SOLID-Reihe Bauschäden : Bauschäden: Vermurkste Schiene

Das ist unglaublich: Fünf schadhafte Führungsschienen in acht Wochen. Das ist für einen Bausachverständigen viel. Die Schienen für den Sonnenschutz an den Fenstern sind undicht. Sie sind nicht korrekt auf dem Wärmedämmverbundsystem montiert. Statt kühlende Freude zu bringen strömt kalte Luft in die Wand. Es bildet sich ein Kondensat. Es folgt Schimmel.

Dabei ist eine Sache am Fenster zum Glück erledigt. Der korrekte Einbau von Fenstern nach Önorm B 5320. Die Zahl der Firmen, die einen „Normeinbau“ als Eventualposition auspreisen, geht stark zurück. Aber jetzt krankt es noch an anderer Stelle. Die Verantwortlichkeiten zur Wind- und Schlagregendichtheit der Fenster. Immer mit dabei ist die Führungsschiene zum außenliegenden Sonnenschutz.

Zuständigkeitsstreit

Um die Verantwortung für die dichte Führungsschine drücken sich die Fenster- und Fassa

denfirmen. In einem Fall wurde das Fenster selbst außen nicht wind- und schlagregendicht ausgeführt, mit der Begründung „Brauch ma nicht, dafür ist ja die Fassadenfirma zuständig“. Die wiederum hat das Wärmedämmverbundsystem mit schlagregendichten Anputz-Profile an die Führungsschienen verlegt. Aber zwischen Schiene und Fenster fehlt eine Abdichtung. Die Schienen wurden werksseitig vormontiert, wer ist nun verantwortlich?

Unbekannte Richtlinie

Eine kurze Umfrage bei acht Fensterherstellern hat ergeben: Bei den Befragten stehen große Fragezeichen. Die oft gehörte Standardantwort ist: „Probleme zur Dichtheit von Führungsschienen kennen wir nicht“. Sie kennen aber auch nicht die „Qualitätsrichtlinien Fenster, Außentüren und Fensterfassaden“ der „Plattform Fenster und Fensterfassaden“. In ihr steht unter Punkt 3.2 „Schlagregendichtheit“ sinngemäß Folgendes: Die Dämmfassade kann auf die Führungsschiene geführt werden. Es ist jedoch darauf zu achtn, dass die Schiene schlagregendicht zum Fenster montiert wird. Also drei Ebenen Schlagregendichtheit sind gefragt.

Leider wird angegeben dass eine Schlagregendichtheit durch Ausführung mit Kammern möglich ist. Ein Schadensfall hat jedoch gezeigt, dass das nicht immer gut geht. Die Frage ist: Warum nicht einfach ein Dichtband zwischen Schiene und Fenster geben? Ein Hersteller hat sich sogar noch tiefer mit der „Schienenproblematik“ auseinandergesetzt und die Schiene mit Thermoprofil verlängert. Womit auch die Wärmebrückenproblematik von in die Dämmfassade eingeputzten Schienen gelöst wäre.

Ein grober Irrtum

Zurück zu den konkreten Schadensfällen. Zwei der fünf Schadensfälle sind entstanden weil keine Wind- und Schlagregendichtheit am Fenster hergestellt wurde. Die Anputz-Profile der Fassadenfirma sollten es dann richten, nur waren diese nicht „winddicht“. In einem Fall waren die Anputz-Profile winddicht, nur bläst der Wind über die Sohlbank hinter die Alu-Blende des Holzfensters. So strömt die kalte Luft zur geschäumten Bauanschlussfuge und kühlt diese ab. Bauschädliches Kondensat und Schimmel die Folge.

Bei drei anderen Schadensfällen war die Bauanschlussfuge zwar dicht, dafür die Schiene zum Fenster nicht schlagregendicht. Ein befragter Hersteller begründete sogar, dass die Schiene nicht dicht sein muss, „denn es gäbe ja die dichte Bauanschlussfuge“. Doch das ist ein Irrtum. In der Önorm B5320 geht es nur um die Fuge zwischen Einbauelement und dem Baukörper, völlig unabhängig vom Fassadensystem.

Werden nun die Führungsschienen ohne Abdichtung montiert, ist das so zu bewerten als wäre das Fenstersystem selbst nicht schlagregendicht. Da nutzt die dichte Fuge und der Anschluss zum Wärmedämmverbundsystem nichts. Denn unweigerlich läuft Wasser in die Wand.

Die Folge liegt vor dem Auge des Sachverständigen: Einmal Schimmel an einer Holzwand, zweimal Wasserschäden zur Ziegelwand. Die Lösung ist einfach: Die Führungsschienen müssen immer mit Dichtung an das Fenster montiert werden. Im optimalen Fall die Schienen einfach nicht in das Wärmedämmverbundsystem einarbeiten. Denn zu braucht es meistens Stockverbreitungen und Mehrkosten für Bauschadensfreiheit.

Autor Günther Nussbaum-Sekora ist EU-zertifizierter Bau-Sachverständiger, Spengler und Dachdeckermeister, Gebäudethermograf und Luftdichtheitsprüfer. www.Bauherrenhilfe.org