Wiener Hauptbahnhof : Die ÖBB (Immo) als Stadtentwickler

Die ÖBB-Immobilienmanagement GesmbH spült Geld in die Kassen der Mutter: Nach rund 100 Mio. Euro jeweils 2010 und 2011 werden es heuer rund 40 Mio. Euro sein, 2013 sind dann wieder 78 Mio. Euro durch Verkäufe von Bahn-Immobilien geplant. "Wir könnten schneller verwerten, aber das wäre wirtschaftlich suboptimal", erklärte Herbert Logar, Geschäftsführer der 100-prozentigen ÖBB-Tochtergesellschaft, anlässlich der Münchner Branchenmesse Expo Real vor Journalisten. Der Immobilienmarkt dürfe schließlich nicht überfordert werden, durch zu viel Angebot entstünde Druck auf die Preise.

Zwei Drittel des Verwertungserlöses werden durch Immobilien in der Bundeshauptstadt erzielt, ein Drittel der Erlöse außerhalb von Wien. Durch Standortkonzentration sparen die ÖBB jährlich 5 bis 6 Mio. Euro pro Jahr ein, indem angemietete fremde Immobilien aufgegeben und der Platzbedarf optimiert werde, erläuterte Logar. Durch die Zusammenlegung von verstreuten Standorten könnten auch Synergieeffekte erzielt werden.

Die Verwertung von freiwerdenden ÖBB-Grundstücken und Immobilien findet laufend statt. Voraussetzung ist eine sogenannte "Strategische Entbehrlichkeitsprüfung" im Konzern: Die Immobilien können erst dann der ÖBB-Immo "freigegeben" werden, wenn sie für Bahnbetrieb und Infrastruktur nicht mehr gebraucht werden. Großteils handelt es sich um Gelände und Gebäude rund um Bahnhöfe. "Der Bahnhof ist Kerngeschäft, der wird nicht verkauft", stellt Logar klar. Beim Wiener Nordwestbahnhof gilt auch das nur begrenzt: Wenn das Frachtgeschäft wie geplant zum Terminal Inzersdorf verlagert wird, wird am Nordwestbahnhof abgesiedelt, das Gelände soll dann verwertet und entwickelt werden.

Am Donnerstag findet die Grundsteinlegung der ÖBB-Konzernzentrale am Wiener Hauptbahnhof statt, im August 2014 soll der Bau fertiggestellt werden. Dort sollen die derzeit verstreuten Bürostandorte von 7 ÖBB-Gesellschaften gebündelt werden. Nicht nur die ÖBB-Chefs in der Holding, die derzeit am Wienerberg bei der Immofinanz eingemietet ist, schauen dann direkt auf die Gleise. Bis zu 1.700 Mitarbeiter werden in das Doppel-Hochhaus einziehen.

Größte Baustelle ist derzeit der Hauptbahnhof Wien mit den angrenzenden Arealen. Mit Zentrumsnähe - 2 Kilometer Luftlinie - und enger Verkehrsanbindung beworben soll das Gelände ein neues Stadtviertel werden, von dem auch die angrenzenden Bezirke profitieren sollen. Die letzten offenen Flächen am Hauptbahnhof werden derzeit ausgeschrieben, der aktuelle Verwertungsstand liegt bei 86 Prozent. Ende 2014 soll der Bahnbetrieb am Hauptbahnhof in Betrieb gehen - die Eröffnung des Shoppingzentrums mit 20.000 m2 Verkaufsfläche soll schon ein paar Monate früher, im Herbst 2014 stattfinden.

Aber auch Immobilien in Innenstadtlage werden frei: Die Elisabethstraße 9 in Wien-Zentrum soll nach dem Auszug der ÖBB-Mieter bis Ende 2014 teilweise für Wohnungen im Luxussegment verwertet werden - "voraussichtlich mit einem Partner", vermutet Logar. Neben der Verwertung von Grund durch die Auflassung von Nebenbahnen oder die Absiedlung von Bahnhöfen gibt es auch manchmal neue Strecken, wo die Infrastruktur erst errichtet werden muss: Am Bahnhof Tullernfeld in Niederösterreich, der derzeit sprichwörtlich im Acker steht, werden eine Park&Ride-Anlage und ein Nahversorger errichtet. Die Schnellverbindung auf der Westbahnstrecke wird Anfang Dezember in Betrieb gehen, die Grundstückpreise in den umliegenden Gemeinden ziehen jetzt schon an. Durch die neue Anbindung werden sich die Preise verdoppeln, schätzt Logar. (APA/red)