Arbeitsrecht am Bau : Gewerkschaft will Überbrückung für Bauarbeiter

Nur wenige Bauarbeiter qualifizieren sich für eine Schwerarbeiterpension - die meisten von ihnen scheiden wegen der hohen Belastungen im Baustellenalltag früher aus dem Berufsleben aus. Die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) will das nun ändern. Zum Auftakt einer Bundesländertour durch Österreich forderten Baugewerkschafter in einem Pressegespräch am Montag in Salzburg ein Überbrückungsmodell, um Früh- und Invaliditätspensionen zu vermeiden, und die Einführung eines Gesundheitsprogramms, das Bauarbeitern das Erreichen der für den Bezug einer Schwerarbeiterpension notwendigen Berufsjahre erlaubt.15 Stunden hackeln pro Tag Arbeitstage mit bis zu 15 Stunden, zunehmender Stress wegen des hohen Termindrucks, extreme Arbeitsbedingungen bei sengender Hitze oder klirrender Kälte, kaum Möglichkeiten sich während der Hauptbautätigkeit im Sommer Urlaub zu nehmen. "Dazu stößt die enorme körperliche Belastung. Studien zeigen, dass ein Bauarbeiter pro Tag an die zehn Tonnen Material manuell hebt. Das ist auf lange Sicht nicht gesund", betonte Josef Muchitsch, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz. Vor allem das Kreuz und die Bandscheiben würden mit den Jahren kaputt gehen. "1.760 Euro brutto" Die Schwerarbeiterpension, die auch Bauarbeitern ab dem 60. Lebensjahr zustehe, werde nur in Ausnahmefällen erreicht. Arbeiter müssten stattdessen häufig in Früh-, Berufsunfähigkeits- und Invaliditätspensionen gehen - mit deutlich schlechteren Bezügen. "Die Invaliditätspension liegt derzeit durchschnittlich bei 1.120 Euro brutto, die Schwerarbeiterpension durchschnittlich bei 1.760 Euro brutto", erklärte Muchitsch.Die Schwerarbeiterregelung sieht grundsätzlich die Möglichkeit vor, mit 60 mit dem begünstigen Abschlag von 1,8 Prozent pro Jahr in den Ruhestand treten zu können. Voraussetzung ist das Vorliegen von 45 Versicherungsjahren und dass während der letzten 20 Jahre vor dem Pensionsantritt 10 Jahre Schwerarbeit geleistet wurden."Nur vier bis fünf Prozent aller Bauarbeiter""In Österreich schaffen es nur vier bis fünf Prozent aller Bauarbeiter in eine Schwerarbeiterpension", so der Gewerkschafter. "Alle anderen steigen früher aus, weil sie nicht mehr können." Muchitsch präsentierte dazu noch eine zweite Zahl: Von 130.000 Bauarbeitern im Land gebe es nur rund 1.000, die das 60. Lebensjahr erreicht haben und noch auf den Baustellen aktiv sind. Derzeit betrage das durchschnittliche Pensionsantrittsalter am Bau 58 Jahre.Die Gewerkschaft schlägt daher eine Überbrückungsmaßnahme vor: "Die, die heute mit 58 Jahren ausscheiden, kommen in ein Modell, wo sie zu Hause zwei Jahre überbrücken, bis sie offiziell in die Schwerarbeiterpension fallen." Am 4. Juli hätten dazu Gespräche mit Dienstgebervertretern begonnen. Finanziert soll die Übergangsregelung von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und der Öffentlichen Hand werden.Das eigentliche Ziel Die GBH belässt es aber nicht bei der Forderung nach dem Überbrückungsmodell. "Ziel ist es, das tatsächliche Pensionsalter zu erhöhen", betonte Muchitsch. Ein frisch geschnürtes 7-Punkte-Programm für die Gesundheit der Bauarbeiter soll dazu führen, dass die Mehrheit der Bauarbeiter in Zukunft die erforderlichen Berufsjahre für die Schwerarbeiterpension erreichen.Die GBH fordert unter anderem einen jährlichen Gesundheitscheck, mehr Angebote für die Aus- und Weiterbildung und ein striktes Einhalten der Überstundenregelung. "Die bestehenden Bestimmungen reichen nicht aus oder werden nicht befolgt. Sanktionen und Strafen sind viel zu gering." Zudem müsse der Verbrauch von Alturlaub gesetzlich vorgeschrieben werden, und gerade die Schlechtwetterregelung präziser formuliert im Gesetz verankert werden. "Ab einem bestimmten Minusgrad darf dann wirklich nicht mehr gearbeitet werden. Die Baufirmen dürfen dann allerdings auch nicht mit Pönalen für Verzögerungen bestraft werden." (pm/apa)