Österreich : Corona - so reagiert die Baubranche
Die Situation rund um das Coronavirus und die Folgen für Leben und Arbeit ändert sich stündlich und es ist für alle schwer, viel Konkretes dazu zu sagen. Dennoch ist es uns gelungen, von einigen Playern in der Baubranche Stellungnahmen zu bekommen, wie es bei ihnen läuft und was sie bewegt.
Daraus entsteht ein Stimmungsbild, das wir für Sie kontinuierlich updaten.
Thomas BIRTEL, CEO Strabag (20.3., 13:44):
>> die Strabag hat nun auch auf das Modell Kurzarbeit statt Kündigungen eingeschwenkt
„Mit den neuen Rahmenbedingungen zur Kurzarbeit hat die Regierung – nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen Drucks – eine für alle akzeptable und vernünftige Lösung ausgearbeitet. Das ‚Gespenst der Kündigung aller Mitarbeitenden‘ ist damit vom Tisch, und darüber bin ich sehr froh. Wir haben Kurzarbeit zu tragbaren Bedingungen immer als die bevorzugte Lösung angesehen – diese Bedingungen sind jetzt geschaffen worden. Bis dahin mussten wir das Risiko für unser Unternehmen mit seinen tausenden Arbeitsplätzen verringern. Daher hatten wir die Mitarbeitenden zunächst höchst vorsorglich beim Frühwarnsystem des AMS angemeldet“
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Offizielles Statement Pressestelle Porr (19.3., 17:34):
"Die aktuelle Situation bedingt durch das Coronavirus ist für alle Branchen herausfordernd, die Baubranche trifft es jedoch besonders hart. Da es von der Regierung in Österreich bis heute keine klare, einheitliche Regelung für die Schließung von Baustellen gibt, haben die meisten Auftraggeber und insbesondere öffentliche Bauherren im Laufe dieser Woche unsere Baustellen von sich aus eingestellt.
Deshalb müssen wir den laufenden Betrieb unserer mehr als 1.000 Baustellen in Österreich zum allergrößten Teil ebenfalls einstellen. Entsprechend unserer 150-jährigen Tradition, tun wir dies in enger Abstimmung mit unseren Kunden, Lieferanten und Partnern. Der Schutz und die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Partner stehen an erster Stelle."
Das gesamte Statement der Porr finden Sie HIER
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Juliane PAMME, Pressesprecherin ÖBB (19.3., 15:54):
"Die ÖBB-Infrastruktur AG unternimmt gemeinsam mit den Vertragspartnern alle Anstrengungen, um die Gesundheit der auf der Baustelle tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Erfüllung ihrer Aufgaben bestmöglich zu schützen und im öffentlichen Interesse liegende Bauprojekte weiterzuführen.
Die derzeitige Situation erfordert es, im Sinne einer partnerschaftlichen Bauabwicklung jedes Bauprojekt gesondert zu betrachten. Sofern Baustellen eingestellt werden, müssen Sie ordnungsgemäß heruntergefahren und wichtige Sicherungsmaßnahmen getroffen werden. Wir sind daher mit allen Auftragnehmern, die für uns tätig sind, in Kontakt, um die spezifische Situation in jedem Bauprojekt zu erörtern. Wir berücksichtigen dabei die jeweiligen Rahmenbedingungen unserer Vertragspartner, welche sowohl aus den Gewerben, den KMUs und auch aus der Bauindustrie kommen. Dabei geht es auch darum, die jeweilige vertragliche Situation, wie Fristverlängerungen von laufenden Projekten oder die Aussetzung von Pönalen im Zusammenhang mit Corona zu erörtern und erforderlichenfalls Maßnahmen festzulegen und diese zeitnah umzusetzen."
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Forderung von Josef MUCHITSCH, Vorsitzender Gewerkschaft GBH (19.3., 11:44):
"Herr Bundeskanzler, bitte handeln Sie jetzt. (...) Wie soll ein Arbeiter aus einem anderen Bundesland auf seine Baustelle nach Tirol fahren? Oder wie gar nach Vorarlberg? Wie sollen die Firmen in diese Bundesländer Materialien anliefern? Über Deutschland oder Italien? Wie soll eine Mischanlage wirtschaftlich überleben, wenn nur mehr zehn Prozent Auslastung da ist?Fahren wir jetzt auf den Baustellen runter, damit wir dann wieder Österreich gemeinsam aufbauen können."
