SOLID: Worauf bauen Sie?Rudolf Lahofer (RL): Natürlich auf unsere 100 Jahre Geschichte. Das Unternehmen hat der Großvater ja 1914 gegründet.Wie kommt man darauf, dass man ausgerechnet zu Kriegsbeginn eine Firma gründet?Franz Lahofer (FL): Ja, das ist eigentlich absurd und wir wissen es auch nicht genau. Aber wir vermuten, dass der Grund war, dass es damals generell nicht viel Arbeit gegeben hat und die Bauern daher auch am Bau gearbeitet haben. Und so ist wohl eine Firma entstanden.
RL: Der Großvater hat die Firma dann bis 1947 geführt, dann ist unser Vater eingestiegen und hat den Betrieb dann bis 1982 geführt, dann bin ich eingestiegen und ein paar Jahre später mein Bruder, der ja eineinhalb Jahre jünger ist und da noch studiert hat.FL: Zuerst war es ja ein reiner Baubetrieb, dann haben wir mit Transportbeton und Schottergewinnung begonnen.RL: Mit Transportbeton haben wir 1972 begonnen, weil wir einmal schlechte Erfahrungen mit einem Lieferanten aus Wien gemacht haben. Er hat uns auf einer Baustelle hängen lassen und da dachte ich mir: So, das mach ich jetzt selber!
Sie bauen also auf Autonomie und Flexibilität als Erfolgsrezept?RL: Ja, das hat uns auch für die Expansion der Firma sehr gut getan.
Waren Sie immer ein bisschen vor den anderen in der Umgebung?RL: Kann man so sagen, ja. Wir haben dann das Glück gehabt, dass wir im Gewerbebau einsteigen haben können und in die Fertigteilbranche. Wir haben relativ frühzeitig Fertigteile montiert – auf unseren eigenen Baustellen, keinen fremden. Und auch da war es so, dass wir zuerst mit Fremdkranen gearbeitet haben und irgendwann gesagt haben: Immer Krane mieten ist auch nichts – und 1987 haben wir unsere ersten beiden Mobilkrane gekauft.
Auf welche innovativen Dinge bauen Sie denn für die Zukunft?FL: Wir entwickeln mit der Firma Oberndorfer gerade ein Massiv-Fertighaus, das sicher kein Massenprodukt ist, aber eine sehr gute Ergänzung zum Baumeisterhaus. Das ist aber nur eine Zusatzschiene zur Hauptschiene – und die heißt nach wie vor: Bau – vor allem Gewerbe, Supermärkte, Autohäuser, für die Firma Glock, dazu Beton und Kran. Alle drei Zweige bringen Geld. Wo wir sicher nicht einsteigen werden, ist der soziale Wohnbau. Da stimmen die Preise einfach nicht.RL: Wir glauben auch, dass die Betonkernaktivierung sehr stark im Kommen ist. Das ist doch ein Bauteil, der sich etwa gegenüber einer Solar- oder Photovoltaikanlage relativ rasch aktiviert. Dazu schaffen Sie ein unglaublich angenehmes Raumklima, das erleben wir hier selber. Und nachdem Energie immer teurer wird, denken da auch die Gewerbebauherren bei Supermärkten langsam um. Und wir arbeiten ja viel mit Architekten zusammen und da lernt man auch jedes Mal etwas dazu.
Ich spüre da eine große Bereitschaft für Neues und Schönes?FL: Ganz sicher. Kreative Architekten sind ja richtige Künstler und wenn da ein Bauherr die Idee zahlt und wir das umsetzen dürfen, ist das super! Welche Architektur gefällt Ihnen besonders?FL: Von den selbst gebauten Sachen die Röntgenordination in Gänserndorf, die war auch bautechnisch eine Herausforderung. Ich finde generell die Kombination von Beton und Glas ganz toll.RL: Auch der DC-Tower in Wien ist sehr gelungen! Übrigens auch mit Betonkernaktivierung.
Worauf bauen Sie noch?RL: Natürlich auf unsere Töchter! Franz hat zwei, ich hab drei – und alle fünf sind im Betrieb. Das hat eine Zeit gedauert, aber wir haben uns dann gemeinsam hingesetzt und gesagt: Was machen wir jetzt? Geht es weiter nach uns beiden oder nicht? Und jetzt haben alle fünf unterschiedliche Aufgabenbereiche und wachsen immer mehr in die Führung hinein.
Gibt es etwas, das noch wichtig ist im Leben – wenn die Familie schon in der Firma steckt?RL: Vertrauen – aber das ist schon wieder die Firma. Wir sind eben ein Familienbetrieb und da wird nicht alles protokolliert. Da wird besprochen und dann durchgezogen. Für das Leben mit der Familie selber bleibt leider sehr wenig Zeit. Daher ist das Umschaltenkönnen sehr wichtig. Und der Freundeskreis ist sehr wichtig. Dass man sich ungeniert wo hintrauen kann, weil ich weiß: Da ist niemand bös auf mich.FL: Ich fahre gern mit dem Rad, gehe aber auch gern in Ausstellungen und Vorträge. Da ist das Thema gar nicht so wichtig, ich lasse mich da gern inspirieren.RL: Und sonst sind eh die Enkelkinder da, da wird einem nicht fad. Denn die Durchhänger im Baugewerbe füllen wir mit Immobilienvermietung.