Karriere : Der Wärmepumpentechniker kommt

„Wenn’s da drin warm wird, fress’ ich einen Besen samt der Putzfrau“ rief der Sachverständige, nachdem er vergeblich den Kamin gesucht hatte. Karin Seifried erinnert sich lebhaft an ihre erste Bauverhandlung bei einem Haus mit Wärmepumpe. Sie betreibt gemeinsam mit ihrem Mann Ernst die Seifried GesmbH als Spezialist für Wärmepumpen im Weinviertel. Damals habe auch der Gemeindesekretär nur den Kopf geschüttelt. Das war Ende der 1980er. Heute hat der Skeptiker selbst eine Wärmepumpe im Haus.

Boom statt Krise

Wenn es draußen kalt wird, kommt die heißeste Zeit für die Wärmepumpeninstallateure. Viele Kunden denken erst an die Wartung, wenn es bald warm werden soll. Doch das Geschäft läuft das ganze Jahr über, gerade in Zeiten, wo aufs Geld geschaut wird. Die Wärmepumpe kommt in der Anschaffung wohl um einiges teurer als etwa eine Gastherme. Dank der Ersparnis an Betriebskosten, hat man das Geld jedoch nach wenigen Jahren herinnen. Denn die Pumpe nutzt das Gratis-Energieangebot vor der Haustür – oder unter ihr. Sie knöpft dem Boden, der Luft oder dem Grundwasser darin gespeicherte Sonnenenergie ab. Rund 20 Prozent des Energie-Umsatzes reichen, um die Pumpe zu betreiben. Dafür gibt es 80 Prozent aufgesparte Sonnenenergie retour. Das spart Geld, Energie und CO2-Ausstoß.

Nur 2,55 Cent kostet eine Kilowattstunde Wärme aus der Pumpe, rechnet Wärmepumpen-Spezialist M-Tec aus dem Mühlviertel auf der Homepage vor. Bei Heizöl läge man fast beim Vierfachen (9,25 c), mit der Gastherme immer noch über dem Doppelten (6,86 c). „Von der Wirtschaftskrise merken wir gar nichts“ erzählt Dominik Mittermayr, der gemeinsam mit seinem Bruder Klemens das Unternehmen führt. Bereits Anfang der 80er-Jahre beschäftigte sich der Familienbetrieb mit Wärmepumpen. „Da ist man von anderen Installateuren noch belächelt worden.“ Heute sind in Österreich über 150.000 Wärmepumpen in Betrieb.

Ausbildung als Update

„Mit der Nachfrage steigt auch der Wunsch der Kunden nach Zusammenarbeit mit einem Fachmann“, sagt Christine Widmann von der Leistungsgemeinschaft Wärmepumpe Austria (LGWA). Sie organisiert die Ausbildung zum zertifizierten Wärmepumpeninstallateur – mit Überzeugung: „Ein Installateur tut gut daran, sich mit dem Thema Wärmepumpe intensiv auseinander zu setzen, will er am Markt auch künftig erfolgreich sein.“ Insgesamt 400 Installateure haben die Schulung seit 2001 absolviert. Rund 100 von ihnen dürfen sich mit einem Zertifikat schmücken. Dazu gehört mehr als ein einmaliger Kurs. Nur wer alle drei Jahre eine Fortbildung über technische Neuerungen absolviert, bekommt sein Zertifikat verlängert.

Der Kurs, der den Installateur zum Fachmann macht, dauert bloß fünf Tage. Vorwissen ist dadurch klare Voraussetzung. Für die meisten sind fundierte Grundlagen aus der Praxis keine Frage, berichtet Widmann: „Die Hälfte der Teilnehmer kommen in den Kurs, weil sie sich mit Wärmepumpen intensiv auseinandersetzen und nun auf Installationsfragen stoßen, die sie zu einer Schulung motivieren.“ Die anderen bringen zumindest gelegentliche Erfahrungen und theoretisches Wissen aus der Berufsschule mit.

