Österreich : Baulehre neu: Tablets und keine Maurer mehr
Die Digitalisierung auf Österreichs Baustellen schreitet voran. Mit Building Information Modeling sollen künftig alle relevanten Bauwerksdaten digital erfasst, kombiniert und bearbeitet werden. Bei Vermessungsarbeiten ist digital unterstütztes Equipment schon heute fixer Bestandteil auf der Baustelle. Der Einsatz von zahlreichen weiteren digitalen Tools ist Beleg dafür, dass die Digitalisierung bei der Aus- und Weiterbildung von Bau-Fachkräften eine wichtige Rolle spielen wird.
Was auf der Baustelle zum Teil bereits „state of the art“ ist, spiegelt sich jetzt auch im Projekt „Baulehre 2020“ wieder. Die Lehrlings-Ausbildung wurde neu ausgerichtet, um diese der modernen Berufswelt anzupassen. Nicht nur inhaltlich, sondern auch bei der Wissensvermittlung setzt die Ausbildung auf Digitalisierung. Sowohl im Software- als auch im Hardware-Bereich werden neue Wege beschritten.
Mahrer: „Bau-Initiative als ‚best practice‘-Beispiel“
„Der Bau ist eines der Zugpferde in der heimischen Lehrlingsausbildung mit einem sehr deutlichen Plus der Lehrlinge im ersten Lehrjahr. Dass nun Baugewerbe und Bauindustrie mit der ‚Baulehre 2020‘ ein vollkommen neues, an den Erfordernissen der künftigen Berufswelt ausgerichtetes Konzept zur Ausbildung präsentieren, ist umso erfreulicher, als der Bau damit eine Signalwirkung für viele anderen Branchen in der dualen Ausbildung hat, die Bildungsinhalte systematisch zu modernisieren. Diese Initiative verstehe ich vor diesem Hintergrund als ‚best practice‘-Beispiel, denn die Skills aus der Lehre sind am heimischen Arbeitsmarkt hoch gefragt. Gleichzeitig wird damit ein weiterer Baustein im Rahmen des Bildungsschwerpunkts der WKÖ gesetzt: Wir wollen die Basis der Lehrausbildung erweitern, neue Bildungswege ermöglichen und damit Imageanreize für die Zukunft setzen", betonte heute, Dienstag, WKÖ-Präsident Harald Mahrer.
Maurer wird zum Hochbauer
Eine Expertengruppe aus Baugewerbe und Bauindustrie hat seit Anfang des Jahres am Konzept „Baulehre 2020“ gearbeitet. Die Ergebnisse dieser strategischen Neuausrichtung der Baulehre wurden bei einer Pressekonferenz präsentiert.
So werden u.a. neue Arbeitstechniken (z.B. digitale Vermessung, elektronisches Daten-Management etc.) in die Lehre einfließen. Um diese neuen Berufsbilder mit einem angemessenen Erscheinungsbild zu versehen, sind Umbenennungen geplant: der Maurer soll künftig Hochbauer heißen und bildet damit das begriffliche Pendant zum Tiefbauer. Der bisherige Schalungsbauer wird in Hinkunft – der internationalen Nomenklatur entsprechend - zum Betonbauer.
Weiters ist die Einführung einer „Kaderlehre“ mit einer vertieften baubetriebswirtschaftlichen Ausbildung sowie einem zusätzlich wählbaren technischen Schwerpunkt vorgesehen.
Die 4-jährige „Kaderlehre“ hat die zukünftige Führungsriege auf der Baustelle im Fokus.
„Der Beruf hat sich in den letzten Jahren stark verändert: die Digitalisierung, moderne Technologien und die dynamische Marktentwicklung stellen neue Anforderungen an unsere Fachkräfte. Es gilt, den Lehrberuf an die moderne Arbeitswelt anzupassen und die Lehrinhalte umfassend zu adaptieren. Das ist uns mit dem Konzept ‚Baulehre 2020‘ gelungen“, so Karl Weidlinger, Obmann-Stv. des Fachverbandes der Bauindustrie.
Digitale Lernmethoden und gratis Tablets für Baulehrlinge
Neben der strategischen Neuausrichtung der Baulehre werden in Zukunft Akzente im Bereich e-learning gesetzt. Hier werden beginnend ab 2019 Lern-Videos, Online-Trainings und Wissens-Checks auf einer Internet-Plattform angeboten. Damit werden Baulehrlinge optimal auf die Lehrabschlussprüfung vorbereitet und die Lehrinhalte aus BAUAkademie, Lehrbetrieb und Berufsschule vertieft.
Auch im Hardware-Bereich wird aufgerüstet: ab 2019 erhalten alle Baulehrlinge im 2. Lehrjahr kostenlos ein Tablet mit Internet-Zugang und vorinstallierten e-learning-Programmen sowie weiteren Applikationen zu den Themen Arbeitssicherheit, Normen, Baustellendokumentation, umweltgerechte Entsorgung etc. Das Gerät kann nicht nur in der Schule, sondern auch in der Praxis, konkret auf der Baustelle, eingesetzt werden und in die EDV-Struktur des Lehrbetriebs eingebunden werden.
„Das Konzept ‚Baulehre 2020‘ kann durchaus als Impuls in Richtung Digitalisierung der gesamten Branche verstanden werden. Mit dem Maßnahmenpaket geht der Bau in der Ausbildung neue Wege und leistet Pionierarbeit“, so Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel.