SOLID: Während VW damit kämpft, zu umweltfreundliche und qualitativ hochwertige Produkte zu bauen, gehen Sie mit der greenline genau den umgekehrten Weg und betonen die Umweltkomponente. Warum und was versprechen Sie sich davon? Christian Greicha: Bei einem börsennotierten Unternehmen ist das mit Sicherheit anders. Bei uns ist es unserem Unternehmensgründer eine Herzensangelegenheit und darum hat er das Thema gepusht. In einem Familienunternehmen ist es wahrscheinlich leichter, nicht immer Ertragsoptimierung im Vordergrund zu haben, sondern dem Human Capital und der Nachhaltigkeit besonderen Augenmerk zu schenken. Da könnten jetzt aber die Kunden kommen und sagen: die haben offensichtlich zu viel Geld - und die Produkte müssten daher billiger sein. Was entgegnen Sie denen? Ein Premiumhersteller wie wir steckt nicht nur bei diesem Umweltthema Geld in Forschung und Entwicklung. Das ist unser Anspruch bei den Produkten und diese Qualität kaufen und honorieren die Kunden auch. Innovation ist eine bei uns sehr hochstehende Tugend. Was waren denn vor der greenline die letzten großen Innovationen, die aus dem Forschungsbudget kamen? Fischer hat den weit und breit höchsten Anteil an Ideen durch die eigenen Mitarbeiter. Die Challenge ist, diese vielen Ideen zu managen und auch auf den Boden zu bringen. - Die letzte sehr große Innovation war der ecotwist-Dübel für Wäremdämmverbundsysteme. Jetzt ist gerade etwas sehr großes in der Pipeline im Bereich Kunststoffdübel und Chemie. Dazu darf ich noch nicht mehr sagen, das steht aber unmittelbar bevor. Was sind die ersten Erfahrungen mit der greenline im Markt? Sie haben sie ja punktuell schon Ende 2014 ausgerollt. So richtig legen wir jetzt erst los. Wir haben am Anfang teilweise auch Standardregale einfach bestückt. Aber das Produkt ist nicht ausreichend selbsterklärend, um den Aufpreis von ca. zehn Prozent verständlich zu machen. Wo es aber am Point of Sale Beratung gibt, funktioniert es auch und das ist unser Weg. Zentral finden wir die Bereitschaft, aber letztlich entscheidet es sich im Markt, bei den Verkäufern vor Ort bei der Dübelberatung. Wie sieht es im professionellen Bereich mit der greenline aus? Wir suchen nach den Baufirmen, Zimmerern, Metallbauern etc. die sagen: Ökologie ist mir ein Anliegen und das nutze ich auch als Differenzierungskriterium gegenüber dem Mitbewerb. Das wird nicht flächendeckend unterzubringen sein, das ist auch klar. Und wo liegt das quantitative Ziel? Wir haben heuer einmal vorsichtig geplant und es ist eine Zielsetzung im einstelligen Prozentbereich. Wir liegen aber jetzt schon über Plan. Wie sprechen Sie das Profi-Segment an? Momentan sprechen wir hauptsächlich den Handel an und sind dabei, den Handel in der Argumentation fit zu machen. Aber natürlich reden wir auch mit dem Gewerbe und da sind die Gespräche unterschiedlich - teils sehr positiv und teils ablehnend. Aber auch das ist im Rahmen der Erwartungen.
Das Gespräch führte Thomas Pöll
Das neue Sortiment greenline umfasst zum Start sechs bislang nur in grau produzierte Dübel sowie einen Zweikomponenten-Injektionsmörtel für schwere Lasten.
Chemische Injektionsmörtel sind komplexe Produkte, die aus einer Vielzahl unterschiedlicher Rohstoffe aufgebaut sind. Die meisten Rohstoffe sind seltene Spezialchemikalien, für die es bislang kein biobasiertes Äquivalent gibt. Der sonst übliche Austausch eines Rohstoffs durch den identischen, aber bio-basierten Rohstoff, schied somit aus. Stattdessen wurde für das neue biobasierte Produkt mit ganz neuen Rohstoffen die Rezeptur völlig neu formuliert.