Ranking 2011 : Die 300 mächtigsten Manager des Landes
Schon wieder er. Aber wer, wenn nicht er? Diese Frage stellt sich beim Anblick der österreichischen Baubranche. Hans Peter Haselsteiner ist eine „Klasse für sich“, wie ein Juror sagte, was sich viele wenn nicht gar alle denken. Hans Peter Haselsteiner ist das Maß aller Dinge im Bau. Wie lange noch, ist offen. Immerhin hat die unangefochtene Spitze im Dezember seine letzte operative Periode angekündigt. Auf eine Bauwelt nach Haselsteiner kann man gespannt sein.
Seine Strabag SE prägt das Baugeschäft in Europa und im Osten entscheidend. Das erkennt die Jury Jahr für Jahr. Dem Mister Strabag folgt an zweiter Stelle Porr-Neo-Chef Karl-Heinz Strauss nach, dem der Frische-Wind-Bonus zugefallen ist. Er ist nicht nur der jüngste Vorstand unter den Top 3, sondern mit ihm kommt Projektmanagement in den fest verankerten Konzern hinein. Am dritten Platz landet heuer Langzeit-Alpine-Boss Dietmar Aluta-Oltyan. Das Salzburger Urgestein der österreichischen Baubranche hat sich mit Ruhe, Gelassenheit und klarer Strategie nach vorne aufs Podest gearbeitet.
Was heuer fehlt, sind große Überraschungen. Aber das gilt nur für die Top 3. Während in den letzten Jahren immer wieder Immobilien-Bosse ganz vorne zu finden waren, ist mit deren Imageschwund nun wohl auch die Wahrnehmung der Mächtigkeit gesunken. Aber der erste Blick verbirgt die Dynamik in der Branche. Unter den Top 10 finden sich nicht nur die Großauftraggeber Asfinag-Boss Alois Schedl, ÖBB-Boss Christian Kern und BIG-Boss Christoph Stadlhuber, sondern auch Zuliefererkönige und Immobilienbosse. Wienerberger-Chef Heimo Scheuch ist trotz bitteren Ziegel-Zeiten der mächtigste Zulieferer des Landes. Eduard Zehetner, Sanierer der Immofinanz Ag, erweist sich noch immer als der mächtigste Immobilienmann des Landes.
In den Bundesländern zeigen die Regionalkönige Stehervermögen. Nach dem schweren Jahr 2010 eine Leistung, die von der Jury heuer mit hohen Punktezahlen anerkannt wurde. Alles in allem: ein Ranking, das sich nicht von Starallüren beeindrucken ließ, sondern die Zahlen sprechen lässt. Eindrucksvoll.
Hans Peter Haselsteiner hält sein Strabag-Schiff auf Kurs. Unbeirrt. In guten und in schlechten Zeiten. Im schwierigen Jahr 2010 sind die Konzernzahlen zwar abgeflacht, aber nicht mehr. Das lange Warten auf den russischen Oligarchen hatte ein Ende. Oleg Deripaska stieg mit 17 Prozent im November als Kernaktionär ein. Die Strabag beteiligt sich dafür am führenden russischen Straßenbaukonzern Transstroj. Damit werden die Türen nach Russland langsam geöffnet. Der Tiroler behält langen Atem für Russland.
Auf jeden Fall zieht Haselsteiner mit seinen Mitarbeitern Großaufträge an Land wie Fischer ihre Fische. Baulos 2 beim Koralmtunnel – so er gebaut wird – bringt auf Jahre gerechnet 1,2 Milliarden Euro. Um 139 Millionen werden in Polen Brücken gebaut. Für die PPP-Autobahn in den Niederlanden ist ein Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden Euro vorgesehen. Ganz nebenbei beteiligt sich Haselsteiner mit 30 Prozent am französischen Zement-Riesen Lafarge und warb Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer für den Aufsichtsrat von der empörten Alpine ab.
Wie von selbst verjüngte sich im letzten Jahr der Vorstand des Bauriesen. Urgesteine gingen. Nematollah Farrokhnia wurde Boss der türkischen Renaissance Gruppe, Wolfgang Merkinger schied aus gesundheitlichen Gründen aus und Roland Jurecka ging in den Ruhestand. Das mit Peter Krammer und Siegfried Wanker nun jung aufgestellte Team wird den Konzern weiter auf Kurs halten, während Haselsteiner seine letzte operative Periode angetreten ist, in der es vor allem um Eines gehen wird: Konsolidieren.
