Finanzen : "Das ist zu wenig" - Porr will größere Kapitalerhöhung

Österreichs drittgrößter Baukonzern Porr will eine kräftigere Kapitalaufstockung vornehmen als bereits geplant. "Das Mindestvolumen liegt bei 30 Mio. Euro", sagte Generaldirektor Karl-Heinz Strauss und ergänzte: "Wir machen eine Hauptversammlung, weil das vielleicht doch größer wird." Das derzeit genehmigte Kapital lasse nur etwa 280.000 Stück zu. "Das ist uns zu wenig", so Strauss. Die außerordentliche Hauptversammlung werde Anfang/Mitte März stattfinden, die Kapitalmaßnahme soll danach sofort anlaufen.Die Aktie soll "leichter" werden"Wir haben auch vor, die Aktie leichter zu machen - wahrscheinlich mit einem Aktiensplit", kündigte der Vorstandschef an. In welchem Verhältnis neue gegen alte Aktien getauscht werden könnten, müsse erst festgelegt werden. "Wir wollen eine größere Kapitalerhöhung und mehr Kleinanleger hereinnehmen", erklärte Strauss. Die Aufteilung von Aktien in neue Aktien mit kleinerem Nennwert wäre ein Weg.Am vergangenen Mittwochabend hatte der Konzern mitgeteilt, dass er "zeitnah" eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen werde, die über "Ausmaß und den Ausgabekurs" der Kapitalmaßnahme beschließen werde. In seiner Sitzung vom 1. Februar 2012 habe der Aufsichtsrat dieses Prozedere zustimmend zur Kenntnis genommen.Ursache: Gewinnwarnung und Altlasten in Ungarn Der Auslöser für den erhöhten Kapitalbedarf: "Wir haben eine Gewinnwarnung herausgegeben und wir haben einige Altlasten aus Ungarn wertberichtigt", sagte Strauss. Anfang Dezember hatte die Porr für das Jahr 2011 einen Verlust vor Steuern von 70 bis 80 Mio. Euro angekündigt. Als Grund dafür wurden 90 Mio. Euro schwere Abschreibungen in Osteuropa angegeben - vor allem in Ungarn und Rumänien will die öffentliche Hand nicht für erbrachte Leistungen zahlen.Eckdaten zur aktuellen GeschäftslageDas frische Kapital soll in weiteres Wachstum - beispielsweise in Katar - fließen. "Wir wollen wieder einen Kapitalpolster schaffen", erklärte der Porr-Chef. Dank der Zeichnung der Großaktionäre sieht Strauss die Porr trotz der eilends einberufenen außerordentlichen Hauptversammlung "in einer komfortablen Situation". Per Ende 2011 habe sich der Auftragsstand gegenüber dem Jahr davor um 18 Prozent verbessert. Der Ordereingang lag den Angaben zufolge im Jahresabstand um 25 Prozent über dem Vergleichswert.2010 hatte sich das Konzernergebnis der Porr-Gruppe von 31 auf 16,7 Mio. Euro fast halbiert, das operative Ergebnis (EBIT) hatte von 64 auf 49,1 Mio. Euro um fast ein Viertel nachgegeben. Das für 2010 ausgewiesene Eigenkapital belief sich auf 477,3 Mio. Euro.Das Eigentümerverhältnis: Knapp zehn Prozent in StreubesitzGrößter Anteilseigner an der Porr ist die B&C Gruppe mit einem Anteil von 37,09 Prozent an den Stammaktien, gefolgt von der Ortner-Gruppe (28,52 Prozent). Die Vienna Insurance Group hält 8,8 Prozent, die türkische Renaissance Group AG 10,07 Prozent und die Strauss-Gruppe 6,01 Prozent. Der Rest (9,51 Prozent) befindet sich im Streubesitz.Der Vorstand wurde diese Woche weiter massiv umgebaut - neu an der Unternehmensspitze sind per 1. Februar Christian Maier als Finanzvorstand (CFO). Johannes Wenkenbach wurde bereits im Dezember zum Chief Operating Officer (COO) bestellt. Die beiden bisherigen Vorstandsmitglieder Rudolf Krumpeck und Peter Weber verlassen den Konzern. Der vierte Vorstand Johannes Dotter wechselt per 30. April an die Spitze des zweitgrößten heimischen Baukonzerns Alpine. Sein Posten wird nicht nachbesetzt. (pm/apa)