Forum Alpbach : Experten in Alpbach fordern leistbaren Wohnraum

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Das Thema Wohnen stand heuer beim Forum Alpbach in engem Bezug zum Motto "Erwartungen - Die Zukunft der Jugend". Teilnehmer und Experten der Baukulturgespräche waren sich einig: Damit sich die Jugend optimal entwickeln und selbstverwirklichen kann, müssen die physiologischen Grundbedürfnisse für künftige Generationen langfristig abgesichert werden - dazu gehört leistbares Wohnen.

"Die langfristige Sicherung von leistbarem Wohnraum ist Teil des Generationenvertrages. Leistbares Wohnen ist ein Grundbedürfnis und ein Grundrecht", erklärt Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel nach den Baukulturgesprächen.

"Alle Parteien haben sich vom leistbaren Wohnen verabschiedet! Ein Riesenfehler, der korrigiert werden muss. Diese Kurzsichtigkeit, wohnungspolitische Systeme wie die Wohnbauförderung aufzulassen, muss endlich beendet werden", fordert NR-Abgeordneter Josef Muchitsch.

Bevölkerung schrumpft - aber Anzahl der Haushalte wächst

Die Anzahl der Haushalte wächst. Laut Bevölkerungsprognose 2011 der Statistik Austria wird Österreichs Einwohnerzahl von derzeit 8,4 Mio. auf 9,0 Mio. im Jahr 2030 (+7%) bzw. 9,4 Mio. im Jahr 2050 (+12%) ansteigen.

Bis 2050 wird die Bevölkerung in Wien zwei Millionen überschritten haben und mit 2,02 Mio. um 18 Prozent größer sein als 2010. Daraus resultiert ein erhöhter jährlicher Bedarf von 45.000 bis 55.000 Neubauwohnungen.

Das trifft vor allem auf Wien und weitere Ballungszentren zu, damit ihnen das Schicksal anderer Metropolen erspart bleibt, wo soziale Unruhen nicht zuletzt aufgrund von Slum- und Ghettobildung an der Tagesordnung stehen. Durch das System der österreichischen Wohnbauförderung ist es bisher gelungen, soziale Durchmischung und damit auch sozialen Frieden zu sichern.

Der Jugend Chance auf Wohnraum gewähren

Durch die völlige Aufhebung der Zweckbindung der Wohnbauförderung ist es nun notwendig, das bewährte System innovativ weiter zu entwickeln, damit auch die Jugend eine Chance auf lebenswerte Wohnformen hat und die Wohnversorgung in Zukunft gewährleistet bleibt.

Grundvoraussetzung ist es, über den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern auf Basis objektiver Bedarfsstudien die notwendige Basisfinanzierung zu sichern und verbindlich dem Wohnbau zuzuordnen.

Daher ist nach Meinung der Interessensvertreter folgendes Maßnahmenpaket notwendig:

Ein bundesweites verbindliches Finanzierungskonzept, abgestimmt mit Bund und Ländern auf Grundlage konkreter wissenschaftlicher Bedarfserhebungen

Ausgliederte Sonderbudgets bzw. Fonds zur Dotierung der Wohnbauförderungsmittel. Die Wohnbaumittel müssen dem Zugriff kurzfristiger politischer Begehrlichkeiten entzogen sein und dürfen nicht zum Stopfen von Budgetlöchern zweckentfremdet werden

Zuordnung von Wohnbeihilfen zum Sozialressort

Fiskalische Anreize (steuerliche Absetzbarkeit bzw. Abschreibungsmöglichkeit, Stadterneuerungsmodelle, Bauhandwerkerbonus, etc.)

Ausbau zusätzlicher alternativer Finanzierungsinstrumente (z.B. über Fonds, Pensionskassen, Bausparkassen etc.)

Förderung altersgerechter Sanierung von Bestandswohnungen

Verpflichtende Vorlage von Dienstleistungsrechnungen für geförderte Baudienstleistungen, um die Förderung von illegaler Bautätigkeit zu verhindern.

Frömmel: "Alle verantwortlichen Entscheidungsträger sind daher angehalten, gemeinsam an einer Weiterentwicklung des bestehenden Systems zu arbeiten, um für künftige Generationen lebenswerten Wohnraum zu gewährleisten."

Muchitsch: "Laut einer Studie sind 27 Prozent der Österreicher derzeit auf Wohnungssuche. Fast zwei Drittel davon suchen in der Stadt ein neues Zuhause. Die Bausozialpartner haben hier in Alpbach klare Vorschläge für ein zukünftiges, leistbares Wohnen präsentiert." (red)