Österreich : Baubranche befürchtet Einbußen wegen stockender Genehmigungsverfahren
So befürchten der heimische Ziegelhersteller Wienerberger und sein Schwesterunternehmen, der Kunststoffrohrproduzent Pipelife, dass es in der gesamten Baubranche im zweiten Halbjahr zu Umsatzeinbrüchen kommt.
Bereits laufende Bauprojekte wären gesichert und auch die Versorgung der Baustellen laufe nachhaltig, heißt es von den beiden Wienerberger AG-Tochterunternehmen. Nach deren Fertigstellung droht aber das Auftragsvolumen drastisch abzunehmen, denn geplanten Projekten wird aufgrund fehlender Genehmigungsverfahren der Riegel vorgeschoben.
Johann Marchner, Geschäftsführer Wienerberger Österreich und Franz Grabner, Geschäftsführer Pipelife Austria in einer Aussendung: "Auch für uns ist es sehr wichtig, dass Genehmigungsverfahren wie üblich weiterbearbeitet und abgeschlossen werden. Wenn dem nicht so ist, bedeutet das nicht nur für Wienerberger und Pipelife, sondern für die gesamte Baubranche sowie sämtliche Neben- und Zulieferbetriebe ab Spätsommer große Verzögerungen. Im Jahr 2021 drohen Gewerbe und Industrie folglich große Umsatzeinbrüche. Ein Aussetzen der Genehmigungsverfahren würde zudem die Beschäftigungssituation in Österreich nachhaltig negativ verändern. Hunderte, wenn nicht sogar tausende Arbeitsplätze im Bau- und Baunebengewerbe wären betroffen.“
Das gelte sowohl für den Hoch- als auch den Infrastruktur- und Siedlungswasserbau. "Aktuell werden in ganz Österreich nur sehr eingeschränkt Bauverhandlungen durchgeführt - teilweise infolge mangelhafter Ausstattung und Digitalisierung in den Behörden", so die Unternehmen. Halte dieser Zustand an, komme es neben weiteren Umsatzrückgängen auch zum Verlust von Arbeitsplätzen.
Gesamte Branche fordert Maßnahmen gegen den Stillstand
Um den Aufschwung der österreichischen (Bau-)Wirtschaft nach der Coronakrise wieder anzukurbeln und wichtige Arbeitsplätze langfristig sichern zu können, appellieren Wienerberger und Pipelife in einem Schulterschluss an die politischen Verantwortlichen, alle erdenklichen Maßnahmen zu treffen, die dazu beitragen, dass große und kleine Bauvorhaben rasch fortgeführt werden dürfen. Ruhend gestellte Verfahren sind zügig wieder aufzunehmen, um auch neue Projekte starten zu können.
Zudem fordern die beiden Geschäftsführer so wie viele andere Branchenvertreter, darunter die Baulandesinnungen Steiermark, Wien und Tirol, die Verlängerung von Baugenehmigungen und Fertigstellungsfristen um ein bis zwei Jahre, um Projektentwickler der Immobilienbranche in dieser Phase bestmöglich zu entlasten.
Erst kürzlich hat auch die Immobilienbranche beklagt, dass zahlreiche Großprojekte derzeit aufgrund ausständiger Genehmigungsverfahren auf Eis liegen. (APA/red.)