Marktbeobachtung : Fertighäuser legen im schwachen Häusermarkt zu
Zeitgleich mit der angespannten Situation am Markt für Einfamilienhäuser boomen Fertighäuser. Trumpf dabei sind die Energieeffizienz und die schnelle Bauzeit. Das Reich der vorgefertigten Teile zeichnet in Österreich mittlerweile für 31 Prozent des Marktes verantwortlich, Tendenz steigend. Mittlerweile sind 5.600 der 18.200 Neubauten Fertighäuser, ein 760 Mio. Euro schwerer Markt.Dagegen gibt es im Markt für Einfamilienhäuser in Österreich derzeit eine rückläufige Tendenz. 2010 rechnet das Wiener Marktforschungsinstitut Interconnection Consulting IC mit 18.200 Fertigstellungen, was 4,5 Prozent weniger als 2009 bzw. 8,5 Prozent weniger als 2008 wäre. Dieser Trend werde in den nächsten Jahren trotz besserer makroökonomischer Bedingungen nicht verschwinden, sich allenfalls abschwächen, erwartet Frederik Lehner, Geschäftsführer der IC. Die Zinssätze sind schuld Er prognostiziert noch einmal rund zwei Prozent weniger Fertigstellungen bis 2013 und führt das auf steigende Zinssätze zurück: "Die erwartete Erhöhung der langfristigen Zinssätze ist Gift für die Entwicklung der Wohnbaukonjunktur".Eine Erfolgsgeschichte in diesem schrumpfenden Markt schreiben die Fertigteil-Häuser. In den nächsten Jahren werden sie nicht nur erstmals ein Drittel der neuen Einfamilienhäuser stellen, sie errichten auch zu 90 Prozent energieeffiziente Bauten. 2010 waren es 84 Prozent im Niedrigenergie- und vier Prozent im Passivhausstandard, wie eine Studie von IC zeigt. Daher fürchten sich die heimischen Fertigbauer auch nicht vor der neuen EU-Gebäuderichtlinie, die 2018 bei öffentlichen und 2020 bei privaten Gebäuden kommt. Fertighäuser, die Netto-Energie erzeugen könnenDer österreichische Fertighausverband, dem 22 österreichische Firmen angehören, will in den nächsten Jahren sogar Häuser auf den Markt bringen, die mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen. Erreicht werden soll das mit integrierten Photovoltaik-Anlagen, der Übergang werde aber wegen der geringen öffentlichen Förderungen wohl länger dauern, so Friedrich Schachner, technischer Leiter des Verbandes.
Ein weiterer Trend geht hin zur Abwicklung größerer Projekte wie Mehrgeschoss-Wohnbauten, Hotels, Schulen und Kindergärten. "Der Umsatz mit großen Bauträgern liegt bereits jetzt bei über 15 Prozent", so Roland Suter, Vizepräsident des Verbandes. Um diesen Anteil zu erhöhen und wirkliche Großprojekte auszurichten, wünscht er sich den Zusammenschluss von verschiedenen Fertighausherstellern zu einer Arbeitsgemeinschaft.Erfolgreich im ExportErfolgreich sind die österreichischen Fertigbauer auch im Export. Bei den im österreichischen Fertighausverband organisierten Firmen kann man ein "Auftragsvolumen von 90 Millionen Euro im Export annehmen", sagte Verbandspräsident Josef Gruber. Gebaut wird vor allem in Norditalien, Süddeutschland und der Schweiz. In Zukunft will Gruber aber auf Osteuropa setzen, denn dort werde "ein österreichisches Fertighaus als Statussymbol angesehen". Man exportiert bereits nach Tschechien, Ungarn, Polen und die Slowakei.Der österreichische Fertighausmarkt inkludiert rund 50 Unternehmen und ist 760 Millionen Euro schwer. Die fünf größten Player decken 25 Prozent des Marktes ab, Marktführer ist die niederösterreichische Firma Elk Haus. (APA/pm)