Immobilien : Europas Top-Immobilien im Fokus der Investoren

Europäische Immo-Investoren orientieren sich laut einer Erhebung des internationalen Immobilienberaters CB Richard Ellis (CBRE) vor allem an Europa. 60 Prozent der Investitionen in hochwertige Projekte werden heuer in Europa passieren, schreibt das Unternehmen anlässlich der MIPIM in Cannes (16. bis 19. März). CBRE hat für die Studie über 270 Immobilieninvestoren nach ihren Schwerpunkten befragt.

"Die Präferenz für Europa in diesem Ausmaß kommt sicher nicht ganz überraschend, haben doch die meisten befragten Investoren ihren Sitz in Europa. Interessant ist, dass 40 Prozent der Befragten ihren Anlageschwerpunkt 2010 nicht in Europa sehen und Asien mit 21 Prozent dabei eine besonders große Rolle spielt", fasst Andreas Ridder, Geschäftsführer CBRE-Österreich die Erhebung zusammen.

Das decke sich mit Untersuchungen in den USA. "Es zeigte sich, dass 58 Prozent der US-Investoren 2010 einen nationalen Anlagefokus haben, während 16 Prozent vornehmlich nach Asien schauen und 12 Prozent nach Europa", kommentiert Raymond Torto, globaler Chef-Ökonom bei CBRE.

Bei der Auswahl der präferierten Marktsegmente gebe es jedoch Unterschiede. "Immobilieninvestoren in Europa fokussieren sich auf Büroimmobilien, darauf folgen Einzelhandelsflächen. In den USA haben wir aktuell einen Fokus auf Wohnimmobilien, der Bürosektor kommt erst an dritter Stelle. So verzeichnen wir einen, für institutionelle Investoren interessanten Markt für Mehrfamilienhäuser. In diesem Bereich sind die Preise zurzeit attraktiv bei gleichzeitig ansteigender Nachfrage nach Mietwohnungen", so Torto.

Topmarkt Großbritannien

In den vergangenen sechs Monaten habe Großbritannien sowohl in Bezug auf die Transaktionsvolumina als auch auf die Preise für Core-Immobilien die Markterholung angeführt. "Die Transparenz und Liquidität des Marktes sowie die schnelle Preisanpassung während der Krise, gepaart mit der Schwäche des britischen Pfundes machen Großbritannien aktuell für Investoren attraktiv", so Ridder.

Jede Top-Immobilie, die derzeit auf der Insel auf den Markt kommen, wecke sofort reges Interesse, besonders im Ausland. Das Hauptaugenmerk der Investoren liege auf den Mietvertragslaufzeiten und auf der Solvenz der Mieter. "Für Deutschland und Frankreich erkennen wir ein deutlich steigendes Interesse, wobei auch hier in erster Linie Top-Immobilien im Fokus stehen. Überraschend ist das gestiegene Investoreninteresse an Zentral- und Osteuropa. Zurückhaltender werden dagegen die Investmentchancen in Spanien beurteilt", erläutert Ridder. Potenzielle Interessenten scheinen laut dem Experten davon auszugehen, dass der Zeitpunkt des optimalen Markteintritts im Vergleich zu den anderen europäischen Investmentmärkten noch länger anhalten wird.

Büros und Einkaufstempel

Der Bürosektor ist seit jeher der liquideste Teilmarkt bei Immobilieninvestments, rund die Hälfte der Gesamtinvestitionen entfallen durchschnittlich auf diesen Sektor. Büroimmobilien bleiben laut aktueller Studien auch 2010 interessant. 39 Prozent der von CBRE befragten Investoren legen ihren Anlageschwerpunkt in diesem Jahr auf Büroobjekte. Den Retailimmobiliensektor, zu dem auch der Teilmarkt Shopping-Center gehört, nennen 34 Prozent als zentralen Investitionsschwerpunkt 2010.

"Der Markt für Shopping Center hat sich durch die Finanzkrise stark verändert. Während vorher Spitzenrenditen, Finanzierungsbedingungen, Mietpreisentwicklungen, potenzielle Mieter, Investoren und Entwickler fast überall in Westeuropa und zum Teil auch in Zentral- und Osteuropa ähnlich waren, haben wir heute ein völlig anderes Bild", kommentiert Ridder die aktuelle Situation. Der Markt habe sich deutlich differenziert und jede Investitionsentscheidung bedürfe einer individuelleren und fundamentaleren Analyse als in Zeiten vor der Finanzkrise.

Während die Rendite gesteuerte Erholung bei den Immobilienwerten begrüßt worden sei, bereite die Vermietungsseite den Investoren Sorgen. "Mehr als die Hälfte der Befragten nannten die Gefahr einer sich wieder abschwächenden Wirtschaft und eine nachlassende Nachfrage nach Flächen als zentrale Gefahr für eine Erholung der Immobilienmärkte. Die aktuell geringe Bautätigkeit führt aber zumindest nicht zusätzlich zu einer Angebotserweiterung", meint Ridder.

Größte Risikofaktoren

Für 25 Prozent der Befragten stellen die schlechten Staatsfinanzen vieler Länder und eine Inflationsgefahr das größte Risiko dar. Erst darauf folge eine zunehmende Anzahl von Insolvenzen oder Zwangsverkäufen. 13 Prozent gaben an, dass eine zu geringe Kreditversorgung die größte Gefahr für eine Erholung der Immobilienmärkte in diesem Jahr darstellen könnte. Dennoch haben sich laut CBRE die Konditionen und Bedingungen für Kreditinteressenten in den vergangenen Monaten verbessert, weshalb nicht mit einer großen Insolvenzwelle zu rechnen ist.

"All diese Umstände führen dazu, dass sich Investoren im Augenblick in erster Linie für Top-Immobilien interessieren. Etwa die Hälfte der Befragten gibt an, dass die ersten sechs Monate des Jahres 2010 die beste Zeit sind, Investitionen in diesem Marktsegment zu tätigen. Für die zweite Jahreshälfte gehen wir davon aus, dass das Interesse an Immobilien mit Optimierungspotenzial zunehmen wird, auch wegen des geringen Angebotes an Spitzenobjekten", so der CBRE-Experte. (APA/lk)