen sind - sie sind sonst nicht in diesem Gremium vertreten.Aufstellung aller Anlagen gefordert Die Grüne Wirtschaft fordert u.a. eine Aufstellung aller Anlagen der Wiener Wirtschaftskammer, die insgesamt rund 151 Mio. Euro ausmachen - ein Ansinnen, bei dem man bisher auf eine "Mauer des Schweigens" gestoßen sei. Bei dem Investment in die R-Quadrat-Gruppe sind bis zu 10 Mio. Euro abzuschreiben. Bei zwei Millionen ist das bereits erfolgt - viel zu wenig, wie Hans Arsenovic, Sprecher der Grünen Wirtschaft in Wien meinte: "Die Bilanz 2010 entspricht nicht den Tatsachen." (APA/pm)