Österreich : Baukongress 2020 - vieles ist neu!
SOLID: Was kann man denn noch bei einer Traditionsveranstaltung, wie es der Baukongress ist, noch erneuern?
Michael Pauser: Ich habe mit meinem Team nun seit 1998 bereits zwölf Baukongresse organisiert. Am Baukongress 2020 von 23.-24. April wird sich so viel wie noch nie ändern. So haben wir erstmals direkt nach unserer Eröffnung eine Auftaktsession: „Building Information Modeling in der Praxis“ in der Vortragende eindrücklich aufzeigen werden, mit welch großen Schritten die Branche den Weg Richtung digitalem Planen, Bauen und Betreiben in Infrastruktur- und Hochbau beschreitet. Es werden u.a. Best Practices bei Bauabnahmen mit Unterstützung von Virtual-Reality-Brillen, völlig papierlose Einreichverfahren oder ein gemeinsames Online-Merkmalservice als Grundvoraussetzung für den funktionierenden Datenaustausch zwischen allen am Bau Beteiligten präsentiert.
Das heißt, auch auf dem BAUKONGRESS hat die Digitalisierung bereits Einzug gehalten.
Michael Pauser: Bereits mit Mitte 2015 haben wir uns in der öbv mit BIM intensiv beschäftigt. Experten aus den verschiedenen Sphären haben 2019 die erste öbv-BIM-Richtlinie „BIM in der Praxis - Auftraggeber Informations Anforderung (AIA)“ erstellt. Diese RL wird mit einem web-basierten Modul unterstützt. Je nach Erfordernis kann daraus eine fachgerechte AIA generiert werden. Die Textbausteine dieser RL und die zugehörigen Erläuterungen bilden den heutigen Stand der Technik zum Thema BIM ab. Welche Erfahrungen damit bereits in der Praxis gemacht wurde, wird ebenfalls in der BIM-Vortragssession aufgezeigt.
Am Baukongress selbst unterstützt die Digitalisierung auch den Kongressbesucher.
Michael Pauser: Ja wir haben eine eigene Baukongress-App, die wir zum ersten Mal am letzten Baukongress eingesetzt haben. Damals haben 700 von 2.000 Kongressbesucher davon Gebrauch gemacht. Diesmal wollen wir mit vielen neuen Features wesentlich mehr Kongressbesucher überzeugen, dass er/sie sich das Leben wesentlich vereinfachen kann: Unsere Baukongress-App wird für Kongressteilnehmer bereits ein Monat vor Kongressbeginn über App Store oder Google Play herunterladbar sein: Sie bietet nicht nur die Möglichkeit, sich über die Vorträge und Vortragenden zu informieren und den eigenen Kongressaufenthalt ganz individuell zu planen. Kongressteilnehmer können den Vortragenden auch Fragen übermitteln, die sie bei einem speziellen Thema besonders interessieren oder direkt Kontakt aufnehmen. Auch Termine bei einem der rund 100 Aussteller, können jetzt digital für die Kongresstage vereinbart werden. Außerdem gibt es eine Voting-Funktion für die anonym gestellten Fragen während der Vortragssession, die dafür sorgt, dass die Vorträge viel interaktiver werden können.
Derzeit wird auch viel über alternative Vertragsmodelle gesprochen.
Michael Pauser: Richtig, wir haben dazu bereits einen eigenen öbv-Arbeitskreis, bestehend aus Mitarbeitern von Bauherrn- und Baunternehmungen und Ingenieurbüros eingesetzt, der eruiert, welche alternativen Vertragsmodelle zum klassischen ÖNorm-Bauvertrag international und national erfolgreich angewendet werden. Für diese Vertragsmodelle soll erarbeitet werden, welche Vorteile gegenüber dem ÖNorm-Bauvertrag bestehen und unter welchen Rahmenbedingungen diese Vorteile generiert werden können. Auch die Risiken der alternativen Vertragsmodelle sollen aufgezeigt werden. Peter Krammer, Vorstandsvorsitzender der öbv, wird bei seiner Eröffnungsrede an die Kongressbesucher appellieren, dass an alternativen Vertragsmodellen künftig kein Weg vorbeiführen wird, um von der momentan noch vorherrschenden Konfliktkultur zu einer kooperativen Projektabwicklung zu kommen.
