Wie groß ist denn in Wien die Diskrepanz zwischen Nachfrage und Angebot bei Büros?
Thomas Schanda: Dafür müssen wir einen Blick in die vergangenen Jahre werfen. Vor allem 2018 und 2019 war die Neuflächenproduktion in Wien mit zusammen 300.000 Quadratmeter an Neufläche sehr hoch. Demgegenüber stand 2019 eine Nachfrage von 220.000 Quadratmetern, 2018 waren es sogar 270.000 Quadratmeter.
Wir sprechen also von einem guten Mittel?
Schanda: Ja und das über das ganze letzte Jahrzehnt.
Mit welcher Entwicklung ist dieses Jahr zu rechnen?
Schanda: Da sind wir sehr zuversichtlich, dass die Nachfrage nach modernen Büroflächen weiterhin stabil bleiben wird. In den vergangenen Jahren wurde die Neuflächenproduktion gut absorbiert und der Trend hat sich dorthin entwickelt, dass Unternehmen ein starkes Interesse an flexiblen Erstbezugsflächen haben. Auch die Vorwertungsgrade vor Fertigstellung sind deutlich hinaufgegangen, das wird auch heuer noch so bleiben.
Ist das der entscheidende Beweggrund für das Interesse an einer neuen Fläche?
Schanda: Aktuell entsteht der Beweggrund für die Büroflächensuche sehr oft im HR-Bereich. Für das Recruiting, die Mitarbeiterbindung und die gesamte Employee Experience ist die Bürofläche auf jeden Fall ein gestaltender Faktor. Unternehmen wollen, dass ihre gesamte Unternehmensidentität durch das Büro nach außen und zu den Mitarbeitern getragen wird.
Was wäre denn ein gutes Beispiel, wo dieser Trend moderner Flächen umgesetzt wurde?
Schanda: Da lässt sich in der Neuflächenproduktion, aber auch in den Refurbishments einiges beobachten. Das Konzept myhive am Wienerberg der Immofinanz etwa – hier wurde ein ganzer Bauteil komplett entkernt und neu aufgebaut. Und es wird auf flexible Arbeitswelten und die Ergänzung um Serviceleistungen gesetzt, etwa eine Community Managerin, Coworking-Lounge und Concierge-Services.
Welche großen Projekte können wir derzeit beobachten?
Schanda: In Wien gibt es einige Office-Hotspots, etwa den Hauptbahnhof mit dem QBC von UBM oder dem The Icon Vienna und dem Bel & Main der Signa. Hier lässt sich eine Verlagerung des Central Business Districts beobachten, auch weil die Anbindung und die Nähe zur Innenstadt überzeugt.
Ein weiterer Hotspot ist das gesamte Areal rund um den Praterstern. Zusätzlich zum Austria Campus werden 2021 und 2022 im Quartier Lassalle noch zwei große Re-Developments mit circa 70.000 Quadratmetern fertiggestellt.
Wie verhält es sich denn in Gesamtösterreich im Vergleich zu Wien?
Schanda: Dieser Vergleich ist nicht gut zu ziehen. In den Bundesländern sind die Märkte eher lokal geprägt. In Graz, Linz und Salzburg sind die Marktdaten noch ganz gut aufbereitet, darüber hinaus wird es dann etwas intransparent. Generell ist die Anmietung sehr stark auf Wien konzentriert, besonders bei internationalen Konzernen.
In deutschen Großstädten wurden zuletzt eher zu wenige Büroflächen fertiggestellt. Steht Österreich im Vergleich klar besser da?
Schanda: Das kann man so nicht sagen, auch in Deutschland variiert der Markt in den einzelnen Städten stark. Im internationalen Vergleich ist Wien aber ein sehr stabiler Markt, die Entwicklungszyklen sind gut an die Nachfrage angepasst und es gibt kein Überangebot.
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