Die Aufgabe war nicht ungewöhnlich, aber zeitraubend. Der Sportstättenbaubetrieb Weitzel musste für ein Fußballfeld 30.000 Kubikmeter Bodenmaterial abtragen und für eine spätere Wiedereinbringung zwischenlagern.
Dabei galt es, Humus und Flins 250 Meter quer über ein Feld zu einem Depotplatz zu transportieren. Für Betriebsleiter Frank Nölting galt es, „die effizienteste Lösung zu finden“. Die bestand in einem 21-Tonnen-Raupenbagger in Kombination mit einem wendigen Traktor und Anhängermulde.
Der Haken an der Einschätzung: Sein Unternehmen verfügt über keine derartige Gerätschaft. Die Lösung lag im Weg zum Mietservice. Dies bringe „die nötige Flexibilität bei der Auftragsabwicklung“, versicherte der Leiter des Erdbauunternehmens.
Die Anschaffung einer derartigen Baumaschine mache wenig Sinn. Dazu fehle es an der nötigen Auslastung. „Unternehmen riskieren bei der Miete keine Stehzeiten und keine Wartungskosten. Outsourcing ist auch hier die gängige Unternehmensstrategie“, so Burkhard Winterfeld, Geschäftsführer der HKL Baumaschinen GmbH.
Der Zeitfaktor
Für Siegfried Sedlacek, Generalsekretär des Verbands der Baumaschinenhändler und -vermieter MAWEV, sind die Grenzen zwischen Miete und Kauf eine Hausverstandsfrage: „Ein Tunnelbohrgerät für kurze Zeiträume anzuschaffen lohnt sich nicht.“ Ein Kurzzeitbedarf sowie spezielle Sondereinsätze ergeben den klassischen Mietfall. Dauerauslastung und Vollzeitbedarf lassen eher den Kauf oder kaufähnliche Konstruktionen sinnvoll erscheinen.
Und dieser Leitlinie folgen Große wie Kleine. Die Porr AG greift auf Anmietung zurück, wenn Spitzenlasten abgedeckt werden müssen. Mitunter wird auch gleich das Bedienpersonal miteingekauft. Bei der Baufirma Anton Traunfellner GmbH, einem familiengeführten Unternehmen mit Stammsitz im Erlauftal, kauft man Stundenleistungen von Frächtern ein, wenn es gilt, Tiefbaugroßaufträge mit weiten Wegen umzusetzen. Bei wiederholtem Bedarf wird dann bei der eigenen LKW-Flotte nachgerüstet.
Die Grenze zwischen Miete oder Kauf mäandert zwischen Anlassfall und Auftragshäufigkeit. Versicherungen gegen bestimmte Risikoszenarien sind dabei ein Thema: Viele Vermieter bieten gegen fünf bis zehn Prozent Aufschlag zum Mietpreis Polizzen gegen Diebstahl und auch Fehlbedienung an. Wobei versichert wird, dass der Umgang mit den Geräten unproblematisch sei: „Wir achten grundsätzlich auf eine gute Bedienbarkeit bei den Geräten und helfen auch mit Unterweisungen weiter“, versichert Winterfeld.
Zudem sei der Großteil der professionellen Klientel mit den Maschinen gut vertraut. Zu mieten gibt es so gut wie alles. Der HKL-Produktkatalog umfasst 30.000 Mietmaschinen, Konkurrent Zeppelin bietet 42.000 Geräte verschiedenster Provenienz, „vom Bagger bis zum Bohrhammer“, wie die dortige Auskunft im Vertrieb stolz kundtat.
Stabiler Verkaufsmarkt
Was das Sortiment angeht, will man sich bei den Verkäufern in der Baugerätebranche aber nicht in Verlegenheit bringen lassen. „Bei uns im Haus wird das volle Angebot der Baumaschinenbranche geliefert“, hält Stefan Kuhn, Geschäftsführer der KUHN Baumaschinen GmbH, dagegen. Er ist Generalimporteur für sämtliche Komatsu-Produkte in Österreich und den Nachbarländern inklusive Kroatien. In der Palette des zweitgrößten Baumaschinenherstellers der Welt findet sich so ziemlich jedes Gerät, das auf Baustellen rollt, gräbt, hebt und bohrt.