Vielfältiges Know How gefragt

Über verschiedene Anlagentypen und deren Feinheiten lernt man im Kurs, aber auch über Energieeffizienz und Umweltrelevanz. Veranstalter ist das Austrian Institute of Technology (AIT). Von einzelnen Herstellern ist die anerkannte Forschungsinstitution unabhängig. M-TEC-Chef Mittermayr sieht den Nutzen der Weiterbildung in der Qualitätssicherung. Viel Neues kann man dem zertifizierten Wärmepumpen-Pionier wohl nicht mehr erzählen. Weiterempfehlen kann er den Kurs vor allem für Kollegen, die noch nicht so lange mit Wärmepumpen arbeiten wie er: „Ganz entscheidend ist die Ausbildung für einen Installateur, der die Erfahrung nicht hat. Hier bekommt er neue Kenntnisse.“ Eine neue EU-Richtlinie fordert ab dem Jahr 2010 zusätzlich noch nachweisliche Fähigkeiten auf dem Gebiet der Kältetechnik.

Tendenz weiter steigend

„Jeder weiß heute, was eine Wärmepumpe ist, und dass es damit auch wirklich warm wird“, fasst Karin Seifried den Fortschritt der letzten zwanzig Jahre zusammen. A propos Fortschritt: Wer Wärmepumpen noch als monströse Undinger vor Augen hat, sollte sich die aktuellen Produkte ansehen: 50 mal 50 cm Stellfläche genügen der schlanken Pumpe von heute. Sie findet ihren Platz in immer mehr Häusern.

„Wir suchen akut Mitarbeiter“, meint Mittermayr. In nicht einmal zehn Jahren ist der Betrieb von 15 auf knapp 50 Mitarbeiter angewachsen: „Das ist einzig auf den Erfolg mit den Wärmepumpen zurückzuführen.“

In allen Energiebranchen zeichnen sich zwei Trends ab: einer zum Investieren in Ökologie und Nachhaltigkeit, der andere zum Sparen dank der Wirtschaftskrise. Wärmepumpen liegen sowohl im ökologischen als auch im ökonomischen Trend. 25 Prozent Zuwachs im Jahr 2008 bescheinigt ihnen ein Bericht des Ministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie. Mit Karrierechancen für Wärmepumpeninstallateure sieht es nicht nur im Mühlviertel gut aus.

„Wärmepumpen sind im Vormarsch und werden von den Kunden aktiv nachgefragt“ berichtet auch Widmann – vor allem im privaten Hausbau. Auch einige kleine, öffentliche Gebäude werden mit Wärme bepumpt. Gewerbe und Industrie beschränken sich bislang meist auf Spezialanlagen, die im Betrieb entstehende Abwärme nutzen. Hier ist Marketing angesagt: „Die Wärmepumpe in der Industrie ist ein Thema, das wir sehr forcieren wollen“, meint Widmann zur Zukunft. Mit noch mehr Wachstum darf gerechnet werden. Die Chancen für Wärmepumpeninstallateure steigen weiter.

Anbieter: Das Austrian Institute of Technology (AIT, bis vor kurzem ARCS) in Zusammenarbeit mit der Leistungsgemeinschaft Wärmepumpe Austria (LGWA), dem WIFI, Energie Tirol und Tiroler Wasserkraft bietet österreichweit die einzige Hersteller-unabhängige Ausbildung zum Wärmepumpentechniker.

Zielgruppe: Gas-, Wasser-, Heizungs-Installateure; andere Berufsgruppen machen weniger als 5 % der Kursteilnehmer aus.

Kursziel: eine umfassende Wissensbasis, die Planungs- und Installationsgrundsätze in der Wärmepumpenbranche umfasst.

Inhalte: Funktionsprinzip sowie technische Details einer Wärmepumpe, Anlagendimensionierung, Wartung und Garantie, Umweltrelevanz von Wärmepumpen.

Dauer: 40 Unterrichtseinheiten/5 Kurstage (1 zusätzlicher Prüfungstag)

Kosten: € 1.450,- für 5 Kurstage; € 200,- für die Prüfung; € 260,- für die Zertifizierung.

Nächste Kurse

2009: von 16. bis 20. November in Wien

2010: fünf Kurse für Installateure in Niederösterreich, Wien, Tirol, Oberösterreich und Salzburg geplant.

Verwandte Kurse (ebenfalls vom AIT angeboten):

Zertifizierter Photovoltaiktechniker bzw. -planer

Zertifizierter Solarwärmeinstallateur bzw. -planer