Von Null auf Platz zwei. Das ist eine Leistung, die Neo-Porr-Chef Karl-Heinz Strauss im SOLID-Ranking hinlegt. Da leuchtet der Bonus des Neuanfangs vom 13. September durch. Denn die Porr hat zwei schwere Jahre hinter sich.
Unter Wolfgang Hesoun sind die Zahlen nicht schöner geworden. Projektentwickler Strauss bringt nun frischen Wind. Und ein neues Tempo. Gleich im Oktober wurde eine 150 Millionen schwere Anleihe begeben und im Dezember der Tiefbau-Experte Teerag-Asdag geschluckt. Seither geht es ans Umstrukturieren im ganzen Konzern nach Sparten und Flächen - um schlank und schnell zu sein.
Die Zahlen, an denen letztendlich die Leistung gemessen wird, zeigen den Erfolg ja erst Quartale später. Immerhin hat Strauss ein ordentlich schweres Paket geerbt. Da gibt es noch die offene Sache mit den Zahlungen an Walter Meischberger so zu lösen, dass es dem Konzern nicht schadet. Doch in der kurzen Amtszeit ist immerhin schon ein fetter Auftrag eingegangen: der Bau des größten Stadions Libyens um 200 Millionen Euro. Karl-Heinz Strauss bewegt etwas in der Porr. Zweifellos.
„In der Not steigt die Leistung“ weiß Dietmar Aluta-Oltyan. Der Alpine Boss hat in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewiesen, dass das stimmt. Optimierungen im Konzern und neue Ideen fingen den rauen wirtschaftlichen Wind der letzten zwei Jahre auf.
Nur so konnten die Konzernzahlen so stabil gehalten werden. Nur so kann Aluta-Oltyan beweisen, dass sein Lebensmotto „Wer wagt, gewinnt“ genauso stimmt. Das zeigen die Großaufträge. Die Alpine wird das größte Eisenbahnprojekt Englands mit zwei unterirdischen Eisenbahnstationen mit dem Auftragswert von 275 Millionen Euro bauen Russland geht man langsam an. Ein Joint Venture mit der staatlichen russischen Eisenbahn bereitet den Weg für Folgeaufträge in Milliardenhöhe.
Gewagt hat der Konzern heuer den ersten Schritt auf den Kapitalmarkt. Eine Anleihe in der Höhe von 100 Millionen Euro wurde platziert um „organisches Wachstum“ zu finanzieren. Gleichzeitig wurde die Unabhängigkeit im Asphaltbereich gesichert und mit der Übernahme der Facilitysparte der VAI das Facility Management als Geschäft erschlossen. Die Leistung stimmt – die Strategien geht auf.
SOLID befragt eine ausgewählte Jury nach Macht und Einfluss in der Bau- und Immobilienbranche. Die Ausgangsbasis sind 800 Manager, Vorstände und Aufsichtsräte, die von SOLID recherchiert werden. Bei der Vorauswahl geht es einerseits um die Größe der Unternehmen, aber auch um Ihren Einfluss. Die jedes Jahr angefragte Jury setzt sich aus mehr als 30 Juroren aus Interessensvertretungen, Medien, Architektur und Bauherren zusammen. In allen neun Bundesländern beurteilen diese Regional-Experten jeweils die Mächtigen in ihrem Land. Manche nehmen sich die Zeit österreichweit zu bewerten.
In die Bundeslandergebnisse fließt das regionale Know-How ein. Länder mit hoher Bauleistung erhalten danach eine andere Gewichtung als die schwächeren. Dabei hilft uns die Statistik Austria, die uns mit den aktuellen Bauleistungszahlen versorgt. Erst dann werden die Einzelwertungen der neun Listen zu einer österreichweiten zusammengefasst.
