Energiewende : Einigung in Deutschland über neue Stromautobahnen

Nach monatelangem Widerstand Bayerns ist in Deutschland der Weg für zwei neue Gleichstromleitungen in den Süden des Landes grundsätzlich frei. Der genaue Trassenverlauf ist aber noch offen. Die Koalitionsspitzen verständigten sich in der Nacht zum Donnerstag sowohl auf den Bau des sogenannten SuedLinks als auch der sogenannten Südost-Trasse.Die Stromtrassen sind Teil der deutschen Energiewende, also der Umstellung der Stromversorgung auf Ökoenergien: Windstrom, der im küstennahen Norden überreichlich erzeugt werden kann, soll in den Süden Deutschlands geleitet werden.Denn dort muss die Leistung der Kernkraftwerke ersetzt werden, die im Zuge der Energiewende abgeschaltet werden. Gegen die Stromtrassen mit ihren gewaltigen Masten regt sich in Bayern aber seit Jahren Widerstand in der Bevölkerung.Genauer Trassenverlauf noch offenEndpunkt der Südost-Trasse von Sachsen-Anhalt nach Bayern solle nun der Netzknoten Isar bei Landshut sein, heißt es in dem entsprechenden Eckpunkte-Papier, das Bundeskanzlerin Angela Merkel, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer absegneten.Und beim SuedLink sollen die Netzbetreiber nun auch mindestens eine Variante ausarbeiten, bei der die "Stammstrecke" nicht über Bayern nach Baden-Württemberg führt.Damit solle ermöglicht werden, den stark belasteten Netzknotenpunkt Grafenrheinfeld zu entlasten, heißt es in dem Papier. Konkret ist angedacht, dass es beim SuedLink irgendwo eine Abzweigung gibt - und dann ein Strang ins unterfränkische Grafenrheinfeld führt und ein zweiter Strang nach Großgartach in Baden-Württemberg. Über den genauen Trassenverlauf soll dann erst später entschieden werden. In Grafenrheinfeld war Ende Juni das älteste der verbliebenen neun deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet worden.
Vorrang für Erdkabel statt Industrialisierung der letzten freien LandstricheGrundsätzlich verständigten sich die drei Parteichefs darauf, bei den neuen Nord-Süd-Stromautobahnen stärker als bisher vorgesehen bestehende Trassen zu nutzen; neue sollen "soweit wie möglich vermieden werden".Auch sollen teure Erdkabel vorrangig verlegt werden, um den Widerstand vor Ort zu reduzieren. "Die Mehrkosten sind gerechtfertigt, da die Maßnahme zu mehr Akzeptanz und zu einem schnelleren Ausbau führt", heißt es in dem Koalitionsbeschluss.Auch Seehofer stellt sich damit nun hinter den Netzausbau - nachdem er die Notwendigkeit der beiden Gleichstromtrassen lange infrage gestellt hatte. In dem Papier heißt es: "Das Stromnetz muss in die Lage versetzt werden, den vermarkteten Strom zu den Kunden zu transportieren. Daher wollen wir bestehende Netzengpässe beseitigen." (dpa/apa/pm)