Mehr zum aktuellen Stand beim Thema Baustellenschließungen finden Sie HIER
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Stellungnahme Clemens KUKACKA, Pressesprecher SWIETELSKY (18.3., 13:22):
"Das Vorgehen hinsichtlich Baustellenschließungen und die Gründe dafür sind bei SWIETELSKY gleich wie bei der STRABAG.
Das Frühwarnsystem nach § 45a AFMG wird in Gang gesetzt. Kurzfristig, d. h. im Verlauf dieser Woche, möchten wir keine Mitarbeiter freistellen. Wir wollen die Zeit nützen und bemühen uns angesichts eines beispiellos massiven Leistungsausfalls um angemessene Kurzarbeitsregelungen. Natürlich denken wir dabei an die Interessen der Mitarbeiter/-innen und die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens, die wir nicht aufs Spiel setzen können. Die Entwicklungen der nächsten Tage werden über das endgültige Vorgehen entscheiden."
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Die STRABAG hat alle nicht öffentlichkeitsrelevanten Baustellen in Österreich eingestellt (18.3., 11:45)
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HIER DIE STATEMENTS BIS INKLUSIVE 17.3. IN GESTÜRZTER REIHENFOLGE:
Stefan GRAF, CEO Leyrer + Graf (17.3., 15:03):
„Besondere Zeiten bedingen besondere Maßnahmen, doch wir gehen davon aus, dass wir diese Krise gemeinsam gut meistern werden. Allen voran steht natürlich das Wohl unserer Mitarbeiter diese gilt es bestmöglich zu schützen. Mit unseren Auftraggebern sind wir in Kontakt und werden die herausfordernde Situation partnerschaftlich lösen. Wir sind der Überzeugung, dass der Arbeitsplatz eines jeden einzelnen Mitarbeiters aufrechterhalten werden kann und sind hier in enger Abstimmung mit den Behörden. Natürlich wird es zu einer Reduktion der Aufgaben und Arbeitsleistung kommen und deshalb haben wir in der Unternehmensgruppe auf Basis der gesetzlichen Bestimmungen einen Stufenplan entwickelt, um das betriebliche Gleichgewicht aufrecht zu erhalten und die Arbeitsplätze bestmöglich sichern zu können. Ich möchte mich auch bei allen Mitarbeitern bedanken, die derzeit massiv gefordert sind und besonders bei unserem Personal auf den Baustellen.“
Mehr dazu und über die konkreten Maßnahmen von Leyrer + Graf HIER
Robert SCHMID, CEO SCHMID INDUSTRIE HOLDING (Baumit, Wopfinger, Austrotherm) (16.3., 12:35):
"Einschätzungen der Situation sind auf Grund täglich ändernder Rahmenbedingungen schwer (bis unmöglich).
Mitarbeiter, das Unternehmen und unsere Kunden und Lieferanten sind jedenfalls derzeit gemeinsam unglaublich bemüht, dass die Lage unter Kontrolle bleibt. Ich persönlich glaube, dass wir das bei diesem - bestmöglichen - Krisenmanagement unserer Regierung auch schaffen werden!"
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Elmar Hagmann, Geschäftsführer SEDLAK (14.3., 0:06):
"Nach meinen Einschätzungen werden alle, so auch wir – sofern die Behörden keine weiteren Maßnahmen anordnen – so gut wie möglich weiterarbeiten. Dies wird davon abhängen ob
Das entsprechende Baumaterial verfügbar ist,
Unser Personal (im Sanierungs- und Wartungsbereich) zutritt zu den Gebäuden erhält
Ob die ausländischen Mitarbeiter einreisen werden können
Grundsätzlich sehe ich auch im Baubereich eine „Verlangsamung“ der Aktivitäten.
Vertragsrechtlich sehe ich nur geringe Probleme, zumal der ÖNorm basierte Vertrag (B2210) ein „außergewöhnliches Ereignis“ der Sphäre des Auftraggebers zuschlägt.
Ich hoffe, dass sich alle korrekt verhalten und nicht versuchen, sich an der Situation zu bereichern.
Ein genauere Einschätzung erwarte ich für Montagmittag."
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Christoph Pollinger, Pressesprecher ASFINAG (13.3., 14:50):
"Wir nehmen die Situation auch im Hinblick auf laufende und geplante Bauprojekte natürlich sehr ernst. Es ist aktuell aber noch zu früh, konkrete Auswirkungen zu benennen. Weitere ankündigte Maßnahmen zur Eindämmung der Krise bleiben abzuwarten. Jedenfalls ist es derzeit so, dass in der kommenden Woche eine Abschätzung getroffen werden soll, welche Baustellen weitergeführt werden und bei welchen gegebenenfalls Anpassungen getroffen werden (etwa für allfällige unzureichende Personalressourcen oder Lieferengpässe)."
