SOLID 12+01/2020 : Bauausbildung: Die große Lehre
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Ein Freitagvormittag Ende November in Ybbs an der Donau. Wenige Medien sind gekommen, keine TV-Teams, außer SOLID keine Fachpresse, nur lokale Zeitungen, die dann hauptsächlich nach der Lärm- und Anrainersituation fragen werden.
Dabei hat die Ankündigung, die der Ybbser SP-Bürgermeister Alois Schroll zu machen hat und für die unter „Stadt Ybbs zieht mit Strabag AG Österreich Megaprojekt an Land“ eingeladen worden war, durchaus das Zeug zum Knaller. Denn die Österreich-Abteilung des 16-Milliarden-Euro-Umsatz-Konzerns errichtet hier um 9 Millionen Euro allein an Erstinvestition eine österreichweite Lehrwerkstätte, in der nicht nur jeder Strabag-Lehrling aus ganz Österreich zumindest vier Wochen am Anfang seiner Lehre verbringen wird, sondern auch fachliche Weiterbildungen und Teambuilding-Veranstaltungen stattfinden werden. Baustart wird 2020 sein, Betriebsstart der Spätsommer 2021.
>> HIER geht's zum Video von der Präsentation <<
Die Strabag ist mit einer derartigen Initiative nicht allein. Schon seit zwei Monaten in Betrieb ist nämlich der Bildungscampus der Porr in Wien mit einem ähnlichen – wenn auch nicht ganz gleichen - Konzept.
Und - zeitlich fast genau in der Mitte präsentiert - hat die Wirtschaftskammer in Gestalt der Bauinnung die Baulehre durch verschiedene Maßnahmen von Lehrplanänderung über leistungsorientierte Zuspitzung, neue Namen und Ausbildungskonzepte bis zur Ankunft im digitalen Zeitalter mit einer e-Baulehre und Tablets für jeden Lehrling ab dem 2. Lehrjahr auf ziemlich neue Beine gestellt. Diese „Baulehre 2020“ startet offiziell im kommenden Jänner, Teile davon laufen aber bereits jetzt.
4.500,- Treueprämie sind nur das Tüpfelchen auf dem i
Nachdem in der Branche lange Jahre über Facharbeitermangel und schlechte Lehrlinge geklagt wurde, sind die Player jetzt Gott sei Dank ins Handeln gekommen und das kann der Bauwirtschaft nur gut tun – mit der üblichen Problematik, dass ähnlich wie beim Thema Digitalisierung und BIM die großen Firmen und Konzerne in der Regel ungleich bessere Karten haben als die KMU, aus denen die österreichische Bauwirtschaft doch zum Großteil besteht. Beispiel gefällig? Die Strabag zahlt als Teil ihres Stay-In-Programms (über das noch zu reden sein wird) jedem Lehrling, der nach abgeschlossener Lehre und Präsenz- oder Zivildienst im Unternehmen bleibt, 4.500,- Euro brutto quasi als Treueprämie. „Aber wenn alles davor nicht funktioniert hat, ist das Geld Nebensache. Wir sehen es mehr als ein Highlight am Schluss“, relativiert der Strabag-Lehrlingsbeauftragte für ganz Österreich, Erfinder des Stay-In-Konzepts und Mastermind der Lehrwerkstätte in Ybbs Günther Metzler im SOLID-Gespräch bei der Präsentation.
Warum jetzt auf einmal diese großen Anfangsschritte? Man habe eine Zeit gebraucht, um den Ernst der Situation zu verstehen und aus der Schockstarre ins Handeln zu kommen – so könnte man zugespitzt formulieren. Sinkende Lehrlingszahlen durch die demografische Falle und die große Konkurrenz der Schulen, fehlende Facharbeiter, eine knapp vor der Pensionierung stehende Generation an Polieren, die ersetzt werden müssen und deren Wissen man auch bewahren will: das alles zusammen hat zum Erkennen von echtem Handlungsbedarf geführt. Und das wirklich Bemerkenswerte darin: das, was da jetzt in Österreichs Bauwirtschaft passiert, ist nicht Oberflächenkosmetik, sondern ein tief greifender Neuansatz.