SOLID wird immer wieder gefragt, warum manche aus Wiener Perspektive unwichtigere Manager plötzlich so weit oben stehen können. Die Antwort ist einfach: Weil etwa im Bundesland Tirol, der Leiter der Tiroler Firma ein mächtigerer Mann ist als der Vorstand im Wiener Vorstandsbüro. Eine Tatsache, die in der Branche, die über persönliche Kontakte funktioniert, nur akzeptiert werden kann.
Das Ergebnis ist eine Momentaufnahme der wichtigsten Persönlichkeiten aus der Branche. Es ist das aktuelle Who-is-Who dieses Wirtschaftsbereichs. Auf www.solidbau.at finden Sie die „Top 300 Manager 2011“ mit Mehrwert. Neben dem Link zur Firma, dem Alter gibt es hier die wichtigsten anderen Funktionen, die die Top-Manager in weiteren Unternehmen inne haben. Womit das Geflecht von Macht und Einfluss nochmals anders dargestellt ist. SOLID dankt an dieser Stelle besonders den Juroren für Ihre Zeit und Ihr Know-How.
Jury 2011:
Otmar Alber ASFINAG
Franz Armbrust Wohnbaugenossenschaft Fortschritt
Günther Attwenger Energie AG Oberösterreich
Mag. Sigrid Brandstätter OÖ Nachrichten Wirtschaft
Günther Buchinger Real 2000
Werner Damberger Architekten Friedreich
Mag. Elmer Landesinnung Tirol
Felix Friembichler VÖZ
Andreas Gobiet Gobiet & Partner
Ronald Gobiet Landeskonservatorat Salzburg
Susanne Grilz Landesinnung Bau STMK
Brigitte Groihofer "der plan"
Dr. Markus Hofer Landesinnung Bau OÖ
Axel Hubmann Landeskonservatorat Kärnten
Erwin Kaltenegger Architekturbüro Kaltenegger
Franz Kast WIBAG
Mag. Manfred Katzenschlager Bundesinnung Bau
Helmut Krapmeier Energieinstitut Vorarlberg
Norbert Lehner ORF Burgenland
Prof. Klaus Lugger Neue Heimat Tirol
Hermann Metzler ZM3 Feldkirch
Hermann Mörwald APA
Ing. Bernhard Paradeiser BIG Objektmanagement Team Salzburg
Thomas Peter Landesinnung Vorarlberg
Wilhelm Reismann IC Consulenten
Josef Schaffer Grüne Wirtschaft NÖ
Michaela Schuster Landesinnung Bau Wien
Mag. Harald Schweiger Landesinnung NÖ
Ing. Franz Strasser Landesinnung BGL
Frank Tschoner Tiroler Tageszeitung Wirtschaft/Bau
Much Untertrifaller Architektenbüro dietrich.untertrifaller
Alfred Willensdorfer GIWOG
Wien:
Karl-Heinz Strauss, Allgemeine Baugesellschaft Porr AGAlois Schedl, AsfinagChristian Kern, ÖBB
Kärnten:
Hans Peter Haselsteiner, Strabag SEGernot Steiner, Steinerbau GmbHJochen Ziegenfuss, Wietersdorfer GmbH
Oberösterreich:
Manfred Asamer, Asamer Holding AGPeter Halatschek, Halatschek Holding GmbHRichard Schenz, Swietelsky
Niederösterreich:
Josef Kurzmann, Doka Industrie GmbHMartin Essl, Baumax AGErich Frommwald, Kirchdorfer Industries
Steiermark:
Günther Lederhaas, Granit GmbHJosef Paul Gasser, Lieb Bau GmbHPeter Kothgasser, Mandlbauer AG
Tirol:
Hans Bodner, Bodner BauGmbHEduard Fröschl, Fröschl AG & Co KGGerhard Schirmer, Würth Hochenburger GmbH
Salzburg:
Dietmar Aluta-Oltyan, Alpine Holding GmbHGebhard Claus Hinteregger, Hinteregger & Söhne GmbHRudolf Zrost, Zementwerk Leube GmbH
Vorarlberg:
Hubert Rhomberg, Rhomberg Holding GmbHFünter Schertler, Schertler-Alge GmbHAlexander Stroppa, Hilti & Jehle GmbH
Burgenland:
Michael Leier, Leier Baustoffe-Holding GmbHJosef Unger, Unger Stahlbau GmbHFrank Pfnier, Pfnier & Co GmbH