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AB HIER BEFINDEN SICH DIE STATEMENTS IN ZEITLICHER ABFOLGE, GEREIHT NACH ABGABE.
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Karl-Heinz Strauss, CEO PORR (13.3., 10:00):
„Bei der PORR gibt es aktuell keine bestätigte Coronavirus-Infektion. Die Situation hat zum aktuellen Zeitpunkt keine Auswirkungen auf unsere Projekte. Die PORR reagiert auf das Thema angemessen, mit Vernunft sowie mit gezielten Maßnahmen. Wir beobachten die Lage fortlaufend und informieren unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter proaktiv, wie diese sich am besten vor Ansteckungen schützen können.“
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Clemens Kukacka, Pressesprecher SWIETELSKY (13.3., 10:21):
„Die Lage verändert sich dynamisch von Stunde zu Stunde. Wir tun aktuell alles um die Lage kontinuierlich richtig einzuschätzen. Dabei ergreifen wir ständig neue Maßnahmen, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten und den Baubetrieb aufrecht zu erhalten. Bitte um Verständnis, dass wir uns aktuell nicht detaillierter dazu äußern können.“
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Dominik Müller, Geschäftsführer ZEPPELIN RENTAL (13.3., 11:17)
"Diese Situation führt bei unseren Kunden, Lieferanten und vor allem Mitarbeitern zu starker Verunsicherung. Wie Sie sich sicher vorstellen können, ist der oder die Eine empfänglicher für Falschmeldungen und der oder die Andere entspannter im Umgang mit den Infos durch Dritte.
Nichts desto trotz nehmen wir als Firma aber vor allem als Arbeitgeber die Situation ernst und haben bereits einen Notfallplan entwickelt, der im Falle eines Notstandes eintreten kann. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zentralen Funktionen haben bereits die Homeofficemöglichkeit über einen VPN Zugang eingerichtet bekommen. Scanner rund Drucker wurden angefordert, um auch im Homeoffice Rechnungen u.ä. bearbeiten zu können.
Vor dem Hintergrund der Schulschließungen haben wir versucht, organisatorische Maßnahmen zu treffen, um den Kolleginnen und Kollegen, die von dieser Maßnahmen betroffen sind, eine Möglichkeit zur Betreuung ihrer Kinder zu geben, aber auch uns als Gesellschaft eine Möglichkeit bietet, weiter am DailyBusiness teilzunehmen - sofern es dieses noch gibt.
Für unsere Mietstationen wurden übers Marketing Infofolder und Steher organisiert, welche unsere Kunden freundlich darauf hinweisen, dass keine Hände geschüttelt werden. Zudem wurden zentral Desinfektionsmittel organisiert, welches in den Stationen aufliegen.
In der Baulogistik reagieren die ersten Bauherren und AG´s auf die zunehmende Krise und veranlassen Temperaturmessungen am Baustellenzugang. Und auch in den Baubesprechungen wird schon über mögliche Verschiebung von Arbeiten bestimmter Gewerkegruppen diskutiert und auch die Krise offen angesprochen.
Wir wurden schon darüber informiert, dass vereinzelt ggf. eine Stilllegezeit der Baumaßnahme in Kraft treten könnte und aufgefordert, die entsprechenden Maßnahmen zu treffen.
Sämtliche diese und nächste Woche stattfindenden Besprechungen mit größerer Teilnehmerzahl wurden abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben.
Wir haben unser eigenes Vertriebspersonal angehalten, die Kunden telefonisch zu kontaktieren und auch auf den Logistikbaustellen ist das Personal im Telefondauereinsatz.
Es wird starke Einschnitte in der Branche geben, es wird zu Bauverzögerungen kommen und das Ausmaß ist heute noch nicht abschätzbar.
Bauherren, AG´s und Arbeitgeber haben Angst davor, dass bei einem Ihrer Baufirmen, Auftragnehmern oder Arbeitnehmern das Virus identifiziert wird und dadurch weitere Maßnahmen wie Stilllegungen, Quarantänen o.ä. umgesetzt werden müssen.
Das ist eine Situation, die wir alle so noch nicht erlebt haben und uns alle noch länger beschäftigen wird."
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Andreas Weikhart, Vorstandsmitglied WOHNBAUGENOSSENSCHAFT WIEN-SÜD (13.3., 10:45):
"Wie viele andere auch können wir nur jeweils ad hoc auf neue Erkenntnisse/Informationen/Vorgaben reagieren, man kommt nicht umhin, sich als Passagier zu fühlen.