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Hart, aber erfolgversprechend
„Es wird hart, aber es wird sich lohnen“ – mit diesem Slogan geht etwa Niederösterreichs größte Baufirma Leyrer + Graf an die Lehrlinge und das Lehrlingsthema überhaupt heran. Die Schwierigkeiten, Lehrlinge zu finden, kennt Leyrer + Graf-CEO Stefan Graf gut und sieht sie als „durch unsere Gesellschaft herangezüchtet.“ Die Lehre, so nicht nur sein Befund, „wurde leider imagemäßig lange Zeit schlechter gestellt als andere Ausbildungen, dabei gibt es so viele spannende Karrierewege. Bei uns in der Unternehmensgruppe haben wir zahlreiche Bespiele, die mit einer Lehre begonnen haben und nun Polier oder Bauleiter sind. Natürlich haben nicht alle den Willen und das Wollen, auf der Karriereleiter voran zu kommen, aber es gilt gezielt jene zu fördern, die ehrgeizig und zielstrebig sind und nach dem gewissen „Mehr“ streben. Dabei dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass der Fachkräftestand ein ganz gewichtiger Faktor für unseren Erfolg ist. Denn würden wir uns nur auf Nachwuchs-Führungskräfte konzentrieren, könnten wir so nicht weiterbestehen. Es geht darum, die Talente jedes Einzelnen am richtigen Platz - egal in welcher hierarchischen Ebene dieser ist - zu beschäftigen. Dann bringt es langfristigen und nachhaltigen Erfolg für beide Seiten.“
Für Graf ist es „wichtig, dass die Baulehre digitaler wird und somit näher an der modernen Berufswelt ist“ und „dass die ganze Welt durch die Digitalisierung attraktiver für junge Leute wird und vermutlich auch ein Entscheidungskriterium bei der Jobauswahl.“ Die „Baulehre 2020“ sieht Graf dabei als „wesentlichen Schritt“.
Dass die „Baulehre 2020“ heute so gut in den Startlöchern steht, hat bei weitem nicht nur, aber doch viel mit Aktivitäten aus einem weiteren Kernbundesland der heimischen Bauwirtschaft zu tun. Dem oberösterreichische Landesinnungsmeister Norbert Hartl und dem Geschäftsführer der Bauakademie Oberösterreich Harald Kopececk (der etwa auch die e-Baulehre besonders voran getrieben und der Öffentlichkeit vorgestellt hat) war die triste Lehrlingssituation schon länger ein Dorn im Auge gewesen. Der Ausgangspunkt zum radikalen Lösungsansatz war, so Kopececk, die Überlegung, Schulungen zu machen, um die schlechten Schüler zumindest für eine Teillehre zu gewinnen. „Das ist schon wichtig, denn man braucht auch Indianer, aber aus meiner Sicht wäre das Resignation gewesen“, sagt Kopececk. Er und Hartl hätten daher gemeinsam mit dem Tiroler Landesinnungsmeister Anton Rieder auf „Angriff ist die beste Verteidigung“ plädiert und die anderen Landesinnungsmeister schnell im Boot gehabt.
Es folgten – im Sommer 2017 – sechs Strategieworkshops mit den Innungsmeistern und der in der Bundesinnung für Aus- und Weiterbildung zuständigen Irene Glaninger, aus denen letztlich in laufender Abstimmung mit den Bedürfnissen der Bauunternehmen in den folgenden zwei Jahren die Baulehre 2020 in ihrer jetzigen Form entstand (Details dazu siehe Kasten: Baulehre 2020: Tablets und keine Maurer mehr).
Glaninger dazu heute rückblickend: „Mit dem Projekt Baulehre 2020 wurde die Ausbildung am Bau nicht nur modernisiert, sondern ein Berufsbild für die nächsten Jahrzehnte definiert. Baulehre 2020 bildete letztlich den praxistauglichen Unterbau für das im Sommer 2019 vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort kundgemachte Lehrberufspaket II. Dieses Konzept hat eine Strategiegruppe mit Vertretern aus der Bauwirtschaft erarbeitet und dabei außerordentlichen Weitblick bewiesen.”