Die Nachfrage der Branche sei stabil, beruhigt Stefan Kuhn: „Die letzten drei bis vier Jahre haben wir eine gleichbleibende Nachfrage zu verzeichnen.“ Dass es davor zu Rückgängen gekommen war, verhehlt der Baumaschinenhändler nicht.
Marktaufteilung
Während der Handel stagniert, legt das Verleihgeschäft zu. „Nach einem für uns erfolgreichen letzten Geschäftsjahr gehen wir auch heuer von Zuwächsen im Mietmarkt aus“, ist Herbert Vatschger, Geschäftsführer der Zeppelin Rental Österreich GmbH, optimistisch. Das Unternehmen eröffnet im April mit Wels seine neunte Mietstation. Weitere Standorte werden gesucht, um das Vertriebsnetz enger zu knüpfen.
Bei HKL kommt man auf fünf Standorte in Ost- und Südostösterreich. Die Theisen Baumaschinen AG, ein weiterer Großverleiher mit finnischen Eigentümern, verfügt außer in Kärnten in jedem Bundesland über eine Niederlassung. Vertriebsdichte ist im Verleihgeschäft ein Muss. „Das Niederlassungsnetz ist wichtig, weil ich das Gerät so schnell wie möglich auf der Baustelle haben möchte“, meint Sportstättenbauer Nölting. Die Geräte werden von den Vermietern zwar auf die Baustelle geliefert, die Wartezeiten sind dabei aber deutlich länger.
Frage des Preis- und Leistungsmodells Die Zahl der hauptgewerblichen Vermietungsbetriebe in Österreich wird von Branchenkennern auf rund hundert größere und kleinere Unternehmen geschätzt. Der Baumaschinenhandel kontert das wachsende Leihgeschäft mit einem wachsenden Gebrauchtmaschinenmarkt.
„Zum Verkauf gehört auch die Life-Time- Betrachtung eines Gerätes“, meint Stefan Kuhn. Das bedeutet nichts anders, als dass ein Gerät mehrmals den Besitzer wechselt. Für den Handel ist dies ein wachsender Markt, den er sich aber wieder mit den Vermietern teilen muss.
Auch bei den Vermietern wandern Gerätschaften ab einer gewissen Anzahl an Betriebsstunden in den Zweitmarkt. Gefragt nach Leasingmodellen ordnet man diese beim Verband der Baumaschinenhändler in die Kaufkategorie ein: „Leasing ist vom Prinzip her nur eine Finanzierungsform und ist daher nicht mit den Mietmodellen vergleichbar.“
Bei Boels Rental Österreich verweist man aber sehr wohl auf das Leasingmodell und bietet entsprechende Verträge für eine Überlassung ab einem Jahr an. Die Verbuchung erfolgt in dem Fall direkt als Betriebsaufwand. Das kann von Vorteil sein, da nicht umständlich mit langjährigen Abschreibungen operiert werden muss.
Beim Mieten verhält es sich damit ähnlich und darum verweist Verleiher Winterfeld auch auf betriebswirtschaftliche Vorteile: „Der Maschineneinsatz ist beim Mieten für den Anwender besser kalkulierbar.“ Dazu würde auch der All-inclusive-Charakter beitragen, also dass Service und Reparaturen in der Mietpauschale inkludiert sind. Damit sich demgegenüber eine eigene Anschaffung lohnt, braucht es die entsprechende Auslastung. Eine durchaus verbreitete Möglichkeit für Bauunternehmer, das bei den Eigengeräten zu erreichen, ist übrigens das Weitervermieten an andere Unternehmen aus der Branche.
Lieber Mieten
Kurzfristbedarf
Spitzenauslastung
Einmaliger Spezialauftrag
Servicesicherheit unter Zeitdruck
Bedarf an Kompaktmaschinen bis 21 Tonnen
Leistungsgewährung bei Großaufträgen
Projektbezogene Effizienzsteigerung
Nähe zur Verleihstation
Lieber Kaufen
Attraktive Finanzierungs-/Kaufmöglichkeit
Langfristiger Baustelleneinsatz
Mehrfachauslastung gegeben
Servicebetrieb im Unternehmen
Bedarf an schweren Gerätschaften ab 21 Tonnen
Eigenständiges oder expansives Unternehmen
Aktives innerbetriebliches Baugerätemanagement
Regionale Weitervermietungsmöglichkeiten
(SOLID 03 / 2014)