Mit Kooperativer Projektabwicklung und KOOP Award haben sie sich in der öbv ja schon länger befasst.
Michael Pauser: Die kooperative Projektabwicklung ist bereits seit 2013 ein Steckenpferd von uns. 2018 kam das überarbeitete öbv-Merkblatt „Kooperative Projektabwicklung bei komplexen Bauvorhaben - inkl. KOOP Quick Check“ heraus. Die öbv sieht diese schon länger als wichtigste Voraussetzung für den Erfolg von Building Information Modeling (BIM). Deswegen wird zu Beginn des Baukongresses bereits zum dritten Mal der „KOOP Award“ für die kooperativsten Projektteams, bestehend aus Vertretern des Auftraggebers, Auftragnehmers sowie der Planer und örtlichen Bauaufsicht im Infrastruktur- und Hochbau verliehen. Eine Preisverleihung, von vielen Institutionen bereits kopiert aber unser Original niemals erreicht, weil wir auch die Grundlagen dafür geschaffen haben. So viele Einreichungen wie diesmal, nämlich 18 aus Bahn-, Straßen- und Flughafenbau, Wohn-, Büro- und Verwaltungsbau, haben wir noch nie erhalten.
Welche Vorträge zusätzlich zu BIM wird es noch geben?
Michael Pauser: Wir haben heuer wieder maßgebende Vertreter aus Projektentwicklung und Planung sowie Auftraggeber, Bau- und Baustoffindustrie dafür gewinnen können, den Baukongress mit über 50 Vorträgen zur wichtigsten Wissens- und Netzwerkplattform Österreichs und weit darüber hinaus zu machen.
Die Vorträge über technische Entwicklungstrends, neue Projekte, besonders interessante Ausführungen und Planungen in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur und Hochbau beschränken sich nämlich nicht nur auf Österreich. Auch international können österreichische Planungsbüros und Baufirmen Erfolge feiern. Beispielsweise im Rahmen eines aktuellen Bauvorhabens in Doha, bei dem das gesamte Entwässerungssystem der Hauptstadt des Emirats Katar neu geplant und gebaut wurde.
Gibt es sonst noch Neues am Baukongress 2020?
Michael Pauser: Ja. Den Kongressabend haben wir komplett neu konzipiert. Den ersten Kongresstag beenden wir mit einem anschließenden Abend-Event direkt im Untergeschoß des Kongresszentrums ACV. Dort werden zum Auftakt des Galaabends erstmals Preise an die besten Unternehmens-, Kooperations- und Netzwerkprojekte im Rahmen der Brancheninitiative Bauforschung 2020 vergeben. Die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und die WKO-Geschäftsstelle Bau haben als Träger dieser Initiative dafür, allein in den ersten beiden Jahren, aus 670 Einreichungen drei Kategorie-Sieger ausgewählt. Aufgabe der Gäste des öbv-Events unter dem Motto „Be up to date“ wird es sein, aus diesen dreien mit dem Smartphone über den Gesamtsieger abzustimmen. Als Gewinner dürfen sich allerdings heute schon alle Teilnehmer der Brancheninitiative sehen: 55 Millionen Euro Fördergelder wurden bereits in den ersten beiden Jahren bewilligt. Grund für gelöste Stimmung und entspanntes Zusammensein der gesamten Branche gibt es also mehr als genug. Kabarettist Gery Seidl sollte es daher nicht schwer fallen mit seinem Programm für Unterhaltung zu sorgen. Für die kulinarischen Genüsse zeichnet dieses Jahr mit dem „Motto Catering“ außerdem einer der besten Gastronomiebetriebe Wiens verantwortlich.
Eine Übersicht zum Vortragsprogramm gibt es unter www.baukongress.at
SOLID ist Offizieller Kooperationspartner des Baukongress 2020 und wird im Zuge dessen im SOLID Newsletter exklusiv über ausgewählte Vorträge vorinformieren.