Analyse : EU ist Russlands wichtigster Handelspartner
Im Streit um die Ukraine droht die EU Russland mit Sanktionen bis hin zu Kontensperrungen, die auch die Handelsbeziehungen zwischen den beiden wirtschaftlichen Großmächten beeinträchtigen würden. Die Folgen auch für die EU wären wesentlich gravierender als etwa im Fall der Iran-Sanktionen, weil Russland und die Europäer stark voneinander abhängig sind.Die EU ist für Russland der wichtigste Handelspartner, umgekehrt ist Russland auch der drittwichtigste Handelspartner für die EU. So brauchen die EU-Staaten vor allem russisches Öl und Gas, während die Russen insbesondere westliche Maschinen und Autos einführen.Fast alle namhaften heimischen Konzerne sind vor Ort Fast alle, die in der österreichischen Wirtschaftswelt Rang und Namen haben, sind in Russland präsent - vom Baukonzern Strabag und der RBI, der UniCredit Bank Austria und der Erste Group über die UNIQA-Versicherungsgruppe, den Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern Agrana bis hin zur Ölbohrfirma C.A.T. oil, die sogar einen Großteil ihrer Geschäfte in Russland macht. Die voestalpine hat erst Ende Jänner einen Großauftrag aus Russland zur Lieferung von Grobblechen für das Gaspipeline-Projekt "South Stream" erhalten.
Russland liefert, EU kauft und investiert Dabei kauft die EU seit Jahren fast doppelt so viel Waren aus Russland ein wie umgekehrt - 2012 betrugen die Einfuhren aus Russland knapp 213 Mrd. Euro - drei Viertel davon Öl und Gas. Im Gegenzug lieferten die EU-Länder Waren im Wert von 123 Mrd. nach Russland, die Hälfte davon Maschinen und Fahrzeuge. Knapp 12 Prozent der EU-Importe aus Nicht-EU-Ländern stammen also aus Russland, 7,3 Prozent der EU-Exporte gehen nach Russland.
Die EU ist auch der wichtigste Investor in Russland - geschätzte drei Viertel der bisher nach Russland geflossenen ausländischen Direktinvestitionen kamen aus EU-Ländern (einschließlich Zypern).Special Relationships zu Österreich Auch für Österreich zählt Russland zu den wichtigsten Handelspartnern. Nach Angaben der Wirtschaftskammer haben österreichische Unternehmen im vergangenen Jahr im Zeitraum Jänner bis November Waren um 3,26 Mrd. Euro nach Russland geliefert (+10,4 Prozent). Die Russen kaufen in Österreich vor allem Maschinen und Anlagen, Pharmaprodukte, Lebensmittel sowie Papier und Pappe. Die Einfuhren aus Russland - vor allem Gas, Öl, Metalle und Holz - gingen dagegen im selben Zeitraum um 23,1 Prozent auf 2,83 Mrd. Euro zurück.Auf der Importseite nimmt Russland Rang 7 (3,1 Prozent Anteil) auf der Liste der wichtigsten Handelspartner Österreichs ein, als Zielland für österreichische Ausfuhren immerhin noch Rang 10 (2,6 Prozent der österreichischen Exporte). Österreichische Unternehmen haben bis zum dritten Quartal 2013 insgesamt 8,6 Mrd. Euro in Russland investiert.Außenwirtschaft Österreich will ruhig bleibenEntsprechend vorsichtig positioniert sich die Außenwirtschaft Österreich in der Diskussion um mögliche Sanktionen gegen Russland. Natürlich werde man Sanktionen der EU und der UNO mittragen und einhalten, ließ der Leiter der Außenwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich, Walter Koren, auf Anfrage der APA ausrichten. Sanktionen bei Visaerteilungen und Kontensperren gegen Einzelpersonen gehen für die Außenwirtschaft in Ordnung. "Aber Sanktionen, die den ungehinderten Handel und Schutz von Investitionen beschränken, beurteilen wir vorsichtig - auch deswegen, weil in der Regel Retorsionsmaßnahmen zu erwarten sind", heißt es aus der Wirtschaftskammer. (apa/pm)