Internationale Märkte : Grosse Chancen für Baumärkte in Polen

not found
© Industriemagazin Verlag GmbH

Nach einem eher schwächeren Jahr 2011 rechnen die Anbieter von Do-it-yourself-Produkten in Polen wieder mit einer Belebung der Nachfrage. Käufer von neuen Wohnungen müssen diese vielfach noch einem Innenausbau unterziehen, da Bauträger die Einheiten oft als Rohbau anbieten. Dabei stellen sie den Käufern mitunter mehrere Varianten zur Wahl, von denen diese entweder eine auswählen oder die Endarbeiten selbst in die Hand nehmen.

Neue Eigentümer von älteren Wohnungen renovieren diese üblicherweise und bauen sie mitunter völlig um. Zudem sind mindestens 2 Mio. Wohneinheiten renovierungsbedürftig, bei denen kein Eigentümerwechsel ansteht. Die Polen richten sich inzwischen häufiger neu ein als früher. Dennoch sind in vielen Wohnräumen Möbel aus den 1980er oder 1970er Jahren zu finden. Der Generaldirektor der Ikea-Kette in Polen, Walter Kadnar, schätzt, dass inzwischen Möbel im Durchschnitt alle 15 bis 20 Jahre ersetzt werden, wobei sich dieser Zyklus noch verkürzen dürfte. Generell legen die Polen mehr Wert auf Raumgestaltung und Innendekorationen. Dabei wählen sie durchaus Markenprodukte, auch wenn sie teurer sind als andere. Daher prognostiziert der Marktforscher Euromonitor International weitere Zuwächse für Baumärkte und einschlägige Großhändler.

Die führende Rolle beim Vertrieb von Do-it-yourself-Produkten spielen Baumärkte, die vielfach zu internationalen Ketten gehören. Laut Marktforscher PMR gab es 2011 insgesamt 415 Baumärkte; bis 2013 soll ihre Zahl auf 485 steigen. Im Jahr 2008 waren es erst 272. Solchen Verkaufsstätten mit einem breiten Sortiment an Baumaterialien, Innenausstattungen und Gartenbedarf machen kleinere Handelsketten Konkurrenz, die sich auf bestimmte Artikel wie Fußbodenbeläge oder Türen spezialisiert haben.

Eine starke Position haben auch Großhändler mit ihren, vor allem auf lokalen Märkten, zahlreichen Stammkunden. Daneben gibt es Baulager, darunter die Polnischen Baulager, Polskie Sklady Budowlane (PSB), die ein eigenes Einzelhandelsnetz Mrowka (Ameise) unterhalten. Diese Geschäfte, von denen es inzwischen an die 100 gibt, befinden sich hauptsächlich in kleineren Städten; an ausgewählten Standorten betreiben sie auch Online-Shops.

Klarer Marktführer unter den Baumärkten ist die Castorama-Kette, die zur britischen Kingfisher-Gruppe gehört, und die im Februar 2012 ihr 60. Geschäft in Polen eröffnete. Der Konzern betreibt außerdem sieben Discount-Baumärkte Brico Depot und beschäftigt insgesamt rund 10.000 Mitarbeiter im Land an der Weichsel. Noch liegen die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2011/12 nicht vor, das am 28.1.12 endete. Kingfisher geht von einem Umsatzzuwachs um 2% in Polen aus (ohne neu eröffnete Geschäfte) und erwartet für 2012/13 eine ähnliche Steigerung.

Die deutsche Kette Praktiker erwirtschaftete in den ersten neun Monaten 2011 einen Umsatz von 153,5 Mio. Euro in Polen (-0,9% gegenüber Januar bis September 2010). Praktiker eröffnete 2011 drei neue Märkte und verfügt dadurch über insgesamt 25. Die deutsche Kette setzt verstärkt auf den Online-Handel. Auch andere nutzen neue Vertriebskanäle, um in dem harten Konkurrenzkampf zu bestehen. Weitere Akteure wie die schwedische Kette Jula kommen hinzu, die bereits vier Filialen in Polen hat.

Besonders schnell expandiert die auf Franchising-Basis funktionierende Kette Bricomarche des französischen Groupement des Mousquetaires. Zu ihr gehören bereits 79 Geschäfte; 2012 sollen 17 hinzu kommen. Die Kette schätzt ihr Umsatzwachstum 2011 auf gut 14% gegenüber den 2010 erwirtschafteten über 800 Mio. Zloty (Zl; Jahresdurchschnitt 2010: 1 Euro = 3,99 Zl).

Auch die Kette Leroy Merlin mit vier Filialen 2011, plant 2012 noch weitere eröffnen beziehungsweise einige umzubauen. Außerdem will sie ihr Online-Angebot verbessern. Im Mai 2012 soll eine neue Version ihres Online-Shops ins Netz gestellt werden.