Wohnbau : Burgenland - Stadtplanung gegen Abwanderung gesucht

Das Burgenland prägt eine Abwanderungsbewegung, die seit Jahren und teilweise seit Jahrzehnten anhält. Sie trifft vor allem Bezirke des Mittleren und des Südburgenlandes, dort gehen die Einwohnerzahlen zurück.

Projekt zur Belebung von Ortskernen

Ein 2013 gestartetes Projekt hat sich mit der Belebung von Ortskernen im Burgenland befasst. Experten gaben im Zuge zweier Konferenzen Empfehlungen. Dazu gehört etwa eine Anpassung der Fördersysteme. Ein Vorschlag wäre, die Wohnbauförderung für Bauten in Abwanderungsgemeinden zu erhöhen, so Landeshauptmannstellvertreter Franz Steindl (ÖVP) in Eisenstadt.

Ein weiterer Vorschlag sei auch, das zum Teil bereits bestehende Förderbonussystem für Firmen, die sich ansiedeln wollen, auszubauen. Der Gemeindereferent erläuterte dazu weiter, er versuche, kommunale Initiativen über Bedarfszuweisungen in Gemeinden zu unterstützen. Und schließlich bedürfe es einer Veränderung des abgestuften Bevölkerungsschlüssels beim Finanzausgleich.

Zu den Erkenntnissen der Experten gehöre weiters, dass man noch mehr in Richtung leistbares Wohnen gehen und die Mobilität umweltfreundlicher ausbauen müsse, so Steindl. Empfohlen werde auch eine Mobilisierung bestehender Bauplätze. Viele würden "als Aufschließungsgebiet gehortet".

Jeden Tag wird eine Fläche von drei Sportplätzen verbaut

Dagegen erklärte Agrarlandesrat Andreas Liegenfeld (ÖVP), er sei besorgt, wenn im Burgenland an jedem einzelnen Tag 2,2 Hektar an fruchtbarem Ackerboden verbaut würden - das entspricht der Fläche von drei Sportplätzen. Auch in der Raumplanung lägen Herausforderungen. "Wir wollen wieder Gebäude in Wert setzen und nicht viele, viele neue Gebäude schaffen", sagte Liegenfeld.

Begleitend zum Projekt wurde vom Architekten Klaus-Jürgen Bauer ein Buch herausgegeben, das am 20. April in der Cselley Mühle in Oslip präsentiert wird. Unter dem Titel "Zurück zur Mitte! Strategien zur Belebung burgenländischer Ortskerne" kommen Experten aus unter anderem aus Politik, Bauwirtschaft, Kunst und Denkmalpflege zu Wort.

Der "Donut-Effekt" in der Städteplanung

In der Städteplanung gebe es den Begriff "Donut-Effekt", der sich am gleichnamigen Süßgebäck veranschaulichen lasse: "Es ist außen dick und fett und köstlich. Und in der Mitte ist ein Loch. So ähnlich geht es unseren Dörfern und Ortskernen auch", schilderte Bauer.

Es sei ein europa- und weltweites Phänomen, dass an den Rändern von Siedlungsgebieten Flächen für wirtschaftliche Nutzung, neue Siedlungen oder für kulturelle und sportliche Betätigungen entstünden. Gleichzeitig bleibe in der Mitte wenig zurück.

Das Buch solle - manchmal auch überraschende - Ideen zur Wiederbelebung burgenländischer Ortskerne aufzeigen. (apa/pm)