Und auch Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel ist begeistert: „Die Baulehre 2020 steht für ein beispielloses Maßnahmenpaket, um der Digitalisierung in der Facharbeiter-Ausbildung sowohl inhaltlich als auch bei der Vermittlung des Lehrinhalts Rechnung zu tragen. Wir sind davon überzeugt, dass wir damit den Jugendlichen ihr Rüstzeug für das 21. Jahrhundert geben.“
Konkurrenz Schulen und die Sache mit dem Lebensverdienst
Freilich ist mit einem modernen Lehrplan noch lange nicht alles gewonnen. Die Unternehmen und Unternehmer brauchen auch persönlichen Einsatz, um Jugendliche für das Thema Baulehre überhaupt zu gewinnen. So sind die Innungen, die großen Konzerne, aber auch Unternehmen wie das erwähnte Leyrer + Graf oder auch die Habau Group regelmäßig auf Berufsinformationsmessen und -veranstaltungen vertreten. Als eigentliche Aufgabe habe sich dabei herausgestellt, so Harald Kopececk, dass die Schulen der Lehre immer mehr Konkurrenz machen – und dabei vor allem die AHS. Unter den Jugendlichen, aber auch ihren Eltern gebe es in unsicheren und gleichzeitig viele Chancen bietenden Zeiten wie heute den zunehmenden Trend, die Berufsentscheidung aufzuschieben und nach dem Motto zu verfahren: „Geh halt noch weiter in die Schule, eine Lehre kannst du immer noch machen.“
Die Hauptaufgabe ist nun zu kommunizieren, dass nicht die Lehre, sondern die AHS-Matura und daran häufig anschließende „weiche“ Studien wie Sozialfächer etc. eine karrieremäßige Sackgasse sei. Kopececk: „Wir müssen aus dem Y-Modell – also der Entscheidung für entweder Handwerk oder Schule und damit verbundenen Karrierewegen entweder bis zum Facharbeiter oder nach oben offen – ein Karo-Modell machen.“ Zur gut verdienenden Bauführungskraft kommt man im neuen Lehrmodell eben nicht mehr nur über HTL-Matura und eine Bautechnikerausbildung, sondern auch und planmäßig über die Schiene (Kader-)Lehre-Vorarbeiter-Weiterbildung.
Und noch eins habe die eingehende Beschäftigung in den Workshops ergeben: man habe bis dato zwar mit der höchsten Lehrlingsentschädigung geworben, das wäre aber nicht greifbar gewesen. Doch der Vergleich der Lebensverdienste eines aus der Lehre gekommenen Poliers mit einem durchschnittlichen AHS-Maturanten würde zeigen, dass sich die Wege erst für den AHS-Absolventen bestenfalls jenseits der 50 kreuzen würden und die Poliere tendenziell finanziell davon laufen. Da noch nicht einmal eingerechnet wäre die durch die Ausbildung mögliche Ersparnis bei der Eigenheimbeschaffung. Kopececk: „Kurz gesagt: der holt den nie ein! - Mit dem Lebensverdienst und dem Karo-Modell haben wir auf der Messe die Leute total begeistert. Die Mütter haben gesagt: so haben wir das noch nie gesehen.“
Doch mit der grundsätzlichen Entscheidung für die Lehre ist es noch lange nicht getan. Da wartet zum einen die Entscheidung über den Ausbildungsbetrieb – und da kommt es zu einem beinharten Match zwischen den KMU und den Großbetrieben und Konzernen. Der Leiter des Porr-Bildungscampus Reinhard Schöller etwa kommt selber aus einem kleinen Betrieb und war zudem Lehrer in der Bautechnik-Abteilung der HTL Mödling und sieht als eine seiner Aufgaben, Jugendlichen die Vorteile eines großen Konzerns gegenüber einer kleinen Firma zu vermitteln und sie so zur Porr zu holen. Der Porr Campus wurde innerhalb von knapp 2,5 Jahren in-House geplant und realisiert. Die Entwicklung des Lehrplans mit allen Beteiligten und Experten hat rund ein halbes Jahr gedauert. Schöller über das Anrollen des Projekts in Wien Simmering: „Die ersten Wochen waren aus unserer Sicht sehr erfolgreich. Das Feedback der Lehrlinge war durchwegs positiv und wir haben mehrfach gehört, dass wir gegenüber den Lehrbauhöfen zahlreiche Vorteile bieten. Unser Ziel ist es, bis Ende Juni bzw. Anfang Juli 2020 durchschnittlich dauerhaft 20 wechselnde Lehrlinge vor Ort zu haben.“
