Österreich : Expertenforum thematisiert Kanalisation und Betonbauteile im Tiefbau
Österreich verfügt derzeit über ein unterirdisches Kanalnetz von über 100.000 Kilometer an öffentlichen Abwasserkanälen und rund 80.000 Kilometer an öffentlichen Wasserleitungen. „Um dieses System auch instand halten zu können und damit die hygienischen Lebensbedingungen zu sichern sowie unsere Gewässer ausreichend zu schützen, braucht es ausreichend finanzielle Mittel. Mit unserem Einsatz für die Fortschreibung der staatlichen Förderungen im Siedlungswasserbau, konnten wir dazu beitragen den weiteren Ausbau und die Instandhaltung der Netze auch für die kommenden Jahre zu sichern“ stellte VÖB Geschäftsführer Gernot Brandweinersichtlich stolz zur Eröffnung fest, als er die rund 50 Teilnehmer des Expertenforums begrüßte. Online-Vorsorgecheck für Wasser- und Kanalnetze
„Über 155 Millionen Euro fließen in den kommenden fünf Jahren in den Erhalt und Ausbau der Netze - alleine in der Steiermark“ konstatierte DI Peter Rauchlatner, Referatsleiter Siedlungswasserwirtschaft vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung, um den Anwesenden einen ersten Eindruck von den notwendigen Mitteln zu geben. Hierzu wurde das Projekt „VORSORGEN“ vorgestellt: Bei einem Online-Vorsorgecheck können Betreiber von Abwasser- und Trinkwassernetzen anhand wissenschaftlich fundierter Mittelwerte grob abschätzen, wie hoch der Erneuerungsbedarf für das Netz in der jeweiligen Gemeinde oder im jeweiligen Verband bzw. in der jeweiligen Genossenschaft in den kommenden 10 Jahren sein wird. Taucher montieren unter Wasser Betonfertigteile
Technisches Highlight des Expertenforums war die Präsentation des Forschungsprojekts „Der Wasserwirt“, eine Kooperation zwischen Technischer Universität Graz, SW-Umwelttechnik, Industrietauchern der Nautilus Dive Company und der Holding Graz, bei der eine neuartige Unterwassermontage von Betonfertigteilen erforscht und in einem ersten Pilotversuch bereits umgesetzt wurde.
„Im Zuge der Versuche wurde festgestellt, dass das Versetzen eines großen Kanalsystems aus Betonfertigteilen unter Wasser nach dem neuen Montagesystem eindeutig möglich ist. Nach Setzen des ersten Fertigteils, das mit möglichst hoher Genauigkeit versetzt werden muss, um Übertragungsfehler bei den anschließenden Fertigteilen zu vermeiden, können die weiteren Fertigteile zu je fünf bis sechs Stück pro Tag versetzt werden“, hielt DI Bernhard Monai, der Projektkoordinator, in seinem Vortrag fest. Das hochkarätig besetzte Expertenforum setzte sich mit Vorträgen und Diskussionen über aktuelle und zukünftige Herausforderungen an Wasser- und Abwassersysteme, das Verhältnis zwischen Planern von Infrastrukturprojekten und den zuständigen Behörden im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz, aber auch über neuartige Materialprüfungsverfahren und werkseigene Qualitätskontrollen, auseinander. Die regulativen Veränderungen im Normungsbereich wurden ebenso thematisiert wie neue physikalische, mechanische und chemische Herausforderungen an den Baustoff Beton und mögliche Lösungsansätze beim Thema Wasserversickerung diskutiert. Die Vorträge wurden von Experten und führenden Spezialisten der heimischen Wirtschaft, Forschung und Politik gehalten: DI Matthias Stracke (Zivilingenieur für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, Leiter des „Arbeitsausschusses Straßenentwässerung“ der FSV), Dr.-Ing. Gerfried Schmidt-Thrö (Leiter Ingenieurbüro Dr. Schmidt-Thrö), Herbert Egger (Akkreditierte Prüf- und Inspektionsstelle Egger), DI Reinhold Heidinger (planconsort ztgmbh · architekten + ingenieure), DI (FH) Reinhard Pamminger (Materialprüfanstalt Hartl), Günther Leuthner (HABA-Beton) und Ing. Siegfried Leitner (SW-Umwelttechnik).