Hinsichtlich der Schul(KIGA usw)- Schließungen haben wir die betroffenen Dienstnehmer*innen zur Betreuung freigestellt und dabei gebeten, soweit mit Betreuung und Arbeitsinhalt vereinbar, Homeoffice zu betreiben. Generell lässt sich erkennen, dass die Kommunikation insbesondere extern abflaut, die Terminkalender leeren sich rapide – zynisch könnte man meinen, jetzt sieht man, was alles offenbar nicht unbedingt erforderlich ist. Stand „jetzt“ läuft ansonsten der Betrieb „normal“ weiter, außer eben dass auch hier persönliche Kontakte, vor allem mit Externen, heruntergefahren wird – wobei dies meistens auf Gegenseitigkeit beruht (zB Wohnungsbesichtigungen).
Nachdem sich aber die Sachlage stündlich ändern kann, kann man auch als Geschäftsleitung keine belastbare Aussage treffen, als „Wien-Süd“ wollen wir zwar den größtmöglichen Schutz unserer Dienstnehmer*innen und deren Familien, aber auch Hysterie und Schnellschussaktionen vermeiden. Weiters trifft uns auch eine Verantwortung gegenüber unseren Mieter*innen, die sich im (Technik-)Notfall auch irgendwo hin wenden wollen. Letztlich haben wir aber auch ein Unternehmen nach wie vor wirtschaftlich zu führen. Dies war schon immer ein Balanceakt, der zur Zeit sicher nicht einfacher wird."
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Harald Kopececk, Geschäftsführer BAUAKADEMIE OBERÖSTERREICH (13.3., 10:47):
"Die BAUAkademie OÖ stoppt ab Mo 16.3. alle Präsenzveranstaltungen, voraussichtlich einmal bis 4.4.20. Wir werden aktuell noch mit einem blauen Auge davon kommen, weil unsere Bildungshochsaison schon vorbei ist.
Damit wollen wir die umfassenden Maßnahmen der Bunderegierung zur Eindämmung der Corona Pandemie unterstützen.
Mit dem Ausbildungsstopp ist auch die bewährte zwischenbetriebliche Ausbildung gestoppt. Hier sind wir aber bereits mit unserem erfolgreichen Onlinetrainingstool www.e-baulehre.at top gerüstet. Dieses Plattform kommt jetzt im Zuge der Schließungen aller Berufsschulen auch verstärkt zum Einsatz. Es zeigt sich wieder, dass die Bauwirtschaft in der Aus- und Weiterbildung eine führende Rolle einnimmt.
In der Bauwirtschaft wird die Situation natürlich spannend, so wie in allen anderen Betrieben auch spannend. Im schlimmsten Fall können ganze Baustellenteams in Quarantäne geschickt werden. Die Auswirkungen für die Betriebe, die jeweiligen Bauprojekte wären katastrophal. Umso wichtiger ist es, dass auch die Bauwirtschaft hier soweit als möglich alle Maßnahmen zur Eindämmung des Virus unterstützt."
STRABAG (13.3., 11:47)
"Gemeinsam mit dem regionalen Management und unserem Netzwerk an Arbeitssicherheitsfachkräften beobachten wir die Situation sehr genau. Grundsätzlich kommt uns in dieser Zeit die für ein Bauunternehmen typische dezentrale Struktur zugute. Wir haben wenige große Standorte, sodass das Risiko einer gleichzeitigen Ansteckung einer größeren Gruppe vergleichsweise gering ist. Natürlich treffen wir auch Maßnahmen, um dieses Risiko weiter zu vermindern, so wurden etwa unternehmensinterne Veranstaltungen abgesagt bzw. auf Online-Kanäle verlegt. Voraussetzungen für das Arbeiten von Zuhause werden gerade geprüft.
Wie sich die aktuellen Maßnahmen der Regierungen auf unsere Subunternehmen auswirken, ist derzeit noch schwierig abzuschätzen. Mit heutigem Stand haben wir noch keine großflächigen Störungen unserer Baustellen festgestellt. In den kommenden Wochen werden wir ggf. Engpässe bei Subunternehmen mit Eigenpersonal abdecken, um so die Baustellenaktivität fortführen zu können. Im Bereich der Rohstoffe profitieren wir von unserem hohen Eigendeckungsgrad, so beziehen wir z. B. Asphalt zu über 80 % von unseren eigenen Produktionsbetrieben."