Das große Thema aber scheint zu sein, wie man die Jugendlichen dann in der Lehre und darüber hinaus im Beruf und in der Firma hält. So erzählt etwa der Habau-Lehrlingsbeauftragte Karl Fröschl: „Man muss die Menschen dort abholen, wo sie sich befinden. Ich habe großes Verständnis für die Jugendlichen und ihre Nöte. Jeder hat schon einiges erlebt, das muss man anerkennen. Es ist wichtig, den Nachwuchs nicht so schnell aufzugeben, sondern an ihn zu glauben. Für schwächere Lehrlinge gibt es Nachhilfe, starke werden in ihren Stärken gefördert. Und durch Teamarbeit erlernen alle, wie man schrittweise die nötigen Qualifikationen erlangen kann, die man auf der Baustelle braucht. Das kann auch schon mal ein schmerzhafter Prozess sein, aber vor allem unsere Ausbildner verstehen es, die Motivation, die unsere Lehrlinge mitbringen, immer wieder aufs Neue zu entfachen.“
Ansatzpunkt Ausbildner – und wie man kritische Punkte überwindet
Die Wichtigkeit der Vernetzung der Ausbildner untereinander und mit den Trainern in der zukünftigen Strabag-Lehrwerkstatt betont auch der Strabag-Lehrlingsbeauftragte Günther Metzler: „Derzeit sind die Ausbildner bei uns noch hauptsächlich Einzelkämpfer – schon allein geografisch bedingt. Ein Ausbildner hat meistens einen oder zwei Lehrlinge, ist aber eben relativ allein, weil er nicht sieht, was die anderen machen. Jeder Ausbildner macht ja bei uns den gesetzlichen Lehrlingsausbildner nach §29 als Basis – und dann wird es in der Konzernlehrwerkstätte auch gesammelte Weiterbildungsmaßnahmen für Ausbildner geben und sie werden gemeinsam mit den hier tätigen Trainern und anderen Ausbildnern ein Netzwerk mit vielen Feedback- und Kommunikationsmöglichkeiten bilden können. Wir hoffen da auf eine große Horizonterweiterung und natürlich mehr Unternehmensbindung.“
Unternehmensbindung, die wieder zurück führt zum Thema „Stay In“. Metzler: „Das Programm Stay In zieht sich durch vom Schnuppern bis zur Rückkehrprämie. Wir haben ein paar kritische Punkte lokalisiert, bei denen wir glauben ansetzen zu müssen, um die richtigen Jugendlichen zu finden und sie auch bei uns im Betrieb zu halten. Das beginnt schon vor der Lehre mit einem kostenlosen und verpflichtenden Schnuppern.“ Ein Schnuppern, das sich auch bei mit anderen Themen arbeitenden großen Betrieben der Baubranche wie etwa Baumit bewährt hat. Dort – wo es ebenfalls eine Lehrwerkstatt gibt - ist das System ebenfalls so ausgeklügelt und die lokale Bindung so groß, dass zehn Jahre nach Einführung des Konzepts mehr als zwei Drittel der Lehrlinge im Betrieb geblieben sind und teils sogar schon Führungspositionen innehaben.
Die Vorarlberger Vorreiter-Baufirma Rhomberg wiederum hat gute Erfahrungen mit einer anderen Art von Einrichtung gemacht, erklärt Jürgen Jussel, der Personalleiter von Rhomberg Bau: „Wir haben standardmäßig eine Lehrlingsbaustelle, die von unseren angehenden Maurerinnen und Maurern mit Unterstützung eigenverantwortlich organisiert wird und sie motiviert, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig ihr gelerntes Fachwissen in die Praxis umzusetzen“ Mit 25 % hat Rhomberg im Hochbau übrigens einen ausnehmend hohen Frauenanteil. Und im Bahnbereich, dem zweiten Rhomberg-Standbein, bekommen die Lehrlinge laut Rhomberg Sersa Rail-Personalchefin Melissa Wilmanns „eigene Tablets, die Kosten für Schulequipment wird übernommen und wir unterstützen sie mit Welcome Days und Lehrlingscamps“
Nach dem Schnuppern, erklärt Günther Metzler das Strabag-Stay-In-Konzept weiter, „kommt als weiterer Punkt die Konzernlehrwerkstätte: Zu Beginn der eigentlichen Lehre holen wir jeden Jugendlichen für vier Wochen herein, wo die Lehrlinge in der Probezeit in einem geschützten Rahmen ohne Baustellendruck und gemeinsam mit Gleichaltrigen unter fachlicher Anleitung viele Dinge probieren und üben können.“ Ähnlich sieht es der Porr-Lehrlingsbeauftragte Michael Heissenberger: „Wir können unsere Lehrlinge vor Ort mit den Materialien arbeiten lassen und hinsichtlich jener Arbeitsprozesse ausbilden, die auf unseren Baustellen tatsächlich zum Einsatz kommen. Das sorgt für sehr hohe Akzeptanz — bei den Lehrlingen sowie auch bei den AusbilderInnen. Zweitens arbeiten im Rahmen der Ausbildung am Campus Lehrlinge aus ganz Österreich gemeinsam miteinander und lernen sich persönlich kennen. Und Drittens sind wir sehr flexibel, wenn es um die Gestaltung des Curriculums und um die Reaktion auf neue Entwicklungen in der Baubranche geht.“
Ein Probieren und Üben, das sich – und das gilt sicher nicht nur für die ganz großen Betriebe – mit dem Ende der Lehre lange nicht erledigt hat. Lebenslanges Lernen ist auch am Bau das Thema, und allein durch die in der Baulehre 2020 neuen Inhalte ist der Lehrplan übervoll, wie fast jedes unserer Gespräche zeigte. Sowohl die Porr als auch die Strabag – und mit Sicherheit nicht nur sie – werden ihre Einrichtungen auch für die Weiterbildung vor allem der Facharbeiter verwenden. Günther Metzler: „In der geplanten Konzernlehrwerkstatt wird es neben der Lehrlingsausbildung auch eine Facharbeiter-Weiterbildung geben. Da geht es unter anderem um Themen zur Qualität, etwa bei Klassikern wie Abdichtung. Ein großes Thema ist die Sanierung. Diese rückt zukünftig wieder stärker in den Vordergrund, auch aufgrund der neuen Lehrberufe und der Bau-Kaderlehre. Dieses Thema haben wir in der Industrie bei der Ausbildung lange nicht adäquat behandelt – jetzt können wir noch von den sehr guten, erfahrenen Leuten profitieren. Aber wenn die in den nächsten Jahren vor ihrer Pensionierung ihr Wissen nicht weitergeben, geht viel verloren. Darüber hinaus gibt es ganz allgemein immer neue Themen und neue Materialien. Was man auch nicht außer Acht lassen darf, ist das Thema Arbeitssicherheit. Da planen wir in Ybbs einen fix installierten Sicherheitsparcours zu Trainingszwecken.“
„Der Bau ist eines der Zugpferde in der heimischen Lehrlingsausbildung. Dass nun Baugewerbe und Bauindustrie mit der ‚Baulehre 2020‘ ein vollkommen neues, an den Erfordernissen der künftigen Berufswelt ausgerichtetes Konzept zur Ausbildung präsentieren, ist umso erfreulicher, als der Bau damit eine Signalwirkung für viele anderen Branchen in der dualen Ausbildung hat, die Bildungsinhalte systematisch zu modernisieren", sagt WKÖ-Präsident Harald Mahrer über die neue Baulehre.
Maurer wird zum Hochbauer, Schalungs- zum Betonbauer
Eine Expertengruppe aus Baugewerbe und Bauindustrie hat am Konzept „Baulehre 2020“ gearbeitet. So werden u.a. neue Arbeitstechniken (z.B. digitale Vermessung, elektronisches Daten-Management etc.) in die Lehre einfließen. Um diese neuen Berufsbilder mit einem angemessenen Erscheinungsbild zu versehen, werden Umbenennungen vorgenommen: der Maurer wird künftig Hochbauer heißen und bildet damit das begriffliche Pendant zum Tiefbauer. Der bisherige Schalungsbauer wird in Hinkunft – der internationalen Nomenklatur entsprechend - zum Betonbauer.
„Kaderlehre“ mit vertiefter baubetriebswirtschaftlicher Ausbildung und zusätzlich wählbaren technischen Schwerpunkt
Die 4-jährige „Kaderlehre“ hat die zukünftige Führungsriege auf der Baustelle im Fokus.
„Der Beruf hat sich in den letzten Jahren stark verändert: die Digitalisierung, moderne Technologien und die dynamische Marktentwicklung stellen neue Anforderungen an unsere Fachkräfte. Es gilt, den Lehrberuf an die moderne Arbeitswelt anzupassen und die Lehrinhalte umfassend zu adaptieren. Das ist uns mit dem Konzept ‚Baulehre 2020‘ gelungen“, so Karl Weidlinger, Obmann-Stv. des Fachverbandes der Bauindustrie.
Digitale Lernmethoden und gratis Tablets für Baulehrlinge
Neben der strategischen Neuausrichtung der Baulehre werden in Zukunft Akzente im Bereich e-learning gesetzt. Hier werden bereits jetzt Lern-Videos, Online-Trainings und Wissens-Checks auf einer Internet-Plattform angeboten ([youtube:https://www.youtube.com/watch?v=Izy4yycSBa0).|Damit werden Baulehrlinge optimal auf die Lehrabschlussprüfung vorbereitet und die Lehrinhalte aus BauAkademie, Lehrbetrieb und Berufsschule vertieft.]
Auch im Hardware-Bereich wird aufgerüstet: alle Baulehrlinge im 2. Lehrjahr erhalten kostenlos ein Tablet mit Internet-Zugang und vorinstallierten e-learning-Programmen sowie weiteren Applikationen zu den Themen Arbeitssicherheit, Normen, Baustellendokumentation, umweltgerechte Entsorgung etc. Das Gerät kann nicht nur in der Schule, sondern auch in der Praxis, konkret auf der Baustelle, eingesetzt werden und in die EDV-Struktur des Lehrbetriebs eingebunden werden.
Mehr Information: https://www.baudeinezukunft.at/de/bauberufe/